Von wegen Freitag. Dienstag heißt der treueste Helfer von Robinson Crusoe. Er ist ein vorlauter Papagei, der sich auf seiner abgeschiedenen Tropeninsel ziemlich langweilt. Da verspricht der Seemann, der nach einem Sturm auf der Insel strandet, endlich ein bisschen Abwechslung. Schon viele Male ist die Überlebensgeschichte von Robinson Crusoe im Kino erzählt worden, doch noch nie auf diese Weise.

Der belgische 3-D-Pionier und Produzent Ben Stassen („Sammys Abenteuer“) hat aus der Survival-Story ein amüsantes animiertes Abenteuer mit tierischen Helden gemacht. Besonders ist diese Robinsonade, weil sie die Per­spektive verschiebt. Anders als in der Romanvorlage von Daniel Defoe erzählt hier nicht der Titelheld seine Geschichte, sondern Papagei Dienstag. Die Inseltiere stehen im Vordergrund und bauen mit dem tollpatschigen Seemann ein Baumhaus, nachdem sie ihr anfängliches Misstrauen überwunden haben.

Mit dabei sind neben Papagei Dienstag eine kecke Tapirdame, ein züngelndes Chamäleon, ein Fruchtzwerg genanntes Stachelschein mit aufgesteckten Obstvorräten und ein Eisvogel. In 3-D kommt der niedliche Flattermann ausnehmend gut zur Geltung, denn immer wieder versinkt der Zuschauer im Kinosessel, um seinem näherkommenden Schnabel auszuweichen.

Bei Tapirdame Rosie verschwimmen die Bilder, man meint, Cindy aus Marzahn zu sehen

Überhaupt schafft Regisseur Vincent Kesteloot mithilfe der 3-D-Technik, die in anderen Filmen oft nur Marketing-Gag ohne großen Mehrwert ist, schöne räumliche Effekte. Sie ziehen den Zuschauer aus dem Saal und mitten ins Geschehen. Die Synchronsprecher erledigen ihren Job lustvoll. Matthias Schweighöfer ist ein hörbar gut gelaunter Robinson, Dieter Hallervorden als Ziegenbock Zottel in Bestform. Wenn allerdings die rundliche Tapirdame Rosie rotzig-laut berlinert, verschwimmen die Bilder, meint man Cindy aus Marzahn zu sehen. Gut, dass dem Tapir wenigstens der rosafarbene Trainingsanzug erspart geblieben ist.

Spannung bezieht die Story aus dem Umstand, dass es neben allerlei freundlichen Tieren auch ein paar feindliche gibt, die in Eisvogel & Co. nur eine schmackhafte Mahlzeit wittern: wilde Schiffskatzen, die sich mit Robinson im Sturm auf die Insel retten konnten. Das Böse sieht man ihnen schon an der räudigen Gestalt an. Sie vermehren sich rasant und trachten Robinson und den Inseltieren nach dem Leben — stets vergeblich.

Das ist im Wesentlichen der ganze und sehr übersichtliche Plot. Dieses Manko stört aber kaum, denn die Freude an den Figuren und ihrer Freundschaft, an witzigen Dialogen, großartigen Landschaften und actionreichen Verfolgungsjagden überwiegt.

Zu den vielen kreativen Einfällen der Trickdesigner gehört eine raffiniert konstruierte Wasserrutsche, die böse Miezen alt aussehen lässt. Die rasante Rutschfahrt gehört zu den Höhepunkten des Films. So wie die Erkenntnis, dass Bananenschalen nicht nur zum Ausrutschen, sondern auch sehr gut als Fallschirm-Ersatz taugen.

„Robinson Crusoe“ B/F 2015, 90 Minuten, ohne Altersbeschränkung, Regie: Vincent Kesteloot, täglich im Cinemaxx Dammtor/ Harburg/Wandsbek, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek