Hamburg. Christoph Schwennicke (r.) und Lars Haider pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, wir haben noch gar nicht über die Wahl in Niedersachsen gesprochen, und jetzt ist sie an diesem Wochenende schon. Was erwartest du, was wird man aus dem Ergebnis für die Ampel-Regierung in Berlin ablesen können?

Schwennicke: Ich gehöre eher zu denen, die übermäßige Einflüsse von Bundespolitik auf Landtagswahlen bestreiten. Das sind Personenwahlen, und ein Ministerpräsident muss schon viel Mist machen, um nicht wiedergewählt zu werden. Weil macht keinen Mist, keinen großen. Damit kennst du meine Erwartung, was den Wahlausgang anlangt.

Haider: Kommt es so, gäbe es endlich einmal wieder gute Nachrichten für die SPD. Wobei mein Eindruck sowieso nicht der ist, dass Olaf Scholz sich durch die schlechten Umfragewerte aus der Ruhe bringen lässt. Vielleicht weil er sie solange in seiner politischen Karriere gewohnt war und trotzdem Kanzler geworden ist ...

Schwennicke: Er ist wirklich beeindruckend stoisch. Aber seine Regierung schwimmt und schlingert erkennbar. Das kann er sich nicht vom Leibe halten, auch wenn es vor allem Habeck und Lindner sind, die sich in der Wolle haben.

Haider: Und die endlich mal lernen müssten, dass sie jetzt zuerst Minister in einer Regierung sind und nicht Vertreter zweier Parteien ..

Schwennicke: Das habe ich ehrlicherweise völlig falsch eingeschätzt. Hätte gedacht, das Gelb und Grün kompatibler sind, als man so glaubte. Sie sind es nicht.

Haider: Weil sie zu sehr an programmatischen und/oder ideologischen Überzeugungen kleben und deshalb nicht so pragmatisch sein können, wie es jetzt nötig wäre? Oder weil sie, wie Lindner gesagt hat, eigentlich nicht zusammenpassen?

Schwennicke: Das Erste. Kulturell-habituell geht das schon zusammen. Aber ideologisch-programmatisch nicht. Das hab ich total unterschätzt.

Haider: Und das heißt was für die nahe und mittlere Zukunft dieser Regierung?

Schwennicke: Fragil, wird aber halten. Macht ist ein starker Klebstoff.