„Internationales Festival für experimentelle Musik“, das klingt zugegebenermaßen erst mal reichlich sperrig. Nach Oh-Gott-das-wird-anstrengend, nach Ich-versteh’s-ja-sowieso-nicht. Könnte in manchen Momenten sogar stimmen, macht aber gar nichts, denn „klub katarakt“, so der Name dieser viertägigen musikalischen Grenzerfahrung, ist weitgehend voraussetzungsfrei und ziemlich unkonventionell. Hier muss niemand wissen, wann geklatscht werden darf und wann nicht, hier wird niemand gezwungen, stundenlang auf seinem Sitz zu hocken, stattdessen darf frei zwischen den Kampnagel-Hallen umhergewandelt werden. Manchmal ist genau das sogar explizit Teil des Konzepts.

Nicht um kompositorische Kopfgeburten geht es nach Willen der Organisatoren, sondern um sinnliche Erfahrungen, die im normalen Konzertbetrieb sonst nicht vorkommen. Dazu kann zählen, experimentelle Kurzfilme zu schauen, während ein suggestiver Geräuschteppich aus den Boxen dringt. Oder eben das gerade spielende Ensemble aus verschiedenen Perspektiven zu hören – und tatsächlich klingt das dann vorne links ganz anders als hinten rechts.

Natürlich sind Kompositionen einiger Big Names der Neuen Musik im Programm: etwa von John Cage, Karlheinz Stockhausen und Morton Feldmann. Die Pianistin Sabine Liebner spielt Stücke von ihnen bei ihrem Solokonzert am 15. Januar (19.30 Uhr). Und wie immer gibt es einen Komponisten, dem als Composer in Residence ein besonderer Schwerpunkt gewidmet ist. In diesem Jahr handelt es sich um den 1934 geborenen Christian Wolff, ein Weggefährte von John Cage, dessen Stück „Where“ für mehrere Trios und Quartette in Hamburg an diesem Mittwoch (20 Uhr) seine Weltpremiere erlebt. Darüber hinaus kommt an diesem Abend Wolffs Klassiker „Burdocks“ zur Aufführung. Ein Stück für „beliebig viele Mitwirkende“, für Profis und Amateure, für mehrere Orchester oder Ensembles, die gemeinsam über Form und Ablauf eine Aufführung entscheiden. Eine besonders interessante Variante musikalischer Basisdemokratie, an der auch eine Klasse der Stadtteilschule Alt­rahlstedt beteiligt ist.

Ansonsten gilt: Nicht bange machen lassen, sondern mit offenen Ohren hinhören, etwa wenn das Schweizer Duo Diatribes am 15. Januar (22 Uhr) sich mit zwei Dub-Reggae-Klassikern des legendären Produzenten King Tubby beschäftigt und Melodienlinien wie Bassspuren völlig neu erklingen lässt. Oder wenn dem Hamburger Komponisten Sascha Lino Lemke, der sich mikrotonalen Klangwelten verschrieben hat, am 14. Januar (18 Uhr) gleich ein ganzer Abend gewidmet ist.

„klub katarakt“ Mi 13. bis Sa 16.1., Kampnagel, Jarrestraße 20, Tagestickets: 15, ermäßigt 8 Euro, Festivalpass: 30, ermäßigt 15 Euro