St. Peter-Ording. Alle Storchennester sind in dem Nordseeort belegt: Mehr als 70 der großen Vögel bleiben trotz „Wohnungsnot“.

Wenn es abends ruhiger wird in St. Peter-Ording, schweben Störche aus allen Richtungen zum Westküstenpark. An sämtlichen Ecken klappern dann ihre Schnäbel. Mehr als 70 der weißen Vögel haben in diesem Jahr dort ihr Domizil. Viele Nester werden schon seit Jahren genutzt, wurden immer wieder ausgebessert und vergrößert. Mittlerweile sind alle von den Menschen vorbereiteten Nistplätze belegt. Doch immer noch kommen Nachzügler. Und bleiben trotz der „Wohnungsnot“.

Wer keinen freien Horst findet, baut sich eben ein neues Nest. Gerne auch unmittelbar neben einem „Altbau“. Denn „der Weißstorch brütet gerne gemeinsam mit Artgenossen in einer Kolonie“, sagt Zoodirektor Peter Marke. Ein Brutverhalten, das man in Deutschland heute kaum sieht. Zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen ist der Weißstorch meist nur als Einzelbrüter bekannt.

Der Weißstorch siedelt sich immer wieder in Gruppen an

Dabei gab es in der Vergangenheit auch hier immer wieder Orte, an denen sich der Weißstorch in Gruppen oder Kolonien angesiedelt hat, weiß Marke. Heute sieht man so was immer noch in südlichen Bereichen. Zum Beispiel die Störche von Marrakesch in Marokko. Dort besetzen Hunderte der weißen Vögel auf alten Gebäuden und Moscheen fast jede Zinne mit einem Nest.

Entsprechendes sieht man jetzt auch in St. Peter-Ording. „Im Westküstenpark haben sich im Laufe der Jahre immer mehr Weißstörche niedergelassen“, sagt Marke. Und die suchen offensichtlich die Nähe ihrer Artgenossen. „Nachzügler beginnen, auf den Dächern der Volieren sich eigene Nester zu bauen“ – zum Teil nur eine Schnabellänge entfernt vom Nachbarhorst. „Das ist vielleicht eine Novität bei uns.“ Aktuell brüten im Westküstenpark 22 Storchenpaare. 27 Junge hat Jörg Heyna von der Nabu-Arbeitsgruppe Storchenschutz in den Nestern gezählt.

Störche fliegen auf St. Peter-Ording

„Wir sind für Weißstörche ein Hotspot“, sagt Marke. Anhand der Ringe weiß er, dass sich die Zusammensetzung „seiner“ Kolonie ständig ändert. So kommen immer wieder auch „fremde“ Störche zum Brüten nach St. Peter-Ording. Der Weißstorch ist entgegen ursprünglichen Annahmen nicht grundsätzlich standorttreu, so seine Beobachtungen. „Wo die ,Liebe‘ hinfällt, bleiben sie hängen“, sagt Marke. Einen Wettstreit um das „größte“ Storchendorf will Marke nicht anzetteln. Ausschlaggebend sei, dass in der ganzen Region Weißstörche in einer entsprechenden Zahl sind, die sich selbst trage und erhalte, sagt Jörg Heyna.