Die Haare werden grauer, und die Augen werden schlechter. Der schleichende und unaufhaltsame Prozess des Alterns kann an verschiedenen Phänomenen festgemacht werden. Außer den offensichtlichen körperlichen scheint sich im Zuge des Erwachsenwerdens auch ein Filter über die Emotionen zu legen. Die erste große Liebe, das erste gebrochene Herz, die erste Lieblingsband: So sehr wie damals, fühlt man später nicht mehr.

In den 90er-Jahren waren Boybands wie *Nsync, die Backstreet Boys oder Take That für die emotionalen Hochs und Tiefs der Teenager zuständig. Ihre Fans kreischten, jubelten und weinten (oft gleichzeitig). Doch die hysterischen Mädchen von damals sind mittlerweile erwachsen, stehen mit beiden Beinen im Leben und haben eventuell sogar schon Töchter, über deren präpubertäres Gehabe sie genervt den Kopf schütteln. Wenn die Schwärme von damals auf Tour kommen, dann bietet sich allerdings auch für sie die Chance, noch einmal in die Jugend zu reisen. Jubeln und mitsingen, wie früher.

Am 2. Oktober spielt Take That in der Barclaycard Arena, und der Saal dürfte vornehmlich von eben jenen Frauen um die 30 gefüllt werden. Auf den erfolgreichsten Sänger der Band, Robbie Williams, müssen die Fans allerdings verzichten. Genauso wie auf Jason Orange, denn seit einigen Jahren sind Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen als Trio unterwegs. Auch ihr jüngstes Album mit dem passenden Titel „III“ veröffentlichten sie zu dritt.

Take That gelang in den vergangenen Jahren der Wandel von Teenie-stars zu Popstars, denn die neuen Songs sind nicht mehr nur Schmonzetten, sondern Erwachsenen-Pop im besten Sinne. Es tut iden dreien gut, dass sie mittlerweile nicht mehr in erster Linie angehimmelte Idole und Inhalt pubertärer Fantasien, sondern Musiker sind. Als solche werden sie gewiss auch die zeitlosen 90er-Hits wie „Back For Good“, „Relight My Fire oder das Bee-Gees-Cover „How Deep Is Your Love“ spielen.

Ob sie zu den Songs noch tanzen können wie früher, ist fraglich, doch eine opulente Bühnenshow wird es mit Sicherheit geben. Und da der schleichende Prozess des Alterns dem Aussehen der drei Herren keinen Schaden zugefügt hat, dürfte am Freitag vor der Bühne auch geschmachtet werden wie damals. Nur nicht mehr ganz so hysterisch.

Take That Freitag 2.10., 20 Uhr, Barclaycard Arena (S Stellingen + Shuttle), Karten ab 65,55 Euro im Vorverkauf