Hamburg/Nikosia. Nach dem Gespräch mit dem Abendblatt wurde die 23-Jährige aus Rotherbaum auf das Coronavirus getestet. Das hat sie erlebt.

"Was hier im Krankenhaus auf Zypern passiert ist, ist unglaublich!" Mit diesen Worten meldete sich Carolina Prigge aus dem türkischen Krankenhaus in Nikosia, der geteilten Hauptstadt Zyperns.

Die 23-jährige Hamburgerin, die mit ihrem 90-jährigen Großvater nach Nordzypern gereist ist, durfte seit Dienstag vergangener Woche das Salamis Bay Conti Resort nicht mehr verlassen. Eine Frau in ihrem Hotel hatte sich mit dem Coronavirus infiziert, woraufhin Hunderte Gäste unter Quarantäne gestellt wurden, wie das Abendblatt berichtete.

Coronavirus? Hamburgerin kommt ins Krankenhaus

Am Freitagnachmittag hatte Prigge, die normalerweise in Rotherbaum wohnt, ein Kratzen im Hals gespürt und gehustet. Daraufhin sei sie mit einer weiteren Urlauberin, der Medikamente fehlten, in ein Krankenhaus in Nikosia gebracht worden.

Dieses Erlebnis habe sie schockiert. Sie und die herzkranke 66-Jährige seien in Einzelzimmern untergebracht worden. Laut Prigge hätten die Zimmer jedoch jegliche Hygiene-Standards unterboten. Wie sie mit Fotos dokumentierte, waren sowohl die Zimmer als auch das Bad sehr dreckig und teils verschimmelt. Das Personal habe sie unfreundlich empfangen, ihnen kaum Beachtung geschenkt und schmerzhaft untersucht. "Ich fühlte mich an diesem Ort eher, als ob ich krank werden würde, statt gesund", so Prigge.

Das Testergebnis war negativ

Blut sei mithilfe eines Latex-Handschuhs statt mit einem Gurt zum Abbinden des Armes entnommen worden. Sie und die 66-Jährige hätten am Freitag keinerlei Informationen über ihr Testergebnis von dem Krankenhauspersonal bekommen.

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Ein Arzt habe ihr am Sonnabendmittag dann das erleichternde Ergebnis mitgeteilt: Die Hamburgerin hatte sich nicht infiziert, müsste jedoch noch weitere 48 Stunden zur Überwachung im Krankenhaus bleiben.

Ihr Großvater empfing sie mit Freudentränen

Mit drei weiteren negativ getesteten Hotelgästen seien sie und die herzkranke Urlauberin daraufhin in einen anderen Krankenhaustrakt gebracht worden. Die 66-Jährige sei bis dahin immer noch nicht mit den für sie lebensnotwendigen Herzmedikamenten versorgt worden. Erst ein Anruf des Reiseveranstalters, der laut Prigge Druck auf das Krankenaus ausgeübt haben muss, habe dafür gesorgt, dass sich ein Arzt um die Frau kümmerte.

Entlassen hätten sie sich schließlich am Sonntagnachmittag selbst. Der zuständige Arzt sei nach Hause gefahren, einen Rücktransport habe es nicht gegeben. "Mein Opa empfing mich mit Freudentränen am Eingang des Hotels", berichtet Prigge nach ihrer Odyssee.

Gäste machen Fotoshootings am Pool

Auch ihre Mutter hatte sich in der Zwischenzeit an das Abendblatt gewandt, da sie keinen Kontakt zu ihrer Tochter aufnehmen konnte. Über die deutsche Botschaft hatte sie versucht, an Informationen zu gelangen. Das sei jedoch nicht erfolgreich gewesen.

Offiziell heißt es, dass die Quarantäne am 24. März endet. Prigge zweifelt jedoch daran, dass dann alle Gäste wieder sicher nach Deutschland gebracht werden. Mittlerweile seien mindestens zehn Menschen aus ihrem Hotel positiv getestet worden. Mehr und mehr zeigten Symptome. Die deutschen Urlauber scherten sich derweil noch immer wenig um die Ansteckungsgefahr. "Am Montag waren bestimmt 200 Gäste am Pool, haben Fotoshootings gemacht und Kaffee getrunken", sagt Prigge.

Coronavirus: Rückreise der Hamburgerin ungewiss

Wann die Hamburgerin und ihr Großvater den Rückflug antreten, sei daher ungewiss. "Ich steige mit meinem Opa in kein Flugzeug, in dem er nicht geschützt ist", so Prigge. In der Zwischenzeit organisiert sie eine Spendenaktion für die Mitarbeiter des Hotels. "Die arbeiten hier wirklich hart und bekommen bestimmt nicht viel Gehalt", sagt die Hamburgerin.

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Carolina Prigge war bereits am Freitag mit dem Abendblatt in Kontakt getreten und hatte von den Umständen erzählt, unter denen sie und ihr 90-jähriger Großvater im Salamis Bay Conti Resort auf Nordzypern lebten.