Sie gilt als Jazz-Sängerin und –Pianistin, in ihrem aktuellen Album „Wallflower“ steckt vor allem Pop. Aber Diana Krall schert sich schon lange nicht mehr um Etiketten. Wer so berühmt und erfolgreich ist, entscheidet allein, wohin die musikalische Reise geht. Im Falle der 50 Jahre alten Kanadierin ist es ein Ausflug in die Pop- und Rockmusik der 60er-, 70er- und 80er-Jahre.

Krall hat für „Wallflower“ Songs von Kollegen zusammengestellt, die sie ihr Leben lang begleitet haben. Sie hat sich sogar den Luxus erlaubt, weitgehend aufs Klavierspielen zu verzichten und nur als Sängerin zu agieren. Bei der Auswahl der Nummern finden sich bekannte Hits wie „California Dreamin’“, ein Hippie-Lied der Mamas & Papas, die Schnulze „I’m Not In Love“ von 10cc, „Sorry Seems To Be The Hardest Word“ von Elton John und „Desperado“ von den Eagles, aber auch eine Reihe weniger bekannter Songs. Den Titeltrack zum Beispiel hat Bob Dylan 1971 geschrieben, aber erst 20 Jahre später in seiner „Bootleg Series“ veröffentlicht. Weitere Songs stammen von Randy Newman, Paul McCartney, Jim Croce und Leon Russell.

Auch Gäste hat Diana Krall für das aktuelle Album dabei, das immerhin Platz neun der deutschen Album-Charts erreichte. Wenn sie am 5. Oktober im CCH konzertiert, werden diese Freunde allerdings nicht mit ihr auf der Bühne stehen, weil beide selbst Hochkaräter im Pop-Business sind. Michael Bublé kennt Diana Krall aus Vancouver, wo sie aufgewachsen ist und ihre Familie lebt. Mit ihm hat sie „Alone Again (Naturally)“ aufgenommen. Der andere Stargast ist ebenfalls Kanadier. Mit Bryan Adams singt sie „Feels Like Home“ von Randy Newman. Adams, ein inzwischen gefragter Fotograf, hat auch die Bilder für ihr Albumcover geschossen.

Wenn sie nach dreijähriger Pause wieder nach Hamburg kommt, wird Diana Krall wie gewohnt von einem famosen Trio begleitet. Ihre Fans werden dann auch Jazz-Kompositionen von ihr zu hören bekommen. Doch Krall hat es geschafft, mit den Alben „Quiet Nights“, „Glad Rag Doll“ und nun „Wallflower“ ein Publikum anzusprechen, das sich nicht unbedingt mit Jazz-Standards auskennt und mehr an der Gesangskunst von Krall interessiert ist als an virtuosen Klavier-Improvisationen. Die bekommt ihr Auditorium dennoch on top geliefert. So manchem neuen Fan werden dann vielleicht die Ohren für die Vielfalt des Jazz geöffnet..

Sie selbst ist seit Mitte der 90er-Jahre ein Star der Jazz-Szene. Ihr drittes Album „All For You“ (1996) hielt sich 70 Wochen in den Jazz-Charts. Einen berühmten Ehemann hat die charmante Blondine übrigens auch. Seit 2003 ist sie mit dem britischen Musiker Elvis Costello verheiratet. Sie lebt mit ihm und ihren Kindern in Upper Manhattan. Wenn Krall jetzt auf Tournee ist, muss sich der umtriebige Bandleader und Komponist um die neun Jahre alten Zwillinge kümmern. Aber Elternzeit im Central Park hört sich nicht schlecht an.

Diana Krall Montag 5.10., 20 Uhr, CCH 1, Marseiller Straße 2, Karten ab 53,85 im Vorverkauf