Hamburg. Die Hamburger, bei denen Benka Barloschky nun offiziell verlängert hat, stehen offenbar vor der Verpflichtung von drei Guards.

Der erste Eindruck: exotisch. In der zweiten deutschen, der zweiten spanischen Liga sowie dem nun wahrlich nicht als Basketballland bekannten Schottland haben die Veolia Towers Hamburg anscheinend neue Spieler auf den Guard-Positionen gefunden. Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich um Will Christmas, Mark Hughes und Aljami Durham. Auf den zweiten Blick vereint das Trio aber ein vielversprechender Fakt.

Und sie alle werden - nun auch hoch offiziell - Gewissheit haben, von Benka Barloschky als Cheftrainer betreut zu werden. Am Dienstagvormittag verkündeten die Towers, dass der Vertrag des 35-Jährigen bis einschließlich der Saison 2024/25 verlängert wird. Zweifel daran, dass der gebürtige Bremer Coach bleibt, bestanden ohnehin zu keinem Zeitpunkt. Barloschky stellt bereits seit Wochen gemeinsam mit Sportchef Marvin Willoughby das neue Team zusammen.

Hamburg-Towers-Chef Willoughby vertraut auf Barloschky

Das Vertrauen des Vereinsgründers in den jungen Trainer ist ungebrochen. Er hatte das Cluburgestein, das seit 2015, der zweiten Saison der Towers-Geschichte, als Assistent angestellt war, im Januar nach der Entlassung von Raoul Korner zum Headcoach befördert. Anschließend hielt Willoughby bedingungslos zu Barloschky, verteidigte ihn gegen jegliche Kritik.

"Die Situation, in der Benka die Mannschaft in der letzten Spielzeit übernommen hat, war nicht leicht. Und auch, wenn die Ergebnisse nicht immer gestimmt haben, hat er es geschafft, das Team zu stabilisieren und trotz aller Herausforderungen eine positive Grundstimmung zu implementieren. Gleichzeitig ist es ihm gelungen, in den entscheidenden Momenten Bestleistungen aus der Mannschaft herauszuholen, die letztendlich zum Einzug in die EuroCup-Play-offs und dem vorzeitigen Klassenerhalt geführt haben", wird Willoughby in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert.

Grassegger bleibt Co-Trainer

"Die Veolia Towers Hamburg sind eine Herzensangelegenheit. Ich habe mich mit dem Verein in den letzten Jahren im Gleichschritt weiterentwickelt, die Erfolge und Misserfolge miterlebt und gelebt", sagt Barloschky, dem weiterhin Stefan Grassegger assistieren wird. Ein weiterer Co-Trainer wird gesucht.

Er könne es kaum erwarten, so der zweifache Vater, in der neue Saison anzugreifen, "die Energie im Verein, die Lehren der letzten Saison zu nutzen", sagt er. Dies zeigt sich auch in den ersten Transfers, die die Towers getätigt haben.

Christmas bester Guard der Zweiten Liga

Christmas ist die am wenigsten überraschende Verpflichtung. Bereits während der abgelaufenen Saison hatten die Wilhelmsburger Interesse am 1,96 Meter großen US-Amerikaner, der in Quakenbrück in der Samtgemeinde Artland bei den dortigen Dragons spielte. Im Rennen um den Kalifornier stachen die Hamburger nun Bundesligakonkurrenten aus, denen ebenfalls nicht entgangen war, wie dominant der 26-Jährige agiert hatte.

Christmas, der auf beiden Flügelpositionen spielen kann, ist mehr als nur ein guter Punktesammler - ihm gelangen durchschnittlich knapp 16 -, sondern er griff sich für seine Größe auch beachtliche sieben Rebounds und verteilte vier Vorlagen pro Partie. Folglich wurde er als bester Guard der Zweiten Liga ausgezeichnet und ins sogenannte First Team der fünf besten Spieler gewählt.

Hughes starker Distanzschütze

Der gleichalte und drei Zentimeter kleinere Hughes stößt von Movistar Estudiantes Madrid zum Bundesligisten. Seine komplette bisherige Profilaufbahn hat der aus Ohio stammende US-Amerikaner, der auch als Aufbauspieler agieren kann, bislang in Spanien verbracht.

Dabei überzeugte Hughes, dem bei Estudiantes durchschnittlich zehn Zähler gelangen, als verlässlicher Distanzwerfer. Zuletzt traf er knapp 42 Prozent seiner Dreier, in den beiden Jahren zuvor noch deutlich mehr. Barloschky hatte sich bessere Schützen im Kader gewünscht, einer wurde ihm nun anhand gegeben.

Durham stößt auf Kollegen aus der britischen Liga

Mit Durham kommt zudem ein weiterer Spieler aus der britischen Liga. Zuvor hatten die Towers schon einen Deal mit dem stark einzuschätzenden V. J. King aus Bristol abgeschlossen. Dessen US-amerikanischer Landsmann Durham verbrachte die Spielzeit bei den Caledonia Gladiators Glasgow.

Dort wurde der 24-Jährige auch sportlich glücklich, nachdem er den Beginn seiner professionellen Laufbahn bei GS Lavrio in Griechenland in den Sand gesetzt hatte. Glasgow führte Durham, geboren in Georgia, als bester Scorer (17 Punkte im Schnitt) zum Pokalsieg.

Neues Trio ist Gewinnen gewohnt

Es sind jedoch nicht die Statistiken und individuellen Auszeichnungen, die die Wilhelmsburger ermutigt haben, besagte Akteure zu verpflichten. Stattdessen handelt es sich bei allen um Spieler, die im Basketball gemeinhin als "winning players" bezeichnet werden, also welche, deren Mannschaften positiv abschneiden.

Christmas' Dragons gewannen 18 der 31 regulären Saisonspiele, in denen er mitwirkte, zogen ins Play-off-Viertelfinale ein. Hughes blickt auf eine 22:11-Bilanz in Spanien zurück, mit Durham gewann Glasgow nicht nur den Pokal, sondern auch neun von 16 Begegnungen.

Towers suchen noch Center

Die Mannschaft nimmt damit langsam Form an. Neben den aus der vergangenen Saison verbleibenden Lukas Meisner, Seth Hinrichs, Jonas Wohlfarth-Bottermann und Leif Möller stehen vier Importprofis unter Vertrag. Auch mit einem Aufbauspieler sollen sich die Towers einig sein, ein Center wird noch gesucht.