Eigentlich habe ich auf genau diese Entwicklung nur gewartet. Alles Geld der Welt wird nicht ausreichen, die Menschen nachhaltig davon zu überzeugen, Kinder in eine so kinderunfreundliche Welt zu setzen, in der nur noch jeder sich selbst der Nächste ist. Wenn man bedenkt, dass allein in Berlin jedes dritte !!! Kind in Armut lebt und man dann die Politiker von Chancengleichheit unabhängig vom sozialen Status reden hört, sträuben sich einem doch die Nackenhaare. Ich habe das Gefühl, die meisten Menschen leben inzwischen nach dem Gebot "Liebe dich selbst", es heißt aber "Liebe deinen Nächsten". Ein bisschen mehr davon würde uns allen sicher gut tun.

Britta Baumbach

Wohl in wenigen Bereichen gibt es so viele Fehlurteile wie im Bereich der Bevölkerungsentwicklung. Ein gravierendes Fehlurteil ist etwa die Ansicht, dass sich eine kinderlose Gesellschaft ihre Zukunft ansparen ("riestern") könne. Das dies nicht der Fall ist, zeigen gerade unsere Tage, in denen sich nicht nur Billionen von Euro "Anlagen" in Luft auflösen, sondern schon die Gegenwart offenbar nur durch ungedeckte Wechsel auf die Zukunft zu meistern ist. Nicht zu vergessen: Eine Gesellschaft ohne Kinder ist nicht nur materiell, sie ist in jeder Hinsicht arm.

Roland Bunke

Sie schreiben, die Geburtenrate liege seit 30 Jahren zwischen 1,3 bis 1,4 Prozent. Prozent wovon? Gemeint ist wohl: Die Geburtenrate liegt zwischen 1,3 und 1,4 Kindern pro Frau. Die Geburtenzahl (675000 in 2008) ist gesunken, und sie wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit Sicherheit weiter sinken. Denn die seit 30 Jahren nicht geborenen Kinder fehlen als Eltern. Die Geburtenrate (TFR Total Fertility Rate) kann aber sehr wohl wieder steigen. Ob sie mit den Maßnahmen der Familienministerin steigt, darüber kann man streiten. Da fehlt nach Meinung vieler Experten noch der Ausbau der Kinderkrippen, gegen den sich in ihrer eigenen Partei zäher Widerstand regt. Die Geburtenrate (TFR) kann wieder steigen, wie die Beispiele anderer Länder zeigen (Großbritannien, Frankreich, Schweden). Aber ob sie überhaupt steigen soll, ob wir überhaupt mehr Kinder brauchen, das ist eine andere Frage. Denn nicht auf die Menge der Kinder, sondern auf die Zahl der gut Ausgebildeten kommt es an. Arbeitslose und fehlende Lehrstellen haben wir auch jetzt schon reichlich. Und die Zahl der Arbeitsplätze wird bei fortschreitender Rationalisierung weiter sinken. Warum also überhaupt mehr Kinder? Vermutlich weil Phantasien vom Untergang immer attraktiv sind. Auch von der Layen setzt auf sie. Was die Zahl der Kinder angeht: "Weniger sind mehr" heißt der Titel eines jüngst erschienenen Buches. Ein Titel, der nachdenklich stimmt.

Werner Polanschek