Wie entkommt man dem Fluch, in einer der ganz großen Kinoreihen groß geworden zu sein und ewig mit Harry Potter identifiziert zu werden? Daniel Radcliffe ließ sich in einer seiner ersten Rollen nach dem Potter-Ruhm als gefallener Engel teuflische Hörner aufsetzen. Zwei Jahre sollten vergehen, bis „Horns“ jetzt auch in den deutschen Kinos startet. Am Film liegt es nicht, der ist ein unterhaltsamer Genre-Mix aus schwarzhumorigem Fantasy-Horror, spannendem Thriller und dunkelromantischem Liebesdrama. Was gewagt klingt, funktioniert erstaunlich gut.

Radcliffe spielt einen jungen Mann namens Ig Perrish, dessen große Jugendliebe Merrin (Juno Temple) ermordet wurde; die ganze Kleinstadt hält ihn für den Täter. Ig kann sich an die Nacht nur vage erinnern, und es hilft nicht wirklich, als ihm plötzlich zwei Hörnchen aus der Stirn wachsen. Der Effekt: Plötzlich erzählen ihm fast alle ihre dunkelsten Geheimnisse und lassen ihren schlimmsten Trieben freien Lauf. Nur sein Freund und Anwalt Lee (Max Minghella) hält zu ihm. Bald nutzt Ig den unerklärlichen Fluch: Er spielt den Teufel, um die Wahrheit herauszufinden und damit seine Unschuld zu beweisen.

Mit „Horns“ hat der Horrorspezialist Alexandre Aja („The Hills Have ­Eyes“) einen Roman von Stephen Kings Sohn Joe Hill verfilmt. Er beweist mit dem Spiel aus Genreversatzstücken und Rückblenden mehr Gespür für Zwischentöne und Wendungen als beim Horrorklamauk „Piranha 3D“. Außer an den Darstellern und Effekten liegt das an „Blue Velvet“-Kameramann Frederick Elmes, der das Abgründige der Wälder im Nordwesten Amerikas stimmungsvoll einfängt. Ein leicht exzentrischer Geheimtipp dieses Kinosommers – auch wenn der Film für Radcliffe nicht zum Befreiungsschlag wurde.

„Horns“ USA 2013, 120 Minuten, ab 16 Jahre, Regie: Alexandre Aja, Darsteller: Daniel Radcliffe, Max ­Minghella, Juno Temple, Heather Graham, täglich im UCI Othmarschen-Park; Anreise hier