Hamburg. Verbraucher sind zurückhaltend, die Zahlen an der Börse sehen schlecht aus: Nun sollen strenge Renditenziele das Unternehmen retten.

Die Sprache der Pflichtmitteilung über die aktuellen Geschäftszahlen passen nicht so recht zu den Inhalten. Während der Hamburger Online-Modehändler About You von einen „robusten Ergebnis für das zweite Quartal 2022/23“ berichtet und die – bereits vor knapp einem Monat gesenkte – Umsatzprognose für das Gesamtjahr bestätigt, liegt das Ergebnis bei einem genauen Blick unter den Erwartungen.

Die Folge: Das Unternehmen, mit Hauptanteilseigner Otto Group im Hintergrund, hat sich auch angesichts der anhaltend flauen Verbraucherstimmung ein Sparprogramm verordnet.

About You: Strenge Renditenziele

Danach sollen die Marketingausgaben strengeren Renditezielen unterworfen sein und die Kosten für Werbeinhalte und Medien gesenkt werden. Zudem will das Management im nicht-technischen Bereich die Einstellungen bremsen, die Stückkosten in der Logistik senken und das Partnergeschäft ausbauen. Beim Warenbestand gibt es Einschnitte.

Die Bestellungen für die Herbst/Winter-Kollektion 2022 sowie Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023 sollen angepasst werden. Der Aktionsplan soll dazu beitragen, dass About You wie angekündigt bis zum Geschäftsjahr 2023/2024 die Gewinnschwelle erreicht.

About You: Rückläufige Bestellungen

Im zweiten Geschäftsquartal wuchs der Umsatz des SDAX-Unternehmens um knapp neun Prozent auf 430,6 Millionen Euro, wie es in den detaillierten Zahlen hieß. Der 2014 gegründete Händler, der mit mehr als einer halben Million Artikeln und mehr als 12 Millionen Kunden in 26 europäischen Märkten vertreten ist, hatte sich mehr vorgenommen, doch die Konsumstimmung lahmt wegen der Inflation und unklarer Wirtschaftsaussichten.

In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz), dem Hauptmarkt von About You, lag das Umsatzplus sogar nur bei 4,7 Prozent, was vor allem an den rückläufigen Bestellungen der Kunden in Deutschland lag.

About You: Aktie rutscht herunter

Der um Sonderposten bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen vergrößerte sich von 13,1 Millionen Euro vor einem Jahr auf 42,8 Millionen Euro. Unter dem Strich fiel mit 63,4 Millionen Euro ein – erwartet – deutlich höherer Verlust an als ein Jahr zuvor mit 35 Millionen Euro.

Die Aktie rutschte am Dienstagvormittag mit Verlusten von rund sechs Prozent in der Spitze wieder unter die Marke von sechs Euro. Seit dem Börsengang im Juni vergangenen Jahres beträgt das Kursminus mehr als 76 Prozent. Allerdings: Papiere von Wettbewerbern wie Zalando oder Asos haben ähnlich stark gelitten.

About You sieht aktuelle Zahlen als Chance

Mitte September hatte About You seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022/2023 massiv gesenkt. Diese Prognose bestätigte das Unternehmen um Co-Gründer Tarek Müller nun. Dass der charismatische Topmanager weiterhin an den Erfolg des Geschäftsmodells glaubt, hatte er erst im Juli mit einer deutlichen Erhöhung seiner Anteile an About You deutlich gemacht.

Zu den aktuellen Zahlen sagte er: „Wir sehen das aktuelle Umfeld auch als Chance für die gesamte Fashion-E-Commerce-Branche, sich auf höhere Profitabilität statt kurzfristiges Wachstum zu fokussieren, und erwarten eine Phase der Marktkonsolidierung.“