Es gibt solche und etwas andere Neujahrskonzerte. Selbstverständlich ist die Laeiszhalle am ersten Tag des neuen Jahres auch für die Hamburger Symphoniker reserviert. ebenso tags darauf für die Beethoven-Neujahrs-Gala. Diesmal indes lockt bereits am Neujahrsnachmittag ein weiteres Orchester ins Konzerthaus: „Spaß mit Brass“ nennt die Combo Blechschaden ihr „etwas andere Neujahrskonzert“. Die mit einem Schlagzeuger verstärkte Truppe von elf Blechbläsern aus sechs Ländern gilt als „Fremdenlegion der Münchner Philharmoniker“. Seit Jahren bereits gastiert sie Anfang Januar in Hamburg.

Die Herren Musiker verstehen nicht nur etwas von ihren Instrumenten, sondern auch Spaß. Allen voran Bob Ross. Das Ensemble steht und fällt mit seinem Chef. Der Zeremonienmeister führt die Vollblutmusiker zu für einige noch immer ungeahnten Tönen.

Vor einem Jahrzehnt noch ein Geheimtipp, gilt Blechschaden inzwischen als Pflicht für Musikkenner mit Humor oder aber Humorfreunde mit Freude an Musik. In jedem Fall bietet das Orchester mehr als bloß Musik-Comedy. Das Konzept, Virtuosität und Humor zu verbinden, entstand per Zufall: 1989 hatte die Band aus Posaunisten, Trompetern, Tubisten und Hornisten für ein Konzert auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin nicht genug Programm. Bob Ross, mit 1,58 Meter Körpergröße so etwas wie der personifizierte Schotten-Witz, überbrückte die Pausen mit launigen Ansagen und Gags über Musiker – ein Erfolgsprodukt war geboren.

Verdis Triumphmarsch bliesen die Musiker auf sechs Gartenschläuchen

Es gibt kaum ein Genre, ob Klassik oder Jazz, Elitäres, Populäres, Schlager oder Show, das die „Men in Blech“ seitdem nicht schon durch ihre Hörner gejagt hätten: Strauss’ „Also sprach Zarathustra“, Wagners Walkürenritt über feurigem Salsa-Groove, Verdis Triumphmarsch auf sechs Gartenschläuchen, „Tiger Rag“ oder „Trumpet Blues“ bis zu „We Are The Champions“. Der umtriebige Schotte Ross leitet Blechschaden seit 1984, sein Repertoire an neuen Ideen scheint unerschöpflich. Es verschmelzen Kalauer und Klamauk, Witz und Virtuosität zu Entertainment. 1999 und 2002 erhielt das Ensemble dafür den Echo-Klassik-Preis, 2009 den Bayerischen Kulturpreis.

„Blechschaden, das ist eine Mischung aus Last Night of the Proms und Wiener Neujahrskonzert“, beschrieb ein Kritiker das Geheimnis der Erfolgsbläser. Es ist aber auch die Gabe wahrer Künstler, eine Sache leichtzunehmen, weil sie diese ernst nehmen. Kein Stück ist vor ihrem Humor sicher. Boss Ross hat seine Position mal so skizziert: „Weil ich die Noten gekauft habe, durfte ich auch dirigieren.“ Und der Schotte kennt auch den Unterschied zwischen einem Geigensolo und einer Waschmaschine: „Die Waschmaschine vibriert gleichmäßig, etwas Sauberes kommt heraus, und erst am Ende des Programms gerät sie ins Schleudern.“

„Spaß mit Brass – Das etwas andere Neujahrskonzert“ Freitag 1.1., 15.30 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz (Anreise hier), Karten zu 17,70 bis 67,20 in allen HA-Ticket-Shops, HA-Hotline T. 040/ 30 30 98 98