Berlin.

Tanzen kann er, singen und jetzt noch moderieren? Trystan Pütterkommt direkt von der Probe des „First Steps Award“ zum Interview. Es ist der wichtigste Nachwuchspreis der Filmbranche, der am heutigen Montag in Berlin verliehen wird. Seinen eigenen Durchbruch feierte er als Rock ’n’ Roller „Freddy“ in der ZDF-Serie „Ku’damm 56“. Gerade wurde bekannt, dass es eine weitere Fortsetzung des Erfolgsformats geben soll. Nebenbei spielte er im oscarnominierten Film „Toni Erdmann“ und der Emmy-gekürten Serie „Unsere Väter, unsere Mütter“ mit. Der 37-Jährige, der mit Schauspielerin Heike Makatsch liiert ist und mit ihr eine Tochter hat, moderiert heute zum ersten Mal.

Wie sind Sie zu der Moderation gekommen?

Trystan Pütter: Im vergangenen Jahr habe ich dort mit dem Fotografen William Minke – DJ Porto Bello – aufgelegt, mit viel Champagner und ziemlich guter Laune. Weil das so gut geklappt hat, wurde ich jetzt gefragt, ob ich moderieren möchte.

Was ist leichter? Schauspiel oder Moderation?

Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe, ich moderiere zum ersten Mal. Ich liebe es natürlich, auf der Bühne zu stehen, aber im Theater hat man einen Text, an den man sich hält. So eine Art Fahrplan habe ich hier zwar auch, aber es ist trotzdem etwas anderes, als Trystan Pütter durch den Abend zu führen.

Ein Trend sind ja aufwendige, getanzte und gesungene Moderationen. Was zeigen Sie?

Ich versuche, möglichst viel in den ersten sieben Minuten abzufeuern. Nur so viel: Ich werde tanzen.

Was ziehen Sie an?

Smoking als Gastgeber, natürlich. Aber nicht in Schwarz, dafür in einer anderen Farbe schimmernd. Dieses Turnschuh-T-Shirt-Ding kann ich nicht mehr sehen. Das ist vorbei.

Gerade gab es die Nachricht, dass es eine Fortsetzung der „Ku’damm“-Serie gibt. Sind Sie dabei?

Das weiß ich leider noch nicht. Ich habe die Drehbücher ja noch nicht gesehen. Aber ich bin gespannt, wie es weitergeht, in welchem Jahr die Fortsetzung nach 1956 und zuletzt 1959 spielt.

Der Freddy scheint für Sie geschrieben: Selbstbewusst, lustig, mutig, schwermütig?

Als ich das Buch gelesen habe, dachte ich: Das kann nur ich spielen. Sehr viele Eigenschaften, die Freddy hat, habe ich auch. Man kann jedenfalls Spaß mit mir haben, schwermütig bin ich auch gelegentlich. Aber letztlich ist es ja auch eine Rolle, die ich spiele.

Aber das selbstbewusste, forsche Auftreten …

… forsch bin ich privat eigentlich nicht.

Der letzte Teil endete damit, dass die Figuren vielleicht eine Beziehung zu dritt führen werden. Ein Ausblick auf die sexuelle Befreiung der 60er-Jahre?

Ja! Es war eine Art Happy End und eine frühe Form der Patchwork-Familie. Ich sehe mich schon in der nächsten Staffel in einer Kommune sitzen.

Sie mussten tanzen und singen lernen für die „Ku’damm“-Reihe, was war schwieriger?

Ich tanze einfach sehr gern. Aber Singen ist etwas anderes. Ich habe einen riesen Respekt vor Sängern, die das gut können. Mein Großvater wollte immer, dass ich singe. Vielleicht ist es deswegen nie meine Sache gewesen. Hat natürlich im Film trotzdem Spaß gemacht.

Apropos Großvater. Wie kommen Sie zu diesem Vornamen?

Meine Mutter ist Waliserin. Und Trystan mit y ist die walisische Schreibweise von Tristan. Ich mochte meinen Namen immer. Aber ich bin auch auf eine Waldorfschule gegangen, da war Trystan ­etwa so ungewöhnlich wie Stefan. In meiner Klasse gab es jemanden, der hieß Jagoda. Da war ich fein raus.

In „Toni Erdmann“ onanieren Sie als Unternehmensberater in einer legendär schrägen Szene auf französisches Feingebäck. Wie schwer fallen Ihnen solche Szenen?

Ich bin in erster Linie Schauspieler. Solche Szenen müssen sich aus dem Drehbuch heraus erklären, Sinn ergeben. Wenn das so ist, bin ich auch bereit, viel zu machen. Es gab danach viele Rollenangebote, für die ich hätte nackt sein müssen, davon habe ich aber das meiste abgelehnt.

Sie leben mit Heike Makatsch zusammen, haben eine gemeinsame Tochter, wie schwer ist es, ein Privatleben zu führen, wenn beide einen so hohen Bekanntheitsgrad haben?

Über so etwas mache ich mir wirklich gar keine Gedanken.

Im Herbst läuft auch die ZDF/Netflix-Produktion von „Das Parfum“ an. Wen verkörpern Sie darin?

„Parfum“ ist das Gegenteil von „Ku’damm“. Die Serie ist düster und brutal. Ich spiele einen Zuhälter, einen Kontrollfreak, der aber einen gewissen Humor hat. Ein dunkler, brüchiger Charakter. Die Arbeit war eine große Herrausforderung.

Man kann sagen, bei Ihnen läuft es.

Ja. Schauspielerei heißt aber auch, viel zu warten, auf das richtige Drehbuch und die richtige Rolle. Nach „Toni Erdmann“ habe ich ein Jahr Theater gespielt, weil keine passende Filmrolle kam. Und dann muss man damit klarkommen, dass man glaubt, dass einen keiner mehr sehen will. Als Schauspieler musste ich Geduld lernen. Momentan bin ich mit der Situation sehr glücklich.