Wewelsfleth/Hamburg. “De Hamborger Veermaster“ ist wieder hübsch gemacht. In seinem Heimathafen Hamburg wird er jedoch erst im Spätsommer zu bewundern sein

Die "Peking" ist wieder ein kompletter Rahsegler. Mit dem Ende der Restaurierung wird es in den kommenden Wochen für den "Hamborger Veermaster" einen Eigentümerwechsel geben, wie Anne-Merle Wulf von der Stiftung Hamburg Maritim sagte. Dann wird der über hundert Meter lange Traditionssegler an die Stiftung historische Museen Hamburg übergeben. Die Überführung der "Peking" in die Hansestadt ist wegen der Corona-Pandemie erst für den Spätsommer geplant: "Im August oder September, damit möglichst viele, die an dem Projekt beteiligt sind und es unterstützt haben, auf dem Schiff die Überfahrt mitmachen können", sagte Matthias Seeberg von der Stiftung Historische Museen Hamburg.

Drei Jahre dauerte die aufwändige Reparatur des alten Seglers. Vieles war Rost und Alter zum Opfer gefallen und musste neu gebaut werden. So waren von den ursprünglich 18 Rahen der "Peking" nur zwei erhalten geblieben. Alte Bauzeichnungen halfen bei der Rekonstruktion der fehlenden Rahen. Sie wurden nach Angaben der Stiftung Hamburg Maritim zwar authentisch nachgebildet, aber nicht originalgetreu. "Früher wurden die Rahen und Stengen (beides Teile der Takelage) in Nietkonstruktion hergestellt, was heutzutage nicht mehr praktiziert wird." Stattdessen wurden sie geschweißt. Insgesamt seien mehr als 400 Halbschalen zu konischen Rohren verschweißt worden. Die zugehörigen Beschläge wurden originalgetreu nachgebildet. "Insgesamt wurden auf der Peking rund 175 Tonnen Material verbaut", sagte der Takler Georg Albinus: "Spieren und Masten, stehendes und laufendes Gut - alles zusammen."

Das Holz für die Masten und Spieren der Peking sind Douglasien aus einem Forst am Stadtrand von Hamburg. Die Bäume wurden zum Teil in der Bismarck-Zeit gepflanzt, "so dass man sagen kann, das ist schon ein Bäumchen gewesen, als die Peking gebaut wurde", sagte Joachim Kaiser vom Vorstand Stiftung Hamburg Maritim.

Die "Peking" gehört zu den letzten großen Frachtseglern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts wegen ihrer Geschwindigkeit und Sicherheit gegen Dampf- und Motorschiffe antreten konnte. Bei ihrem Stapellauf 1911 galt sie mit 115 Metern Länge als größtes Segelschiff der Welt. Ihr höchster Mast ragte 51 Meter über das Deck. Als "Wind-Motor" diente eine Segelfläche von über 4100 Quadratmetern. Um sie mit Muskelkraft handhaben zu können, wurden sie in insgesamt 34 einzelne Segel unterteilt.

Bis 1932 brachte die "Peking" unter anderem Salpeter (Natriumnitrat) - der als Stickstoffdünger und bei der Schwarzpulverherstellung eingesetzt wurde - sowie Vogelmist (Guano) - ebenfalls ein Dünger - von Chile nach Europa. Die Route um Kap Hoorn galt bis zur Eröffnung des Panamakanals 1914 trotz aller Gefahren als günstige Möglichkeit, von Europa zur Westküste Südamerikas zu gelangen. Die 9150 Seemeilen (16 950 Kilometer) konnte die "Peking" ohne Zwischenstopp fahren, da ein Segler keine Kohlen oder Treibstoff bunkern muss.

Heute schafft die "alte Dame" nicht einmal mehr den rund 47 Seemeilen (87 Kilometer) langen Weg von Wewelsfleth nach Hamburg aus eigener Kraft. Schlepper werden den Frachtsegler elbaufwärts durchs Wasser ziehen.