FC St.Pauli: Der Geschäftsmann Rolf Wegener vermittelte Adamu - neue Unruhe beim Chaos-Club

Hamburg. Der FC St. Pauli steckt weiter in einer Krise - und das nicht nur sportlich. Nach Führungsproblemen in der Präsidentschaftsetage kommen nun auch Zweifel an Verpflichtungsvorgängen des Clubs auf. Wie das Hamburger Abendblatt erfuhr, saßen Verantwortliche des FC St. Pauli in der Vergangenheit wegen zweier afrikanischer Spieler mit einem Waffenhändler am Verhandlungstisch: Rolf Wegener.

Der Geschäftsmann war sowohl am Wechsel des Defensivspielers Yakubu Adamu von Wattenscheid 09 zum FC St. Pauli im Jahr 2001 beteiligt, zudem gehörte er zu den Verhandlungspartnern beim geplatzten Deal mit dem nigerianischen Stürmer Abdul Iyodo, der jetzt bei Schalke 04 unter Vertrag steht.

Offiziell tauchte der clevere Kaufmann bei den Fußballer-Transfers in keinem Schriftstück auf. Alle Vertragsdetails wurden mit den Düsseldorfer Anwälten Engel, Tilmann und Partner abgewickelt. Allerdings war das Wechselverfahren kein übliches auf Bundesliganiveau. Beispiel Adamu: Der Nigerianer wurde wie einige andere seiner Landsleute von Wegener aus Lagos zum Bochumer Regionalligaclub Wattenscheid gebracht. 2001 wechselte Adamu zum FC St. Pauli - für eine Ausleihgebühr (!) in Höhe von damals 200 000 Mark. Das Geld überwiesen die Hamburger aber weder nach Wattenscheid, noch zu dessen Ex-Club in Nigeria (Iwuanyanwu Nationale F.C.), der die Transferrechte hält. Überwiesen wurde das Geld zunächst auf ein Konto der Düsseldorfer Sozietät Engel, Tilman und Partner. Die Anwälte präsentierten dem FC St. Pauli eine Generalvollmacht aus Nigeria.

Weil dem aktuellen Aufsichtsrat des FC St. Pauli die Vollmachten aus Nigeria beim angestrebten Transfer des Stürmers Iyodo in diesem Sommer nicht ausreichten, sie weitere Unterlagen aus Afrika forderten - die aber nicht erbracht wurden -, und außerdem steuerrechtlich nicht einwandfreie Zusatzzahlungen (Prämien für Einsätze, Einzahlung auf das Konto der Anwälte) im Transfervertrag standen, lehnte das Kontrollgremium Iyodos Verpflichtung ab. Wegener und die Anwälte brachten den Angreifer daraufhin bei Schalke 04 unter.

Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und dem Weltverband FIFA ist Wegener, der keine Lizenz als Spielervermittler besitzt, wegen seiner dubiosen Tätigkeit bekannt. Um derart undurchsichtige Transfergeschäfte zu unterbinden, wurden kürzlich die Transferregelungen korrigiert. DFL-Geschäftsführer Heribert Bruchhagen: "Entscheidend ist das Rechnungsschreiben, das auf dem Originalbriefbogen des abgebenden Vereins erstellt worden sein und mit einer Unterschrift eines Vereinsvertreters versehen sein muss." Im Fall Adamu, so bestätigt St. Paulis Manager Stephan Beutel, habe der Club eine Rechnung der Düsseldorfer Sozietät im Namen des afrikanischen Vereins erhalten - unterschrieben von einem der Anwälte. "Sie haben ja auch alle Vollmachten", so Beutel. Es seien weder Vermittlungs-, noch Beraterprovisionen geflossen.

Dass Wegener Waffenhändler ist, war den Vereinsverantwortlichen laut Beutel weder 2001 noch in diesem Sommer bekannt. "Von diesen Geschichten habe ich erst jetzt im Zusammenhang mit der Möllemann-Berichterstattung gehört", sagt der Manager und gibt zu, "dass das mit unserer Vereins- und Fanphilosophie natürlich überhaupt nicht zusammenpasst."

Hertha-BSC-Manager Dieter Hoeneß, der 2001 Stürmer Victor Agali von Hansa Rostock verpflichten wollte und ebenfalls auf die Wegener-Connection traf, verzichtete auf eine Verpflichtung des Nigerianers. Einerseits wegen der zu hohen Ablöseforderungen, andererseits wegen der fragwürdigen Hintergründe des Waffenhändlers.