Das wirklich Schöne an einer doch recht großen Stadt wie Hamburg ist die Tatsache, dass sich an einem Freitagabend im März aufs Vielfältigste Musik entdecken lässt. Das, was grob unter dem Begriff Pop zusammengefasst werden kann, zeigt sich in seinem ganzen schillernden stilistischen Spektrum.

Da sind zunächst die Altvorderen des Genres. Die, die nicht müde werden, ihre klangvolle Botschaft in die Welt zu tragen. So wie Konstantin ­Wecker , der am heutigen Freitag auf seiner „Ohne Warum“-Tour in der ­Laeiszhalle Station macht (20 Uhr, Johannes-Brahms-Platz, ab 28,20 Euro). „Lieder von Mystik und Widerstand“ kündigt der 68-Jährige an. Mit seinen Fans will der Künstler da bis ins späte Mittelalter reisen, um aus den Worten von damals fürs Heute zu lernen.

Wie aus einer anderen Zeit kommen auch die Songs des Pop-Artisten Dagobert herübergeweht. Der junge Mann, der wie eine Kreuzung aus Stilikone und Schnulzensänger, aus Dandy und Dschungelkönig daherkommt, ist mit seinen bestechend einfachen Keyboard-Oden im Vorprogramm von Get Well Soon zu erleben (20 Uhr, Gruenspan, Große Freiheit 58, 24,90 Euro). Der Hauptact wiederum hat nicht die deutsche Muttersprache, sondern das Englische gewählt, um Geschichten zu erzählen. Auf ihrem aktuellen Album befasst sich die Band um Mastermind Konstantin Gropper mit dem Popthema überhaupt, der Liebe. Melancholisch schwebend verhandelt Gropper das weite Feld von Einsamkeit bis Glücksgefühl.

Während Get Well Soon bereits auf eine veritable Fangemeinde blicken kann, bietet sich für feine Neuentdeckungen der Gang in kleinere Clubs auf St. Pauli an. Im Häkken, vergangenen Herbst im Klubhaus St. Pauli eröffnet, spielt die isländische Band Vök ihre traumwandlerischen, sanft pulsierenden Electronummern, sphärisch aufgeladen durch die Stimme von Sängerin Margrét Rán (20 Uhr, Spielbudenplatz 21/22, 17 Euro).

Noch ein Geheimtipp ist auch die Kölner Band Wellness , die auf ihrem Debütalbum „Immer immer“ kongenial den Surf-Sound der 60er-Jahre mit deutschsprachiger Lyrik verquickt (19.30 Uhr, Molotow, Nobistor 14, 12 Euro, support: Kristoffer & The Harbour Heads). Retro und rau, eingängig und smart. Als hätte es Tarantino ins Rheinland verschlagen. Die Lieder von Wellness tragen tolle Titel wie „Aloha Arne“, „Mirabelle“ oder „Calamari“, die Gitarren quengeln dreckig sowie höchst tanzbar und in der Stimme von Matthias Albert Sänger (Künstlername?) liegt eine angemessene Menge Pathos. Wie ein Geleitgesang hinein in die Nacht. Was will man mehr an einem Freitagabend in Hamburg? Eben.