Auf irgendeiner der nächsten großen Zusammenkünfte von Science-Fiction-Fans wird J. J. Abrams vermutlich ein Denkmal gesetzt werden: Denn mit dem Erscheinen von „Das Erwachen der Macht“ hat der Regisseur nach „Star Trek“ nun auch „Star Wars“ neues Leben eingehaucht. Der siebte Teil der Saga, der nicht nur mehr als drei Jahrzehnte nach dem Ende des sechsten gedreht wurde, sondern auch spielt, ist ein Blockbuster-Meisterwerk geworden. Kleiner kann man es nicht formulieren.

Der Film – ach was, das Epos – ist gleichzeitig mit leichter Hand, viel Humor und dem notwendigen Pathos erzählt. Es gibt alte Bekannte wie Han Solo (Harrison Ford), Chewbacca (Peter Mayhew) und General Leia Organa (Carrie Fisher) und neue Charaktere, die einem schon nach 136 Minuten so ans Herz gewachsen sind wie die seit Jahrzehnten geschätzten.

Rey (Daisy Ridley) zum Beispiel, die Schrottsammlerin, die sich auf dem Wüstenplaneten Jakku eher schlecht als recht durchschlägt, indem sie die Wracks von Sternenzerstörern plündert; die in einem ausgebombten AT-AT wohnt und seit Jahren auf die Rückkehr ihrer Familie wartet. Oder Finn (John Boyega), der schon deswegen ohne Nachnamen auskommt, weil er eigentlich FN-2187 heißt und ein Stormtrooper auf der Flucht vor seinesgleichen ist, nachdem er Gewissensbisse bekommen hat und lieber getürmt ist, als wehrlose Dorfbewohner über den Haufen zu schießen.

Abrams, der neben der Regie auch am Drehbuch mitarbeitete und als Produzent tätig war, ist das Kunststück gelungen, in vielen Szenen Erinnerungen an „Krieg der Sterne“, an „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ zu wecken, ohne dass man gleichzeitig das Gefühl hat, bloß einen Neuaufguss anzusehen.

Die neuen und alten Elemente verbinden sich vielmehr zu etwas, das – im Gegensatz zu der von George Lucas ziemlich verbastelten Trilogie vor der Trilogie – eine würdige Fortsetzung für das popkulturell wirkmächtigste Weltraummärchen der Filmgeschichte ist.

Allein der Auftakt: Der Rebellenpilot Poe Dameron (Oscar Isaac) vertraut seinem Kugeldroiden BB-8 geheime Informationen an, bevor er vom als First Order wieder auferstandenen Imperium festgesetzt wird, in Gestalt von Kylo Ren (Adam Driver). Der Droide wuselt durch die Wüste – nicht die von Tatooine, sondern die von Jakku – und wird schließlich von einer Figur aufgenommen, bei der man sofort ahnt, dass ihr Unwissen um die Geschehnisse in der Galaxis nicht lange halten wird: von Rey.

Ziemlich haargenau der Anfang des Original-„Krieg der Sterne“ und trotzdem ganz neu. Schon, weil die verzweifelt verteidigten Informationen nicht den Weg ins Innere des Todessterns, sondern den zu Luke Skywalker (Mark Hamill) weisen sollen. Der ist verschwunden und wird nicht nur von seiner Schwester Leia schmerzlich vermisst. Auch die First Order, allen voran der Maske tragende, kehlig atmende und äußerst unbeherrschte Kylo Ren, wüssten gern, wo der letzte der Jedi-Ritter abgeblieben ist. In der Wahl seiner Mittel ist Ren wenig zimperlich, den Würgetrick seines großen Vorbilds Darth Vader beherrscht er genauso wie andere Macht-Unannehmlichkeiten. Und so geht es ohne Atempause – besonders für die Opfer Rens – weiter, durch epische Raumschlachten und Lichtschwert-Duelle bis hin zum Finale, das doch nur der glanzvolle Auftakt für eine neue „Star Wars“-Generation ist. Und wer nicht glauben mag, dass dieser Film wirklich so gut ist, der vertraut vielleicht Han Solo: „Es ist wahr. Einfach alles.“

„Star Wars: Das Erwachen der Macht“ USA 2015, 136 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: J. J. Abrams, Darsteller: Harrison Ford, Mark Hamill, Carrie Fisher, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Elbe, Koralle, Savoy, Studio, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek