Die Vorfahren des Keepers stammen aus Liepaja

Vale do Garrao. Oliver Kahn ist halber Lette. Im Ernst. Das wurde vor der Vorrundenpartie am Sonnabend in Porto gegen Lettland herausgefunden. Kahn ein halber Lette - das ist kein Witz. "Ich habe es nicht gewusst, ich bin aber auch nicht erschüttert", flachste Teamchef Rudi Völler. Und DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sagte im DSF: "Bei jedem anderen könnte man vielleicht sagen, das stört den vielleicht in einem solchen Spiel, aber ein Oliver Kahn lässt sich in seiner Konzentration nicht durch die lettische Verwandtschaft stören, ganz sicher."

Es ist wahr: Kahns Opa Rolf (82) hatte für die deutsche Kriegsmarine in der lettischen Ostsee-Stadt Liepaja gearbeitet. Er war Balten-Deutscher und heiratete die Lettin Erika Alksnis. Ihr Kind, Kahns Vater (der ebenfalls Rolf heißt), wurde am 9. Dezember 1943 in Liepaja geboren. Während des Krieges verschlug es die Kahns dann nach Karlsruhe. Und dort kam Oliver 26 Jahre später zur Welt.

"Meine Eltern waren nach der Wende zweimal in Lettland. Sie haben noch Kontakte, schicken auch Autogrammkarten von Oliver dorthin", berichtet Vater Rolf Kahn. Der Nationaltorwart war selbst noch nie in dem Land seiner Wurzeln, wird aber in seiner halben Heimat gefeiert wie ein Volksheld. Die Zeitungen feiern ihn als "lettischen Burschen". Kahns "Fans" werden deshalb wohl sagen: "Wir haben es ja immer gewusst . . ."

Der Kapitän der Nationalmannschaft, der ja eine neue Herausforderung im Ausland sucht, wird aber gewiss nicht nach Lettland wechseln. Er sagt über seine Vorfahren: "Ich habe einen gewissen Bezug zu Lettland. Besonders wenn ich meine Großeltern besuche, die immer noch Deutsch mit lettischem Akzent sprechen. Aber ich fühle mich als Deutscher. Sorry, am Sonnabend wird es keine Geschenke geben."

Letten-Trainer Alexandrs Starkovs meinte bereits augenzwinkernd: "Ich will Oliver vor dem Spiel anrufen und ihn auf seine Familiengeschichte ansprechen." Starkovs weiter scherzend: "Kahn ist ja kein halber, sondern nur ein Viertel-Lette. Wir erwarten kein Geschenke von ihm, wollen aber auch keine verteilen. Ich bin aber froh über jeden Landsmann, den ich hier in Portugal treffe."