Hamburg. Jörn Kruse schämt sich über die Passagen über Familie und Kinder. Außerdem ist der Ex-Wirtschaftsprofessor gegen ein Minarett-Verbot.

Hamburgs AfD-Fraktionsvorsitzender Jörn Kruse lässt am neuen Grundsatzprogramm der Bundespartei kein gutes Haar. Egal, ob es um den Islam, die Familie oder die Umwelt geht: Viele Punkte des in Stuttgart beschlossenen Papiers hält der frühere Wirtschaftsprofessor an der Bundeswehr-Universität Hamburg im Interview der Zeitung "Die Welt" (Dienstag) für albern, töricht oder gar peinlich. Die Partei verlassen will Kruse jedoch weiter nicht. Er fühle sich dem Wähler verpflichtet. "Das ist mein persönliches Motiv", sagte er dem Blatt.

"Kompletter Schwachsinn"

Alles, was im neuen Programm über Familie und Kinder stehe, "finde ich unsäglich und vorgestrig und frauenfeindlich. Und ich schäme mich dafür", sagte Kruse. Etwa die Behauptung, dass man keine Zuwanderung bräuchte, wenn Deutsche mehr Kinder bekämen. "Das ist kompletter Schwachsinn. Dieser Unsinn ist mir zum Teil wirklich peinlich." Im Bereich Umwelt sei zwar wissenschaftlich nicht belegt, dass der Klimawandel menschengemacht sei. "Ich halte es aber für töricht, das so ins Programm zu schreiben - so, wie es nun drin steht."

Anders als die Bundespartei ist Kruse auch gegen ein Minarett-Verbot. "Ich denke nur, dass sie nicht die Gegend dominieren sollten, es ist also eine Frage der Höhe." Auch der Muezzinruf sei unproblematisch. "Solange keine Lautsprecher benutzt werden und niemand aus dem Schlaf gerissen wird, ist doch gar nichts dagegen einzuwenden." Überhaupt sei der Islam als Religion "in Ordnung", sagte er. Ein Problem sei er als politisch totalitäre Ideologie. In Deutschland gelte das Grundgesetz. "Und wenn Muslime finden, dass sie das nicht akzeptieren wollen, müssen sie sich einen anderen Staat suchen."