Hamburg. Der Komiker über seinen neuen Kinofilm „Catweazle“, Geburtstagsständchen von Metalfans und das Arbeiten in Corona-Zeiten.

Ein komischer Zausel, der aus einer mittelalterlichen Welt in die Moderne geschleudert wird: So war es, als Otto Waalkes (72) vor 50 Jahren aus Ostfriesland nach Hamburg kam, und so ist es auch in seinem neuen Film „Catweazle“, der am 1. Juli in die Kinos kommt. Die Hamburger UCI-Kinos zeigen ihn vorab am 30. Juni. Mit Regisseur Sven Unterwaldt und Jungstar Julius Weckauf („Der Junge muss an die frische Luft“) wagte sich der Außerfriesische an die Leinwandadaption der britischen TV-Serie aus den frühen 1970er-Jahren. Als etwas minderbegabter zeitreisender Magier muss Otto alias Catweazle seinen Zauberstab aus den Händen einer gierigen Kunsthändlerin (Katja Riemann) retten, um wieder in seine Epoche zurückzukehren, auch wenn er die Neuzeit mit Autos, Ampeln und Lichtschaltern höchst liebreizend findet.

Wir trafen Otto zum Interview in seiner Galerie auf der Uhlenhorst, und nach wie vor spricht der Friesenjung so schnell, dass er sich beinahe selber überholt. Er ist einfach nicht zu bremsen, und auch Corona konnte die Dreharbeiten nicht stoppen. Zum Glück, denn „Catweazle“ ist mit viel Liebe, Witz und Spaß an Details ein Film für die ganze Familie geworden.

Beim Stichwort Otto denken viele sicher zuerst an „Jiaaaah“ und „Hollatihiti“, in „Catweazle“ verzichten Sie allerdings auf viele seit Jahrzehnten bekannte Otto-Traditionen. Das mag manche Kinogäste vielleicht überraschen.

Otto Waalkes Ich hab ja versucht, ein wenig Otto-spezifisches reinzuschummeln, aber das war schon eine Herausforderung, in die Catweazle-Rolle zu schlüpfen. Ich habe die TV-Serie früher zwar gesehen, wäre aber nie auf die Idee gekommen, diesen Zauberer zu spielen. Bis Regisseur Sven Unterwaldt mir ein Foto von Catweazle in der Badewanne zeigte: „Schau mal, das könntest du sein“. Das richtige Alter hatte ich jetzt – und zu meinem Glück ist Catweazle ein sehr mobiler älterer Herr.

Haben Sie sich die Serie aus den 70er-Jahren jetzt noch mal komplett angeschaut zur Vorbereitung und Einstimmung?

Waalkes Oh ja. Das war ein Spaß, die Komik hat sich nicht grundsätzlich verändert seitdem, wohl aber das Tempo – außerdem braucht man im Spielfilm, anders als in der Serie, eine abgeschlossene Geschichte. Und die britischen Verhältnisse mussten behutsam eingedeutscht werden. Auch wenn es dann heißt: The Queen was not amused.

Deine Interpretation von Catweazle ist eine würdige und liebevolle Hommage an den Ur-Catweazle Geoffrey Bayldon.

Waalkes Das höre ich gern, denn ich habe Respekt vor dem Original und mich immer gefragt: Was kann ich daraus lernen, was kann ich daran verbessern, was kann ich direkt übernehmen wie den „Elektrik-Trick“, damit Catweazle auch Catweazle bleibt, das war immer mein Anspruch.

Wer war denn länger in der Maske, Sie, um sich in Catweazle zu verwandeln oder Ihre Gegenspielerin Katja Riemann, um in ihre Korsage geschnürt zu werden?

Waalkes Katja brauchte gar nicht in die Maske, die sieht immer perfekt aus. Außerdem darf sie die Böse spielen, das macht sie großartig, da leuchten die Starqualitäten. Und Julius Weckauf, der Junge, der an die frische Luft musste, hat mich ebenso begeistert. Von ihm kann ich noch eine Menge lernen. Wahnsinnig schlagfertig, witzig, und trotzdem ganz natürlich. Da wächst wieder eine neue Generation heran von Komikern, die Stadien füllen. Und ich trete in kleinen Clubs auf und weiß nicht mal, ob jemand kommt.

Der Original-Catweazle ist schon ein grummeliger Typ, auch Kindern gegenüber. Ihre Interpretation ist schon liebevoller, väterlicher. Ein wenig wie Ihre Sprechrolle als Faultier Sid in den „Ice Age“-Filmen.

Waalkes Ja, ich wollte ihn etwas charmanter erscheinen lassen, damit die Zuschauer an Catweazles Problem Anteil nehmen können. Und mit Julius wollte ich´s mir auch nicht verderben. Catweazle gibt ja Stoff für Fortsetzungen her, wobei der Kinostart jetzt eine kleine Herausforderung ist, der Sommer fängt an, die Europameisterschaft geht weiter.

„Catweazle“ wurde unter Corona-Bedingungen gedreht, was man dem Film aber nicht ansieht.

Waalkes Das war aufwendig, wir haben in mehreren Schichten getrennt gearbeitet und wurden dauernd getestet. Test, Test, Test. Aber als Team in dieser isolierten Blase zu arbeiten, das schweißt unglaublich zusammen. Das ist ja nicht mein erster Film, aber die Motivation und die Disziplin am Set waren wirklich neu für mich. Eine schöne Erfahrung. Wer sich so konzentriert, macht weniger Fehler.

Catweazles treue und belastbare Kröte Kühlwalda gibt es als echtes Tier, als Puppe und als Computeranimation. Sind Sie manchmal durcheinander gekommen, sind Tiere zu Schaden gekommen?

Waalkes Nein, das war alles reibungslos, wir hatten Krötenexperten dabei, und nach der ersten Nacht mit Kühlwalda im Bett haben wir uns schnell angefreundet.

„Catweazle“ ist ja eine Fisch-aus-dem-Wasser-Geschichte. Er wird aus dem Mittelalter in die Moderne gezaubert. Erinnert Sie das an Ihre Zeit, als Sie aus Ostfriesland nach Hamburg gekommen sind?

Waalkes Ja, das war ähnlich für mich. Emden und Hamburg trennten Welten, die Eisenbahn fährt hier unter der Erde! Gibt es das wirklich? Und keiner redet hier miteinander oder grüßt den anderen auf der Straße. In Emden war das ganz anders, da kannte jeder jeden. Daran musste ich mich gewöhnen, bis mich dann durch das Fernsehen und die Filme jeder kannte, und ich plötzlich sogar in Wacken mit Sprechchören begrüßt wurde.

Fisch-aus-dem-Wasser. Der Friesenjung vor Zehntausenden Heavy-Metal-Fans, und es gab keine Bierdusche?

Waalkes Es gab ein Geburtstagsständchen! Der Höhepunkt meines Lebens zusammen mit den 7-Zwerge-Filmen, „Ice Age“, meinem ersten Otto-Film und meine erste Freundin – verdammt lange her. Es geht heute alles sehr schnell, man verpasst den Anschluss und wird zum Catweazle: neugierig, fasziniert, aber auch etwas überfordert. Musik zum Beispiel höre ich nur noch digital – wenn ich sie nicht gerade selbst mache. Ich höre besonders gern Soundtracks auf Klassik Radio. Einer ist mir sofort aufgefallen: Der war von Philipp Noll, mit dem wir auch die Musik für „Catweazle“ gemacht haben.

Sind Liebe und Freundschaft die mächtigsten Zauber?

Waalkes Liebe und Freundschaft sind zauberhaft, aber keine Magie – zumindest keine schwarze.

Welchen Zauber würden Sie gern beherrschen? Zeitreisen vielleicht?

Waalkes Och, ich bin eigentlich ganz froh in dieser Zeit. Obwohl, ich springe mal ein paar Minuten zurück und wir fangen von vorn an. Kennst du „Und täglich grüßt das Murmeltier“?

Beim Stichwort Otto denken viele sicher zuerst an „Jiaaaah“ und „Hollatihiti“, in „Catweazle“ verzichten Sie allerdings …

„Catweazle“ D 2020, 96 Min., R: Sven Unterwaldt, D: Otto Waalkes, Julius Weckauf, Katja Riemann, ab 0 J., ab 30.6. u. a. im UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek