Im Alter von zehn Jahren sah Christoph Heinemann die Stones auf der Trabrennbahn. Auf dem Weg hatte er noch Britney Spears mitgesungen.

Bei meiner Begegnung mit Gott war ich überfordert. 1998 gerade mal zehn Jahre alt, erstes Konzert meines Lebens, Fanta in der Hand – und ein Fernglas vor dem Gesicht, um die Bühne überhaupt sehen zu können. Auf dem Weg zur Trabrennbahn hatte ich Britney Spears laut mitgesungen. Die Menschenmassen waren mir unheimlich. Dann ein Beben. Und dieser Mann vor meinen Augen. Mick Jagger tänzelte den Bühnensteg entlang, zuckte zum Riff, kodderte die ersten Zeilen ins Mikro, bog sich, schrie, bald nur ein paar Meter von mir entfernt.

Mein Vater, 70.000 Fremde, mein kleiner Körper – alle in Spontanekstase. Ich rief irgendetwas mit, weil ich ein Teil davon sein wollte. Sah Keith Richards das erste Mal die Seele des Rock aus seiner Klampfe schütteln. Nach den 120 Minuten nörgelte ich, bis ich ein T-Shirt bekam. Ich war jetzt ein Gläubiger. Fünf Jahre später kaufte ich mir meine erste Gitarre. Und dachte an diesen Moment, als die echte Musik in mein Leben kam.