Sie war zarte 21, schon auf dem Sprungbrett zu ihrer Opernkarriere – und immer noch begeistert wie ein Kind, wenn es ums Musizieren ging, diese fröhliche junge Frau im Gothic-Look. Schneewittchen mit schwarzen Lippen. Die Stimme schonen, den Nachtschlaf pflegen? Nicht für Anna Prohaska. Beim Musikfestival im ländlichsten Ostwestfalen probte sie tagsüber Britten, und nachts feierte sie, gipfelnd in einer spontanen Wiedergabe von Schuberts „Schöner Müllerin“. Es klang zauberhaft, damals schon.

Zwölf Jahre später funkelt sie längst am internationalen Sternenhimmel der Sängerinnen, aber die Leichtigkeit, die ihr Wesen und ihre Stimme prägen, hat sie sich bewahrt. Was immer Prohaska singt, ob Alte Musik und Zeitgenössisches, es klingt so selbstverständlich und verinnerlicht, als wäre es schon immer ihr Idiom gewesen.

Nun kommt die begnadete Allrounderin in die Laeiszhalle und gastiert in der NDR-Reihe „Das Alte Werk“, standesgemäß eskortiert von der Akademie für Alte Musik Berlin.

„Shakespeare & Music“ ist der Abend überschrieben, und auf den ersten Blick könnte man es für ein Hybrid halten. Denn von Henry Purcell, der musikalische den Löwenanteil zum Programm beisteuert, trennen Shakespeare Jahrzehnte. Als der „Orpheus britannicus“ 1659 in London geboren wurde, war der berühmte Dichter schon mehr als 40 Jahre tot. Dennoch hat Purcell Kleinodien wie seine Mini-Oper „The Fairy Queen“ auf Stoffe von Shakespeare geschrieben. Prohaska singt daraus „O Let Me Weep“ und eine Reihe weiterer Arien – und sie rezitiert unvertonten Shakespeare.

Die Akademie flicht dazu die schönsten instrumentalen Kränze, die man sich nur wünschen kann. Hinter Werktiteln wie „Fantasia Upon One Note“ verbergen sich Töne so spirituell und sinnlich zugleich, wie das keiner Purcell nachgemacht hat.

Zu Ton kommen außerdem Purcells Vorgänger als Hofkomponist Matthew Locke, Purcells Lehrer John Blow und John Dowland, der es mit seinem Lied „Flow My Tears“ in der Interpretation von Sting bis in die heutigen Charts geschafft hat. Prohaska singt von ihm „Come again, sweet love doth now invite“. Vielleicht der Hit von morgen, wer weiß?

„Shakespeare & Music“ Di 16.2., 20 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 10 bis 31 Euro unter T. 44 19 21 92 und an der Abendkasse