Oststeinbek. Nachdem die Herren nun bereits zum vierten Mal das Sportabzeichen bestanden haben, gab es eine besondere Auszeichnung.

Die Anforderungen des Deutschen Sportabzeichens sind hart. Ein 55-jähriger Mann zum Beispiel muss die 50 Meter in 12,4 Sekunden sprinten, die Drei-Kilo-Kugel fünf Meter weit stoßen, 2,50 Meter weit springen und die 3000 Meter – siebeneinhalb Stadionrunden – in 25:50 Minuten bewältigen. Und dann hat er auch gerade mal Bronze. Für Silber und Gold liegen die Anforderungen noch deutlich höher. „Ohne regelmäßiges Training ist das nicht zu schaffen“, weiß Sylve Blenkers, die beim Kreissportverband (KSV) Stormarn für die Sportabzeichen zuständig ist.

Wettbewerbe gibt es auch für Familien, Betriebe und Schulklassen

55 Jahre, das ist das Alter, in dem im Fußball die Supersenioren beginnen. Nach oben offen. Ein Alter, in dem langsam schwindende läuferische Fähigkeiten auf dem Platz gerne mal durch „Auge“ und „Stellungsspiel“ kompensiert werden. Doch das regelmäßige Training hält jung. Jeden Mittwoch treffen sich die Supersenioren des Oststeinbeker SV zu ihren Übungseinheiten. Hinzu kommen die Spiele am Wochenende.

2018 waren sie Hamburger Pokalsieger, ihr größter Erfolg. Irgendwann in dieser Zeit muss auch die Idee entstanden sein, man könnte doch gemeinsam jedes Jahr das Sportabzeichen ablegen. Mit Gruppenzwang als Motivationshilfe den inneren Schweinehund zu besiegen, das ging auf. Nachdem die OSV-Supersenioren nun bereits zum vierten Mal in Mannschaftsstärke das Sportabzeichen bestanden haben, gab es aus den Händen der KSV-Geschäftsführerin Verena Lemm eine ganz besondere Auszeichnung: 500 Euro Prämie als Sieger des diesjährigen Mannschaftswettbewerbs vom Landessportbund Schleswig-Holstein.

Das Geld stammt aus einer Spende vom Sparkassen- und Giroverband. Vergleichbare Wettbewerbe gibt es auch für Schulklassen, Familien und Betriebe.

Vom Homeoffice aus den inneren Schweinehund zu besiegen ist schwer

Dass es gerade in Corona-Zeiten keine Kleinigkeit ist, was die OSV-Supersenioren da auf die Beine gestellt haben, zeigt ein Blick in die Statistik. „Normalerweise haben wir in Stormarn immer zwischen 4000 und 5000 Sportlerinnen und Sportler aus knapp 30 Vereinen, die pro Jahr das Sportabzeichen ablegen“, erläutert Blenkers. „Im Jahr 2020 waren es hingegen nur noch 2151 Aktive.“

Vom Homeoffice aus ist der innere Schweinehund halt nur schwer zu besiegen. Dass es den Oststeinbekern trotzdem gelungen ist, daran hat auch Helmuth Luther seinen Anteil. Der 71-Jährige, der von 2002 bis 2020 Vorsitzender des Oststeinbeker SV war, kann auf eine lange Sportabzeichen-Tradition zurückschauen. „Als ich damals Vorsitzender wurde, hatten wir bereits ein Sportabzeichen-Team, und die hatten natürlich nichts Besseres zu tun, als mich einzufangen“, erinnert er sich schmunzelnd. Seit 2003 hat er das Sportabzeichen in jedem Jahr absolviert. Den Leistungsdruck gab Luther dabei kollegial an seine Mitfußballer weiter („Ihr müsst mal ein bisschen was für euch tun!“), und jetzt haben sie den Salat und sind glücklich damit.

„Man macht sich schon gegenseitig heiß, das auch zu schaffen“, verrät Luther. „Am Ende sind dann alle zufrieden. Ob Gold, Silber oder Bronze, das ist doch egal.“ Wobei an dieser Stelle verraten sei, dass der 71-jährige Luther in seiner Altersklasse gerade wieder die Bedingungen für Gold geschafft hat. Das sind ein 50-Meter-Sprint in 10,6 Sekunden, 90 Zentimeter im Hochsprung sowie sechs Meter im Kugelstoßen mit der Drei-Kilo-Kugel.

Von fünf bis 90 Jahre reicht die Altersspanne beim Sportabzeichen

Die Jagd nach Weiten und Zeiten, sie wird für die Supersenioren des Oststeinbeker SV wohl auch in Zukunft nicht an Reiz verlieren. Denn für das Sportabzeichen ist man nie zu alt. „Bei uns in Stormarn reicht die Altersspanne von Fünf- oder Sechsjährigen bis hin zu 90-Jährigen“, weiß Blenkers zu berichten. Die Auswahl ist riesig, da findet jeder seine Komfortzone. Wer am Rückwärts-Seilspringen verzweifelt, wirft den Schleuderball. Wer Laufen hasst, geht Schwimmen oder Radfahren, wem Kugelstoßen suspekt ist, der kann auch seine Künste im Turnen zeigen. Doch anfangen muss man. Irgendwann.