Er ist ein Mann von der spontanen Truppe. Aber von der schnellen? Es hat eine Zeit lang gedauert, bis Rolf Claussen seine Ankündigung während der Eröffnung des Polittbüros im Frühherbst 2003, endlich ein eigenes Soloprogramm herauszubringen, in die Tat umgesetzt hat. Fast 13 Jahre später ist es an diesem Dienstag in der Kleinkunstbühne in St. Georg für Claussen soweit .

Rolf Claussen? Theaterfreunde kennen ihn als Mitglied der versierten Hamburger Improvisationstheatergruppe Hidden Shakespeare, der er seit fast zwei Jahrzehnten angehört. Oder als einen der drei „Söhne Hamburgs“, als der der kleine Impro-Anarcho an der Seite von Stefan Gwildis und Joja Wendt immer mal wieder über die großen hiesigen Bühnen (Stadtpark, Laeisz­halle, Komödie Winterhuder Fährhaus) zieht. Oder auch als Conferencier aus dem Hansa Varieté Theater.

Der Mittfünfziger jongliert mit Bällen und Worten, spielt Gitarre und Klavier

Ein bisschen Artist ist Claussen, der Ende der 70er-Jahre mit seinem Schulfreund Gwildis – beide bauten ihr Abi am Wandsbeker Matthias-Claudius-Gymnasium – als Straßenkünstler angefangen hatte, noch immer. Der Mittfünfziger jongliert mit Bällen wie mit Worten, spielt Gitarre und Klavier. „Halbzeit“ hat Claussen sein erstes Soloprogramm für Spätberufene genannt.

„Eigentlich hätte es ,letztes Drittel` heißen müssen“, sagt er mit typisch verschmitzten Grinsen. Beim Schauspieler, Sänger, Entertainer, Klein- und Ballkünstler, Sohn, (vierfachem) Vater und Ex-Mann dreht sich indes nicht längst so viel um Fußball, wie es der Programmtitel verheißt. Die Anfänge auf einem Bolzplatz in Marienthal spielen mit hinein, die Mahnungen der Mutter („Wenn die Lampen angehen, kommst du nach Hause!“) ebenso Kriegserlebnisse seines Vaters. „Wirtschaftswunderkind“ ist ein Lied von 14 neuen, mit denen Claussen Autobiografisches ausdrücken will. Das Mosaik aus Liedern, Gedichten und Geschichten habe auch ernste Momente, wirkt Claussen, dieser Clown ohne Maske, darüber selbst fast erstaunt. Letztlich gehe es um Fragen wie: „Wo komme ich her? Und wo geht es hin?“, erzählt Claussen. Und: „Wer ist der Trainer?“

Die Endregie seines Solo hat Polittbüro-Chefin Lisa Politt übernommen, deren Haus sich Claussen von Beginn an verbunden fühlt. Seine komischen, immer auch improvisatorischen Entertainment-Qualitäten will Claussen („Ich bin ja keiner, der so viel politisches Kabarett macht“) speziell im zweiten Teil der „Halbzeit“ ausspielen. Seine freche Moritat über die Elbphilharmonie, die 2007 im Polittbüro Premiere hatte, wird Claussen diesmal nicht vortragen. „Vielleicht in zwei Jahren noch mal – falls die Kosten doch noch mal explodieren“, sagt er. Claussen hat genug neues Material.

„Halbzeit“ Premiere Di 19.1. + Mi. 20. + Fr. 22.-So 24. 1., jeweils 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45, Karten zu 15, ermäßigt 10 Euro unter T. 28 05 54 67