Harburg. Stadt soll Lehren aus dem S-Bahn-Ausfall ziehen. Zugleich blicken die Verkehrspolitiker auf die nächste große Herausforderung im Harburger Nahverkehr: Die anstehende Sperrung des Harburger ZOB

Lars Hansen

Harburg Ab Montag, verspricht die Bahn, fahren die S-Bahnen wieder im 5-Minuten-Takt zwischen Neugraben und Hauptbahnhof. Die sechswöchige Phase der nahezu vollständigen Betriebsunterbrechung ist damit beendet und viele Pendler atmen auf. Harburgs Bezirkspolitik fordert in mehreren aktuellen Anträgen, dass man Lehren aus dem Vorfall zieht und sich für die Zukunft so aufstellt, dass Auswirkungen von Streckensperrungen geringer ausfallen. Zugleich blicken die Verkehrspolitiker auf die nächste große Herausforderung im Harburger Nahverkehr: Die anstehende Sperrung des Harburger ZOB für seinen Neubau. Hier haben die Fraktionen Bedenken, was die bisherigen Bus-Umleitungspläne angeht und machen Verbesserungsvorschläge.

Als Fazit der vergangenen sechs Wochen fordern SPD, Grüne, CDU und Linke, dass man das nächste Mal, wenn die S-Bahn länger ausfällt, besser aufgestellt ist, sei es durch mehr Alternativen zum S-Bahn-Nadelöhr Elbbrücken, oder sei es dadurch, dass man schneller reagiert. CDU und FDP stellen in verschiedenen Anträgen die Forderung nach einer Fährverbindung neu. Die CDU wünscht sich die Fährlinie ab Moorburg, die FDP ab Harburg. „Von Moorburg aus ist die Fahrzeit kürzer und man könnte den Anleger leicht mit dem Fahrrad oder dem Auto erreichen“, sagt CDU-Fraktionschef Ralf Dieter Fischer.

Die rot-grüne Koalition bleibt mit ihren Forderungen an Land: Ein permanent eingeführter zusätzlicher Regionalzughalt in Neugraben könnte den Druck auf die S-Bahn dauerhaft ebenso senken, wie Expressbuslinien von Neugraben nach Altona und von Eißendorf und Wilstorf zum Berliner Tor. Das hätte zusammen zwar lange nicht die Kapazität der S-Bahn, „aber wir haben in den vergangenen Wochen gesehen, dass im Störungsfall jede Alternative zum Ersatzverkehr nützlich ist und genommen wird“, sagt Frank Richter, Fraktionsvorsitzender der SPD, „und auch bei Normalbetrieb hätten diese Maßnahmen einen Mehrwert für viele Fahrgäste.“

Im Störungsfall sollten auch weitere Alternativen, wie zusätzliche Regionalzüge oder die Freigabe der Fernzüge für Nahpendler schneller umgesetzt werden, so Richter. „Es hat nach dem Bahnhofsbrand Tage gedauert, bis das so weit war“, sagt er.

Langfristig fordern alle vier Parteien mehr Bahnverbindungen über die Elbe: Die U4 und eine westliche Bahn-Querung auf Höhe des A7-Elbtunnels. Die CDU beantragt, Zwischenergebnisse der Machbarkeitsstudie zum Tunnel möglichst bald in der Bezirksversammlung vorzustellen.

SPD und Grüne befassen sich auch mit den Einschränkungen im Busverkehr, die auf die Harburger zukommen, wenn „Doppelknoten“ und ZOB so umgebaut werden, dass sie in Zukunft leistungsfähiger sind. Bereits im November soll die Hannoversche Straße vor dem Bahnhof Einbahnstraße in Richtung Westen werden und Busse in Richtung Wilstorf ohne Halt am Bahnhof durch die Wilstorfer Straße fahren. Ab Mitte 2023 wird der ZOB komplett gesperrt. Dann wird der S-Bahnhof Harburg Rathaus zum Umsteigeknotenpunkt.

„Ein Umsteigen vom Bus zur Fernbahn wird damit sehr kompliziert, insbesondere mit Gepäck“, sagt Frank Richter. Eine Forderung im rot-grünen Antrag ist deshalb, für Fernbahnreisende einen Shuttlebus von der Ausweichhaltestelle an der Winsener Straße zum Hintereingang des Bahnhofs am Neuländer Platz einzurichten.

Für die Buslinien in Richtung Marmstorf und Appelbüttel ist im bisherigen eine Abfahrtshaltestelle in der Knoopstraße vor dem Museum vorgesehen. „Diese Haltestelle liegt weit weg vom S-Bahn-Steig“, sagt Frank Richter. „Auch wenn es betrieblich schwieriger ist, muss die gegenwärtige Haltestelle am Harburger Ring vor dem Haus der Kirche zur Starthaltestelle für diese Linien werden! Die Umsteigewege von der S-Bahn sind deutlich kürzer und hier gibt es Aufzüge.“

Bislang ist dieser Bereich für „Überlieger“ – Busse in Pause – vorgesehen „Die Pausenhaltestellen können in der Knoopstraße oder auch am Schlossmühlendamm vorgesehen werden“, so Richter.

Eine – unabhängig vom jetzigen Anlass auch in der Vergangenheit schon oft geforderte – Verbindungsbuslinie von Langenbek über Marmstorf und Eißendorf nach Heimfeld soll den Umsteigedruck an der Haltrestelle Harburg Rathaus abmildern, indem Sternfahrten unnötig werden und eventuell Fahrgäste auch die S-Bahn-Station Heimfeld zum Umsteigen ansteuern.

Ganz wichtig ist SPD und Grünen, dass in der Zeit von Herbst 2022 bis Frühjahr 2025 – dann soll der neue ZOB fertig sein – keine großen Bauarbeiten an der S-Bahn geplant werden. „Ohne mit dem Bus zum Fernbahnhof zu kommen, gibt es dann keine Alternativen über die Elbe“, sagt Richter.