Norderstedt. TC Friedrichsgabe ist beim TC am Falkenberg untergekommen. TuS Holstein freut sich über Zusage der Versicherung für Hallenbau.

Zwei der traditionsreichsten Tennisvereine in Schleswig-Holstein waren rund 50 Jahre in enger Nachbarschaft beheimatet: der
TC Friedrichsgabe und der TuS Holstein Quickborn. Die Tennis-Asse aus dieser Region haben seit einem halben Jahrhundert aufregende und auch sportlich erfolgreiche Zeiten erlebt. Aktuell geht es allerdings darum, schwerwiegende Veränderungen und Einschnitte zu bewältigen.

Eine Neuorientierung kommt dabei auf den TC Fried­richsgabe zu. Der überschuldete Club verliert seine Heimat, muss die Anlage mit elf Außenplätzen verlassen und die vereinseigene Halle an der Lawaetzstraße zum 30. April an die Stadt Norderstedt übertragen. Die hatte für die Anlage eine Bürgschaft von 230.000 Euro übernommen.

Wie das Grundstück in Zukunft genutzt werden soll, etwa für die Verlängerung der U-Bahn-Linie gen Norden, für Wohnungsbau oder für eine neue Sporthalle, darüber steht eine Entscheidung noch aus. Tennis im Freien wird jedenfalls nicht gespielt.

Marc-Tell Denkewitz ist seit drei Jahren Vorsitzender des TC Friedrichsrichsgabe und seit fünf Jahren im Verein. Das Ende an der Lawaetzstraße ist schmerzhaft für ihn, aber nicht nur für ihn. Mehr als die Hälfte der rund 100 Mitglieder wiederum hatte sich Ende 2016 zum Übertritt in den Tennisclub am Falkenberg (TaF) entschlossen.

TCF-Akteure in fünf Teams integriert

Die Architekten Günther Wördemann und Imke Turton planen gemeinsam mit Vereinschef Thorsten Brack die neue Halle
Die Architekten Günther Wördemann und Imke Turton planen gemeinsam mit Vereinschef Thorsten Brack die neue Halle © HA | Arne Kolarczyk

„Ich sehe das absolut positiv, Tennisspieler sind kontaktfreudig, haben keine Anpassungsschwierigkeiten und werden den Neuanfang sicher hinkriegen.“ Die Friedrichsgaber haben sich mit 60 Aktiven in fünf Mannschaften dem TaF angeschlossen und sind mit Start der Freiluftsaison Anfang Mai am Ball. Marc-Hell Denkewitz, selbst ein begeisterter Wettkämpfer: „Der TaF und wir haben eine relativ hohe Altersstruktur. Der Ehrgeiz soll trotzdem nicht zu kurz kommen. Ich würde es ambitionierten Breitensport nennen.“

Angedacht sei auch, dass die Fried­richsgaber bei einem Abriss der maroden Halle am Exerzierplatz vom Bau einer Dreifeldhalle einschließlich eines Kampfsport-Dojos profitieren könnten. Auf Initiative des TaF könne eine Zweifeld-Tennishalle angedockt werden, die die Problematik fehlender Zeiten für die Tennissportler entschärfen könnte.

Was mit der Anfang der 80er- Jahre gebauten Halle in Friedrichsgabe künftig passieren wird, ist ebenfalls unklar. Es laufen Gespräche zwischen dem Norderstedter SV und dem TC am Falkenberg, die an einer Nutzung interessiert sind.

Während der TC Friedrichsgabe sein 50-jähriges Bestehen in zwei Jahren also nicht mehr erleben wird, spricht in Quickborn beim TuS Holstein Tennis schon alles über den 50. Geburtstag. „Wir feiern praktisch das ganze Jahr und sind stolz aufs Jubiläum“, sagt der Clubvorsitzende Thorsten Brack. Der Ellerauer steht jetzt drei Jahre an der Spitze des TuS, der sich 2007 vom Hauptverein trennte und als eigener Club mit rund 230 Mitgliedern antritt.

Die schlimme Nacht: Ein Flammenmeer zerstört die Halle des TuS Holstein Tennis
Die schlimme Nacht: Ein Flammenmeer zerstört die Halle des TuS Holstein Tennis © HA | Uwe Kaeckerey

Das Jahr 2016 war kein gutes für die Quickborner Tenniscracks. Thorsten Brack befindet sich genau an dem Platz, an dem in der Nacht vom 3. auf den
4. Oktober ein Großbrand die Tennishalle und das Vereinsheim am Harksheider Weg in Schutt und Asche legte (das Abendblatt berichtete). Inzwischen ist der Bauschutt entfernt, es sieht aus, als würde der Vereinsboss in einer riesigen Sandkiste stehen.

Brack blickt gedankenversunken ins Gelände hinaus, so als würde ihm die ganze Tragweite der Unglücksnacht mit noch immer ungeklärter Schuldfrage erneut vor Augen geführt werden. Wenigstens hatten die Quickborner Glück, dass sie im Winter beim Nachbarn in Friedrichsgabe Hallenzeiten buchen konnten und auch beim TC Alsterquelle unterkamen.

„Die große Bestürzung hat sich gelegt“, sagt Brack, der 2008 aus dem Ruhrgebiet in den Norden übersiedelte. „Unsere Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, in die Hände zu spucken und den Neuaufbau anzupacken.“

TuS Holstein Tennis bekommt 2,4 Millionen Euro

Eigeninitiative per Arbeitsdienst dürfte allein indes kaum ausreichen. Der Wiederaufbau geht einher mit dem finanziellen Desaster, das Anfang Oktober entstanden war. Diesbezüglich gab es kürzlich aber Entwarnung: Sachverständige der Provinzial-Versicherung in Kiel erstellten ein Gutachten, nachdem die Quickborner Anspruch auf die komplette Versicherungssumme von 2,4 Millionen Euro haben.

So soll die neue Tennishalle in Quickborn inklusive Clubheim aussehen. Sie soll im Vergleich zur alten um 90 Grad gedreht sein – als Schutzwall zur A7 
So soll die neue Tennishalle in Quickborn inklusive Clubheim aussehen. Sie soll im Vergleich zur alten um 90 Grad gedreht sein – als Schutzwall zur A7  © HA | Arne Kolarczyk

„Das Geld wird reichen, um die Kosten für den Neubau der neuen Dreifeldhalle, des Clubhauses und der Umkleideräume aufzubringen und keine Schulden zu machen.

„Der Bauantrag ist gestellt, die Arbeiten können zeitnah beginnen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Stefan Theobald. „Die Ausschreibungen für die Produktlieferanten liegen vor, und das Fundament ist geschaffen.“

Thorsten Brack, schaut auf der Anlage des TuS Holstein Tennis am Harksheider Weg regelmäßig nach dem Rechten. Er sieht: Es geht stetig voran, Aufbruchstimmung ist zu spüren. Kein Wunder: Die Sommersaison ist nicht gefährdet, Anfang Mai finden die ersten Medenspiele statt. Bevor es so weit ist, können übergangsweise von der Stadt zugesagte Container mit Duschen und Toiletten benutzt werden, die ursprünglich für Flüchtlinge vorgesehen waren.

Die neuen Räumlichkeiten sollen mit Beginn der Hallensaison fertiggestellt sein. Und was ist, wenn sich die Arbeiten verzögern? Thorsten Brack: „Die Bauzeit könnte in der Tat etwas knapp kalkuliert sein. Ich hoffe aber, dass es trotzdem schneller geht als beim Berliner Flughafen.“