Bergedorf. Dringend wird ein Zukunftskonzept für Bergedorf gebraucht, und ein Stadtmanager könnte daran mitarbeiten.

Die Gerüchteküche um die Zukunft der beiden Karstadt-Häuser im Sachsentor und mit ihnen der gesamten Bergedorfer City brodelt. So soll es angeblich schon einen Abrissantrag für das kleine Warenhaus geben.

Das Bezirksamt soll einen städtebaulichen Wettbewerb planen, wie diese Immobilie als Ersatz für das 2024 schließende Sachsentor-Parkhaus an der Bergedorfer Schlossstraße fungieren könnte. Einzelhandels-Experten empfehlen dagegen dringend, beide Karstadt-Häuser gemeinsam zu überplanen.

Zukunftskonzept würde sich auch des Themas Leerstände annehmen

„Es gibt gerade ein ärgerliches Chaos – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem alle Bergedorfer gemeinsam ein Zukunftskonzept für unsere City erarbeiten müssten, deren Kern Karstadt nun definitiv nie mehr sein wird“, sagt Thomas Buhck, Vorsitzender des Bergedorfer Wirtschaftsverbandes WSB. Auch den Schock über den jüngsten Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung können er und Michael Solscher von der Grundeigentümer-Initiative BID Sachsentor nur schwer verbergen.

Wie berichtet, hatte das Bezirksamt den interfraktionellen Antrag von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linken für ein Innenstadtkonzept samt professionellem Stadtmanagement buchstäblich zu den Akten gelegt. Begründung: Es gebe bereits viele Initiativen, Arbeitskreise und Fördertöpfe, die genau das zum Ziel haben. Die gelte es zu koordinieren, statt noch ein weiteres Projekt auf die Beine zu stellen.

Empörung bei Bergedorfer Politikern aller Fraktionen

Das sorgte bei Politikern aller Fraktionen für große Empörung, hatten sie ihren Antrag doch mit der Überschrift „Bergedorf now“ versehen, um die Dringlichkeit der Innenstadtentwicklung zu betonen. Tenor der Kritik: Das Bezirksamt weigere sich ausgerechnet beim wichtigsten Stadtentwicklungsprojekt, seine Hausaufgaben zu machen.

So weit wollen Buhck und Solscher nicht gehen, schließlich einigten sich Politik und Verwaltung in der turbulenten Sitzung letztlich darauf, das Thema im nächsten Wirtschaftsausschuss am 20. Oktober nochmals auf die Tagesordnung zu nehmen. „Das ist zwar erst in zwei Monaten. Aber wir sind sicher, dass die Verwaltung die Zeit nutzen wird, mit allen Beteiligten ein Konzept für den Umgang mit den Karstadt-Häusern und die Zukunft der City insgesamt zu entwickeln“, sagt Michael Solscher.

Der Bezirksverwaltung kommt eine Schlüsselrolle zu

Laut Buhck steht die Wirtschaft bereit, mit Geld und Strukturen die Grundlagen für einen Bergedorfer Stadtmanager zu schaffen. „Aber wir wollen das nicht allein, sondern zusammen mit Verwaltung und Politik aufbauen. Bei einem so wichtigen Thema geht es nur gemeinsam.“

Dabei komme dem Bezirksamt eine Schlüsselrolle zu, müsse es doch auch jegliche Umnutzungen der Karstadt-Immobilien vom Warenhaus etwa zu Wohnen, Büros oder auch Sport- und Kulturflächen genehmigen. „Das dürfte auch die Dialogbereitschaft des Eigentümers fördern, der sich bisher vielen Gesprächsangeboten von uns Bergedorfer Wirtschaftsinitiativen verschließt“, so Buhck.

Die Attraktivität Bergedorfs leidet am Karstadt-Leerstand

Ihm und Solscher geht es dabei nicht allein um die künftige Gestalt und Nutzung der beiden zentralen Lagen an der Fußgängerzone. „Ganz kurzfristig und schnell müssen Zwischenlösungen her, wie etwa das Tourismus-Schaufenster mit Kultur-Videoleinwand, Kunst-Aktionen, wie sie der Kulturausschuss jetzt mit 35.000 Euro bezuschusst, oder temporäre Läden“, sagt Solscher. „Die Attraktivität Bergedorfs leidet bereits am Karstadt-Leerstand. Gehen wir das jetzt nicht verantwortungsvoll an, wird es erhebliche Auswirkungen haben. Auch auf alles, was in Zukunft aus unserer City werden kann.“