Der Kiez ist so etwas wie die literarische Heimat von Robert Brack. Eine große historische St.-Pauli-Trilogie hat der in Ottensen lebende Autor bereits geschrieben, jetzt folgt mit „Die Toten von St. Pauli“ (Ullstein Verlag) ein knapp 450 Seiten starker Kriminalroman, der einen Ausflug in die 20er-Jahre Hamburgs unternimmt.

„Es hätte auch ein Stephen-King-Roman werden können“, erzählt Brack und spielt damit auf die durchaus nicht wenigen blutigen und dem Horror verwandten Szenen an, mit denen er seinen Roman gewürzt hat.

Bracks Protagonistin Greta ist aus einer Irrenanstalt geflohen

Eine junge Frau steht im Fokus der Geschichte, Greta Wehmann. Offenbar ist sie aus einer sogenannten Irrenanstalt in der Nähe von Magdeburg geflüchtet. Angekommen in Hamburg, versucht sie, sich mit verschiedenen Jobs über Wasser zu halten.

Doch es geschieht Merkwürdiges: Nicht immer ist Greta bewusst in der Realität unterwegs, es gibt Vorfälle, es ereignen sich Dinge, an die sie sich nicht erinnern kann, in die sie aber wohl verwickelt sein muss. Und sie hat Träume, Abwesenheiten, aus denen sie mit blutigen Händen erwacht. Zugleich sterben Kinder auf grausame Weise, Kinder, die niemand vermisst.

Kriminaloberwachtmeister Alfred Weber wird von seinem Chef beauftragt, sich um die Verbrechen zu kümmern. Für den Vorgesetzten ist die Sache klar: Nur Greta Wehmann kann die Schuldige sein; was soll man von einer „Irren“ schon anderes erwarten? Doch Weber beschleichen, je tiefer er recherchiert, umso mehr Zweifel, ob die junge Frau wirklich die Täterin ist. Allzu einfach erscheint ihm diese Lösung.

Das Schwierigste für den Autor war, das vergangene Hamburg wieder zum Leben zu erwecken

Es waren aufwendige Recherchen, die Brack, 56, für seine auf einem authentischen Fundus aufbauende Geschichte machen musste. „Eine versunkene Stadt wieder zum Leben zu erwecken“, nennt er als größtes Problem. Schließlich seien nicht nur viele der Straßen, die es damals gab, heute verschwunden. Auch seien sie teils umbenannt oder ganz neu bebaut worden. Zudem sei das Atmosphärische jener 20er-Jahre verloren gegangen und mit ihm auch jene berüchtigten Gängeviertel, in denen Weber sich auf die Suche nach der jungen Frau Greta bewegt.

Es wird nicht bei diesem einen, ungemein spannenden Fall für Alfred Weber bleiben. Brack sitzt bereits an der Fortsetzung. Er bleibt dem Kiez treu.

Robert Brack liest, Tobis Gohlis moderiert, Do 18.2., 19.30 Uhr, Zentralbibliothek, Hühnerposten 1, Eintritt 6, ermäßigt 4 Euro an der Abendkasse