Die Schwaben haben ja seit etlichen Jahren ein gewisses Imageproblem. Wenn die Sprache auf sie kommt, ist meist davon die Rede, dass sie sich überall breit machen und in diesen außerschwäbischen Gefilden dann schnell regionale Besonderheiten (zum Beispiel die berühmte Kehrwoche) einführen.

Die Schwaben sind robust, wenn es um ihre Belange und Vorlieben geht. Das merkt man gerade dann, wenn es um ihre Sprache geht: Sie geben sich gemeinhin wenig Mühe, Hochdeutsch zu sprechen. Vielleicht können sie es aber auch tatsächlich einfach nicht, wie sie ja selbstironisch in einer berühmten baden-württembergischen Imagewerbung behaupten. Sei’s drum, wir Hamburger haben jedenfalls nicht unbedingt etwas dagegen, wenn die Schwaben in unsere Stadt einfallen. Wir sind keine Berliner. Wobei man sagen muss, dass die Schwaben vom Stuttgarter Weindorf, die stets im Sommer ihre Aufwartung machen, nach knapp zwei Wochen wieder verschwunden sind. Und uns die Zeit mit ihnen leicht machen: Schließlich wird Wein ausgeschenkt.

Sie sind auch in der Regel ganz und gar nicht so wie jene Prenzlauer-Berg-Bewohner, die die auf Youtube bekannt gewordene „Prenzlschwäbin“ so hinreißend karikiert, also weder nassforsch noch besserwisserisch, sondern lediglich unterwegs im Dienste des Traubensafts und der Dampfnudeln. Niemand sollte bestreiten, dass Schwaben ordentlich bis gut für das berühmte leibliche Wohl sorgen können. Deswegen ist das Weindorf in diesem Jahr zum 30. Mal in der Stadt, um als Botschafter süddeutscher Speisen die Hamburger von ihrem ewigen Labskaus und ihren ewigen Fischbrötchen zu erlösen. So sehen es jedenfalls die Gäste aus Stuttgart.

Weil sie mit einer ganzen Palette von Spezialitäten dienen können. Sie tragen Namen, die für manchen Einheimischen nicht so leicht auszusprechen sind. „Mauldascha“ (Maultaschen), „Bubaspitzla“ (Schupfnudeln) und „Ofaschlupfer“ (Süßspeise aus dem Ofen): Schmeckt garantiert besser, als es sich anhört. Zu den Gerichten servieren die Wirte den Besuchern ihren „jeweiligen Wunschtropfen aus mehr als 300 schwäbischen und badischen Qualitätsweinen“, wie es auf der Homepage heißt. Pfälzer wissen allerdings, dass schwäbische „Viertele“ nur etwas für Anfänger ist. Jenseits des Rheins trinkt man den „Schoppe“ mit 0,4 Liter. Das ist reeller.

Stuttgarter Weindorf Sonntag von 12 bis 23 Uhr, Rathausmarkt, Anreise hier; Läuft bis 11.7., Sonntags bis Mittwochs 12 bis 23 Uhr und Donnerstag bis Sonnabends 12 bis 24 Uhr, Eintritt frei