„Rache ist süß.“ Das Sprichwort ist wohlbekannt. Die Bestrafung eines Menschen, der das eigene Vertrauen missbraucht hat, kann tatsächlich ein Gefühl des Wohlbefindens auslösen, es aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn – auch dann, wenn die Bestrafung keine persönlichen Vorteile bringt.

In dieser Reihe steht auch „Der Rächer“, einer der zahlreichen Kriminalromane des englischen Schriftstellers Edgar Wallace. Die deutsche Filmfassung sei diesmal gar nicht so weit weg vom Original gewesen, hat Frank Thannhäuser, Intendant des Hamburger Imperial Theaters, bei der Spurensuche festgestellt. Anders als andere Schwarz-Weiß-Streifen aus der in den frühen 60ern populären Kinoreihe war „Der Rächer“ indes kein Riesenerfolg.

Thannhäuser hat das nicht abgeschreckt. Wie elf Romane zuvor hat er auch diesen ins Deutsche übersetzt und eine neue Bühnenfassung inszeniert. Am Donnerstag, 11. Februar, hat „Der Rächer“ in Deutschlands erfolgreichstem Krimitheater Premiere. Und wie fast immer bei Wallace spielt die Handlung im England der 1920er-Jahre, nicht etwa wie in den Filmen in den ­50ern oder 60ern. „,Der Rächer’ sieht sich als verlängerter Arm der Justiz“, erläutert Thannhäuser.

Zwölf Opfer hat „Der Rächer“ – oft wegen Banalitäten – bereits einen Kopf kürzer gemacht, als erneut ein Haupt gefunden wird. Am Set eines Stummfilms macht Irene Carew, die patente Assistentin des Produzenten, die grausige Entdeckung. „Das ist total eklig, den Kopf in den Händen zu halten“, sagt Marina Zimmermann. Die gebürtige Travemünderin kehrt nach gut zwei Jahren Abstinenz ans Imperial Theater zurück. Zuletzt hatte sie es als osteuropäische Pensionswirtin Mrs. Orlowski im gelungenen Wallace-Klassiker „Die toten Augen von London“ mal wieder verstanden, für eine spezielle komische weibliche Krimi-Note zu sorgen.

„Bei ihr wissen wir, was wir an ihr haben“, erläutert Thannhäuser. „Sie kennt das Genre sehr gut.“ Als Assistentin des Filmproduzenten (Gosta Liptow) macht Marina Zimmermann in „Der Rächer“ jetzt etwas, das sie in ihrer Schauspiellaufbahn noch nie auf der Bühne machen musste: bügeln. Und zum ersten Mal trage sie Hose statt Kleid oder Rock, wundert sie sich selbst.

Angefangen vom Delphi Musiktheater über St. Pauli, Ohnsorg und Schmidt Theater bis hin zum Schauspielhaus hat sie an fast allen Hamburger Bühnen gespielt. Bis Ende Januar sogar als singende Einspringerin erstmals im Kabarett-Programm „Kann man mit Männern Urlaub machen?“ auf dem Schiff.

„Wie ein kleines Kind“ freue sie sich aufs Krimitheater-Comeback, sagt Zimmermann. „Das ist ein bisschen wie Nachhausekommen.“ Und mit Verena Peters, diesmal als Stummfilmdiva Stella Mendoza zu sehen und am Imperial die Krimi-Blondine vom Dienst, sowie Linda Kochbeck trifft sie auf Kolleginnen, mit denen sie dort schon vor zwölf Jahren zusammengearbeitet hatte. Dass die drei auch kollektiv schreien, wenn sie einen weiteren Kopf entdecken? Nicht ganz auszuschließen.

„Ich habe im Imperial eigentlich immer die Lustige gespielt, die einen kleinen Hau hatte“, drückt es Marina Zimmermann selbstironisch aus. Als Irene aber sei sie gar nicht so bekloppt, fällt der Schauspielerin ein. „Ich glaube, ich muss noch mal mit Frank reden ...“ Man darf gespannt sein, was Regisseur Thannhäuser und ihr noch einfällt.

„Der Rächer“ Premiere Do 11.2., 20.00 Uhr, Imperial Theater, Reeperbahn 5, Karten zu 16 bis 34 Euro unter T. 31 31 14; Vorstellungen bis 31.12., jeweils donnerstags und sonnabends