Als Konstantin Gropper für eine EP George Michaels „Careless Whisper“ coverte, deutete sich bereits an, dass der Sänger und Multiinstrumentalist, der unter dem Namen Get Well Soon unterwegs ist, gerade seine Liebe zum Pop entdeckt hat. „Ja, das fiel schon in diese Phase, in der ich mich intensiver mit Pop auseinandergesetzt habe“, sagt er. „Aber ich wollte nicht das Schmuse-Pathos von Michael in den Song legen, sondern die dunklere Seite des Songs zeigen.“

Gerade hat er ein Album mit dem Titel „Love“ herausgebracht, diesem nicht totzukriegenden Thema jeder Kunst. Gropper hat sich auf den vorherigen Get-Well-Soon-Platten mit abwegigeren Themen beschäftigt, meistens inspiriert von Literatur oder Filmen. Dieses Mal kamen die Anstöße zu den neuen Songs aus der Musik. Von Künstlern wie David Bowie und Tom Petty, von Bands wie Supertramp, Fleetwood Mac und den Pet Shop Boys. „Ich habe das Pop-Universum der 70er- und 80er-Jahre entdeckt. Das fand ich früher eher unspannend“, so Gropper.

Musikalisch hat sich bei den elf neuen Songs nicht so viel gegenüber früheren Alben geändert. Gropper hat wieder Stücke kreiert, die durch ihren Klangreichtum aus dem Rahmen fallen, die komplex und ausgeklügelt arrangiert sind, die entweder grooven oder schwelgerische Balladen sind. Der Eröffnungssong „It’s A Tender Maze“ erinnert in seiner Zartheit an die Tindersticks, „Young Count Falls For Nurse“ könnte mit seinem Pop-Funk und dem Baritonsaxofon auch eine Nummer aus Bowies „Let’s Dance“-Periode sein. Diese Lieder schreien eigentlich nach Pathos, doch Gropper schrammt immer haarscharf dran vorbei. Der in Mannheim lebende Musiker ist zu sehr Kopfkünstler, als dass er in allzu dick aufgetragene Schwelgereien verfallen würde. Doch versprüht sein Kammerpop auf „Love“ eine ungewohnte Leichtigkeit. „Ich habe keine Scheu vor Kitsch“, sagt er. „Aber ich habe mich dieses Mal bewusst gebremst. Es ist von allen Get-Well-Soon-Alben das am wenigsten Pathetische.“

Gropper gehört zu den Künstlern, die zu ihren Songs immer außergewöhnliche Videos produzieren. Für „It’s Love“ hat Groppers Kumpel Philipp Käßbohrer einen Clip mit Schauspieler Udo Kier als Hauptdarsteller gedreht. Der Film zeigt einen einsamen älteren Mann, der mit einem jungen Mädchen in seiner Wohnung isst und sie anschließend in ein Verlies sperrt. Die Szenerie hat etwas Abgründiges, ist aber von Gropper und Käßbohrer genau so gewollt. „Es ging uns nicht darum, etwas im Rosamunde-Pilcher-Stil zu drehen. Angst vor Einsamkeit ist auch ein großer Aspekt von Liebe“, sagt Gropper.

Wenn er am 4. März im Gruenspan mit Get Well Soon auftritt, kommt er nicht als Solokünstler, sondern mit seiner eingespielten, sechsköpfigen Band. „Im Studio bastele ich am liebsten allein“, sagt er. „Aber Konzerte machen nur mit einer Band Spaß.“

Get Well Soon Freitag 4.3., 20 Uhr, Gruenspan, Große Freiheit 58 (Anreise hier), Karten zu
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