Der Niederländer erlitt einen Bänderanriss und fehlt zwei Wochen – der Kameruner muss 50 000 Euro Strafe zahlen.

Hamburg. Am Nachmittag war Huub Stevens noch optimistisch: "Es sieht viel besser aus als am Donnerstag, noch habe ich Hoffnung." Die Kernspintomographie um 16 Uhr eine Vorsichtsmaßnahme, glaubte man. Die Ergebnisse jedoch waren ernüchternd: Beim Foul von Zürichs Rochat erlitt Rafael van der Vaart einen Bänderanriss im rechten Sprunggelenk.

Mindestens zwei Wochen fällt der für die Mannschaft so ungemein wichtige und torgefährliche Niederländer aus, also am Sonntag gegen Bochum, am Donnerstag beim Uefa-Pokal Rückspiel gegen Zürich und vor allem beim Spitzenspiel bei Bayern München am 24. Februar. Eine ganz bittere Nachricht, die den Kampf um die Champions-League-Plätze negativ beeinflussen könnte.

"Wir müssen abwarten, wie sich die Verletzung die nächsten Tage entwickelt. Ich möchte natürlich so schnell wie möglich zurückkommen", sagte van der Vaart, der in seinen bisher 27 Pflichtspieleinsätzen in dieser Saison an 25 Treffern (15 Tore, zehn Vorlagen) beteiligt war. Während van der Vaart unfreiwillig seinen Platz auf dem Rasen räumen musste, besorgte der undisziplinierte Thimothee Atouba seinen Rauswurf selbst.

Nach der Rückkehr aus Zürich setzte sich Stevens sofort mit Sportchef Dietmar Beiersdorfer zusammen, um 14.50 Uhr parkte Atouba dann seinem weißen Porsche Cayenne auf dem Parkplatz und machte sich auf den Weg in das Büro von Klubchef Bernd Hoffmann. Dieser hatte es jedoch vorgezogen, ein paar Minuten zuvor das Gelände zu verlassen. Keine 20 Minuten dauerte die für Atouba unerfreuliche Unterredung mit der sportlichen Führung. Und Atoubas Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes, als er um 15.12 Uhr die Geschäftsstelle verließ. Wo er jetzt hingehe? "Ich gehe nach Hause", so die wortkarge Antwort des eigentlich extrovertierten Linksverteidigers. Ob er am Freitag noch trainieren wolle? "Nein." Und Sonnabend oder Sonntag? "Nein."

Während sich Atouba eine Viertelstunde in die Mannschaftskabine begab, erklärten Stevens und Beiersdorfer, dass Atouba vorerst vom Mannschaftstraining suspendiert sei. Stevens: "Bis auf Weiteres wird er Einzeltraining absolvieren." Zunächst wird Atouba die Tests nachholen müssen, die er am 4. Januar versäumte. Beiersdorfer kündigte zudem eine "relevante Geldstrafe" an: "Er hat Absprachen und Abmachungen nicht eingehalten. Das können wir nicht tolerieren." Die Höhe dieser Strafe für den Kameruner, der 1,5 Millionen Euro pro Jahr verdient, soll bei 50 000 Euro liegen.

Ob Atouba noch einmal im HSV-Trikot auflaufen wird, blieb offen. In jedem Fall wird auch er in München fehlen. Schließlich geht es für die Verantwortlichen darum, ihre Glaubwürdigkeit gegenüber der Mannschaft nicht zu verlieren. Wer einen Fitness-Check schwänzt (4. Januar) und vielfache Kontaktversuche unbeantwortet lässt, ist ein schlechtes Vorbild. Die Verteidigungsversuche Atoubas scheiterten gestern jedenfalls kläglich. Besonders Stevens, der Disziplin und Kommunikation als Säulen seiner Arbeit sieht, dürfte verletzt über dessen Verhalten sein, schließlich hatte er Atouba wieder stark gemacht. Der Beschuldigte sah dies natürlich anders. Ob er sich missverstanden fühle? "Ja, weil hier alles, was ich gesagt habe, sofort als Lüge abgestempelt wurde", sagte Atouba und zuckte mit den Schultern, bevor er um 15.27 Uhr in sein Auto stieg.