Eine Glosse von Verena Fischer-Zernin

Es klingt fast wie beim Räuber Hotzenplotz. Aber hier wurde keine Kaffeemühle (handbetrieben) geraubt, nein, hier geht es um Hasendiebstahl. Gleich acht Tierchen vermisst die Malerin Tina Oelker, die im Karoviertel ihre "Hasenmanufaktur" betreibt. Man sieht schon fürchterliche Szenen vor sich: gewetzte Messer, lang gezogene Löffel, das goldene Stanniolpapier schon arg verschrammt, der Lkw für den Abtransport in die Ukraine wartet mit laufendem Motor. Oder haben sich die Objekte der Begierde etwa befreit und hoppeln jetzt feixend übers Heiligengeistfeld?

Aber mal ehrlich: So richtig professionell ist dieser Coup nicht geplant. Wer will schon Hasen im September? Sind die nicht Saisonware? Da hat sich die Künstlerin selbst ein Bein gestellt: Sie nennt ihre Schützlinge "Tageshasen". Tag ist schließlich jeden Tag. Und ihre Hasen haben auch noch ganz stillgehalten, die sind nämlich bloß gemalt. Kein Gedanke an Widerstand. Typisch Hase.