FC St.Pauli: Der Aufsichtsrat steht vor der morgigen Mitgliederversammlung im CCH im Kreuzfeuer der Kritik

Hamburg. Es gibt viele Indizien, die darauf hindeuten, dass Peter Paulick ein stiller, aber mächtiger Macher innerhalb des FC St. Pauli ist. Der Sohn des früheren Präsidenten Otto Paulick sitzt nicht nur seit November 1999 im Aufsichtsrat des Vereins, es gibt weitere Verknüpfungen. So vertrat er den Club anwaltlich so lange, bis diese Doppelfunktion mit der neuen Satzung verboten wurde. Paulick hält zudem beim Stadionprojekt die Verbindungen in den Senat. Außerdem war Vorstandsvize Christian Pothe bis November 2001, bevor er hauptamtlich für den Club tätig wurde, in Paulicks Kanzlei beschäftigt. Und: Paulick sitzt im Aufsichtsrat der "upsolut AG", des Vermarkters des Clubs. Großaktionär bei "upsolut" ist wiederum Michael Hinz, einer der besten Freunde Paulicks und zugleich sein Schwager.

So weit die Fakten. Nachdem Paulick im April 2002 Trainer Dietmar Demuth und dem damaligen Manager Stephan Beutel erst in der "Welt" und dann im Abendblatt mangelnde Kompetenz vorwarf, entbrannte in der Folge ein regelrechter Guerilla-Krieg zwischen den verschiedenen, nunmehr verfeindeten Lagern: auf der einen Seite die Anhänger von Paulick und Präsident Reenald Koch, auf der anderen die Gefolgsleute von Beutel & Co. (AFM, Teile des Aufsichtsrats, Clubsponsor). In diesem Zusammenhang wurde Paulick, transportiert über diverse Medienberichte, vorgeworfen, durch die verschiedenen Verflechtungen an den Einnahmen der Vermarktung teilzuhaben. Zudem würde der 2000 geschlossene Vertrag für den Club viele nachteilige Elemente enthalten. So schrieb die "Frankfurter Rundschau" am 16. November vom "FC St. Paulick".

Die Stoßrichtung ist eindeutig: Im scharf geführten Machtkampf soll am Donnerstag eine Wiederwahl Paulicks in den Aufsichtsrat verhindert, zumindest aber künftig eine stärkere Kontrolle erreicht werden. Behält hingegen das Lager von Koch die Oberhand, der sich für die Wahl von Hans-Jürgen Kion, Jörg Philipp Köhnke, Werner Pokropp und eben Paulick einsetzt, gilt es als wahrscheinlich, dass Paulick Peter Benckendorff als Aufsichtsratsvorsitzenden beerbt.

Für den scheidenden Präsidenten sind die jüngsten Vorkommnisse um Paulick der "Versuch einer Diffamierung und Diskreditierung Paulicks". Dieser wiederum reagiert gelassen auf die vielfältigen Vorwürfe: "Ich habe ein reines Gewissen. Jeder Kassenprüfer und jedes Aufsichtsratsmitglied kann zu mir kommen und alle Unterlagen einsehen."

Paulick zum Vorwurf, "upsolut" hätte mit einem Darlehen von damals 2,6 Millionen Mark zu günstig und zu lange (die Laufzeit ist auf zehn Jahre angelegt) beim FC St. Pauli einsteigen können: ",Upsolut' ist am Risiko beteiligt. Andere Vermarkter wie die ,Ufa' oder ,SportA' sagten ab. Wenn das Darlehen, von dem bereits 450 000 Euro getilgt sind, zurückgezahlt ist, erhält ,upsolut' marktübliche 15 Prozent. Es ist richtig, dass das Modell von Hinz und mir entwickelt wurde. Die Gründung einer Gesellschaft, an der zwei Partner absolut gleichberechtigt beteiligt sind, fand zuvor schon beim Bund Deutscher Radfahrer Anwendung. Wir hatten damals gar keine andere Wahl, um uns so von Ex-Präsident Heinz Weisener abzunabeln, der erheblich höhere Forderungen als die tatsächlich gezahlten 5,2 Millionen Mark hatte."

Paulick zu seinen Anwaltstätigkeiten und dem Vorwurf, er habe zu viele Stunden berechnet: "Ich habe seit 2000 die Weisener-Trennung, die Kollaustraße und Stadionaktivitäten betreut, dabei nur den halben des sonst üblichen Satzes an Gebühren genommen, insgesamt etwa 40 000 Euro. Tatsächlich gab es eine falsche Stundenaufstellung durch einen Fehler in den Akten. Alle Rechnungen sind transparent und für jeden nachzuvollziehen. Ich habe nur die alten Aufträge abgewickelt, danach keine neuen angenommen."

Paulick zu seinen Aktivitäten bei "upsolut": "Weder ich noch meine Frau, noch mein Vater, noch meine Mutter sind mittel- oder unmittelbar an ,upsolut' finanziell beteiligt. Ich habe keinerlei wirtschafliche Vorteile."

Eines ist klar: Entscheidend für die künftige Richtung des FC St. Pauli wird sein, wie die Mitglieder die Arbeit von Paulick innerhalb des Vereins bewerten und ob sie neue Machtverhältnisse im - neben dem Mitgliederplenum - höchsten Gremium des Clubs wünschen. Dieses muss bekanntlich den neuen Präsidenten küren. Das Machtspiel strebt seinem Höhepunkt entgegen.