Hamburg. In Hamburg will der Aufstiegsexperte den Erfolg aus Regensburg wiederholen. Wie der Co-Trainer tickt – und was ihn mit Tuchel eint.

Er lächelte, wie er fast immer lächelt. Tobias Schweinsteiger begrüßte die HSV-Fans am Mittwoch mit einem „Moin“. Der Bayer aus Rosenheim hat sich in seinen ersten acht Monaten in Hamburg schnell an die sprachlichen Umgangsformen in Norddeutschland angepasst.

Am Sonnabend aber wird der Co-Trainer des HSV viele alte Kollegen mit einem „Servus“ empfangen. Dann trifft Schweinsteiger mit seiner neuen Mannschaft auf seine alte Mannschaft vom SSV Jahn Regensburg. Drei Jahre seiner Karriere verbrachte er an der Donau. Und aus seiner letzten Zeit zwischen 2010 und 2012 gibt es noch einige Regensburger, die den 37-Jährigen besonders gut kennen.

Schweinsteiger dachte schon als Spieler strategisch

Einer von ihnen ist Mersad Selimbegovic. Mit dem Trainer des Jahn hat Schweinsteiger selbst zusammengespielt. Zusammen verbrachten sie zwei erfolgreiche Jahre, die 2012 mit dem sensationellen Aufstieg in die Zweite Liga endeten. „Unser Kontakt ist nie abgerissen“, sagte Selimbegovic, als ihn das Abendblatt am Mittwochmorgen auf dem Handy erreicht.

Der Cheftrainer des HSV-Gegners erinnert sich noch gut, wie beide sich ständige Gedanken über taktische Details machten. „Wir haben schon als Spieler strategisch gedacht“, sagt Selimbegovic. „Dass wir heute beide Trainer sind, wundert mich nicht.“

Schweinsteigers positive Art soll den HSV anstecken

Vor allem aber schätzt Selimbegovic seinen Trainerkollegen als Typen. „Tobi ist ein positiver Typ, der immer lacht und Freude und Optimismus ausstrahlt und dieses auch vermitteln kann.“ Und genau mit dieser Art soll Schweinsteiger beim HSV helfen, die derzeitige Krise zu durchschiffen. Seit Cheftrainer Dieter Hecking den früheren Mittelstürmer im vergangenen Sommer aus Österreich nach Hamburg holte, übernimmt Schweinsteiger Stück für Stück mehr Verantwortung.

Hecking legt viel Wert auf die positiven Impulse, die Schweinsteiger einbringt. Öffentlich soll der sich beim HSV aber zurückhalten. Was zum einen damit zu tun hat, dass er aufgrund seines prominenten Namens durch Weltmeister-Bruder Bastian eben kein normaler Co-Trainer ist. Intern hat sich Schweinsteiger aber sowohl bei Sportvorstand Jonas Boldt als auch innerhalb der Mannschaft schon eine hohe Wertschätzung erarbeitet.

Schweinsteiger auf den Spuren von Tuchel

Für Selimbegovic steht fest, dass Schweinsteiger in naher Zukunft auch in der ersten Reihe arbeiten wird. „Mir war immer klar, dass er ein guter Trainer wird, weil er die Aura und die Persönlichkeit hat“, sagt der Regensburger. Um irgendwann den nächsten Schritt zu machen, bewirbt sich Schweinsteiger aktuell für den kommenden Lehrgang der DFB-Fußballlehrer-Lizenz. Vor zwei Jahren machte er die Uefa-A-Lizenz. Die Theorieprüfung bestand er ohne Fehler – das schaffte zuvor nur Thomas Tuchel.

Schweinsteiger gilt als moderner Trainertyp. Er ist bei Social Media aktiv, lässt über Twitter und Instagram an seinem Trainer- und Privatleben teilhaben. Auch deswegen hatte sich Hecking entschieden, Schweinsteiger in seine langjährige Trainer-„Ehe“ mit Dirk Bremser einzubauen. In schwierigen Phasen kann Schweinsteiger mit seiner Lockerheit auch das Trainerduo positiv beeinflussen. „Tobi hat viele Talente“, sagt Selimbegovic und lacht. Er meint damit auch Schweinsteigers Führungsqualitäten beim Feiern.

Schweinsteiger überzeugt auch als Busfahrer

So wie 2012, als er als Kapitän den damaligen Drittligisten Jahn Regensburg mit 14 Treffern zunächst in die Relegation schoss, diese gegen Zweitligist Karlsruhe überraschend gewann und anschließend auch bei der großen Aufstiegsfeier als Leader überzeugte.

Angesprochen auf diesen Abend, muss auch Sebastian Nachreiner schmunzeln. Der Verteidiger, der am Sonnabend im Volkspark wieder in Regensburgs Startelf stehen wird, war schon 2012 dabei, als sie zusammen aufstiegen. „Tobi ist ein umgänglicher und lustiger Typ“, sagt Nachreiner. „Und außerdem ein guter Busfahrer.“

Schweinsteiger feiert 2012 den Aufstieg­ mit Regensburg.
Schweinsteiger feiert 2012 den Aufstieg­ mit Regensburg. © Imago | imago sportfotodienst

Der Abwehrspieler denkt gerne daran zurück, wie Schweinsteiger seine Kollegen oft mit dem kleinen Teambus zum Trainingsplatz fuhr und häufiger mal einen Umweg in Kauf nahm, um die Stimmung aufzuheitern. Vor allem aber schätzte Nachreiner an Schweinsteiger dessen Leaderstärke. „Tobi war ein echter Führungsspieler, der auf dem Platz vorangegangen ist.“

Schweinsteiger engagiert sich für Inklusionsprojekt

Aber auch abseits des Platzes engagierte sich Schweinsteiger. Bis heute ist er Botschafter des Inklusionsprojektes „Bananenflanke“, eine Fußballliga für Menschen mit Behinderung.

Am Sonnabend kommen seine Regensburger nach Hamburg. Schweinsteiger wird dann wieder auf der Tribüne sitzen und seine taktischen Beobachtungen zur Trainerbank funken. Wie der Jahn spielt, dürfte Schweinsteiger besonders gut wissen. Der HSV wird seine Tipps brauchen. Für einen Sieg am Sonnabend. Und für das große Saisonziel. Damit er im Mai die nächste Aufstiegsfeier erleben kann.