Hamburg. Sönke Sieg vom Studio Maschen heuerte auf der „Mein Schiff 3“ an – ebenso wie ein Bundeswehr-Offizier.

„Guten Morgen, liebe Gäste“, tönt es aus den Lautsprechern der „Mein Schiff 3“. Das Kreuzfahrtschiff der Hamburger Reederei TUI Cruises fährt gerade mit 2500 Passagieren durch die karibische See – und der Arbeitstag von Stephan Zimmermann beginnt. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner und gelernte Flugoffizier der Marine sorgt als Kreuzfahrtdirektor und Chef von rund 90 Mitarbeitern für Unterhaltung an Bord.

Während das Schiff vor der Karibikinsel Antigua mit den 365 Traumstränden liegt, spielt derweil Sönke Sieg, Musikalischer Leiter, im Klanghaus am Flügel. Kurze Probe für den nächsten Auftritt. Stephan Zimmermann und Sönke Sieg gehören zu den leitenden Mitarbeitern der 1000-köpfigen Crew. So viel sie auch auf den Weltmeeren herumschippern, so eng sind sie mit ihrer norddeutschen Heimat verbunden.

Stephan Zimmermann, 47, stammt aus Hanerau-Hademarschen, Sönke Sieg – 52 Jahre alter Sohn des jüngst verstorbenen plattdeutschen Schriftstellers Wolfgang Sieg – aus Hamburg. Beide Reederei-Mitarbeiter sind ein Beispiel dafür, dass auch Seiteneinsteiger Karriere auf Kreuzfahrtschiffen machen können. Denn die Branche boomt. Im vergangenen Jahr hat sie nach eigenen Angaben in Europa 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und beschäftigt rund 350.000 Frauen und Männer. Zudem sollen 29 der insgesamt 31 Hochseekreuzfahrtschiffe, deren Auslieferung bis zum Jahr 2018 geplant ist, auf europäischen Werften gebaut werden, sagt der Chef des europäischen Kreuzfahrtverbandes CLIA-Europe, Pierfrancesco Vago.

Cruise Days 2015: Die besten Bilder

Hamburg
Hamburg "weint": Das Auslaufen der "Queen Mary 2" wird von starkem Regen begleitet © dpa | Daniel Reinhardt
Wohl dem, der seinen Regenschirm am Sonntagabend dabei hatte
Wohl dem, der seinen Regenschirm am Sonntagabend dabei hatte © dpa | Daniel Reinhardt
Auch die
Auch die "MSC Splendida" bekommt zum Abschluss der "Cruise Days" typisch hanseatisches Schietwetter zu spüren. Am Sonnabendabend hatte sich das Wetter deutlich freundlicher präsentiert ... © dpa | Daniel Reinhardt
Das Kreuzfahrtschiff
Das Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff 4" © dpa | Bodo Marks
"Mein Schiff 4" an den Landungsbrücken © dpa | Bodo Marks
Bye- bye
Bye- bye "Mein Schiff 4" © dpa | Bodo Marks
Das Kreuzfahrtschiff
Das Kreuzfahrtschiff "Aida bella" © dpa | Bodo Marks
Die
Die "Costa Romantica" © dpa | Markus Scholz
Hier noch im Hellen: die
Hier noch im Hellen: die "Costa Romantica" © dpa | Markus Scholz
Besucher der Hamburg Cruise Days an der
Besucher der Hamburg Cruise Days an der "Cap San Diego" © dpa | Markus Scholz
Zahlreiche Besucher verfolgen die Auslaufparade der Kreuzfahrtschiffe im Rahmen der
Zahlreiche Besucher verfolgen die Auslaufparade der Kreuzfahrtschiffe im Rahmen der "Cruise Days" © dpa | Bodo Marks
Besucher der Hamburg Cruise Days
Besucher der Hamburg Cruise Days © dpa | Markus Scholz
Mehrere Kreuzfahrtschiffe, darunter die
Mehrere Kreuzfahrtschiffe, darunter die "Europa" (l.), verlassen bei der Auslaufparade der Kreuzfahrtschiffe im Rahmen der "Cruise Days" den Hafen von Hamburg © dpa | Bodo Marks
Besucher der Hamburg Cruise Days
Besucher der Hamburg Cruise Days © dpa | Markus Scholz
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Stephan Zimmermann schaffte den Weg an Bord über die Marine. Zunächst ließ er sich bei der Bundeswehr zum Marineoffizier ausbilden und war als Oberleutnant zur See in Nordholz stationiert. Während des Jugoslawienkrieges überwachte er als Navigator an Bord eines Bundeswehrfliegers das Handelsembargo mit. Während dieser Tätigkeit absolvierte er mehr als 1600 Flugstunden. Zusätzlich erflog er bereits knapp 400 Stunden als Privatpilot.

Als sich der nächste Karrieresprung bei der Bundeswehr verzögerte, heuerte Zimmermann schließlich auf einem Kreuzfahrtschiff an. Inzwischen ist er als Kreuzfahrtdirektor bei TUI Cruises engagiert und die „Stimme des Schiffs“, wie er sagt. Als begabter Entertainer und TV-Moderator geleitet er die Passagiere durch den Tag und das Bühnenprogramm. „Außerdem repräsentiere ich das Schiff. Ich bin so etwas wie der Bundespräsident der Mein Schiff 3“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Seit der Hamburger Schiffstaufe mit Helene Fischer im Jahr 2014 ist der erste Neubau von TUI Cruises auf Tour. Derzeit bereitet die Reederei das nächste Großereignis vor: Es ist die baugleiche Mein Schiff 5, die am 15. Juli in Travemünde getauft werden soll.

Sönke Sieg, der Musikalische Leiter, wird diese Taufe künstlerisch mit vorbereiten. „Wir arbeiten intensiv am Start up“, sagt er. Mehr verraten will der 52-Jährige Hamburger allerdings noch nicht. In Siegs Leben dreht sich alles um Kunst. Auch auf der Mein Schiff 3 sei er den ganzen Tag über mit Musik beschäftigt - Klassik genauso wie Rock. „ Ich bin stilistisch immer offen gewesen. Meine musikalische Initialzündung waren die Beatles.“ Das Klanghaus mit seiner Akustik biete Musikern beste Bedingungen. An Bord gibt es sogar eine große Orgel. Vor seinem Engagement arbeitete Sönke Sieg im legenden Studio Maschen unter anderem für Truck Stop und als erfolgreicher Produzent für Kinderhörspiele mit eigener Firma in Sittensen.

Beide Norddeutsche fahren mit Enthusiasmus zur See. Und kehren aber auch gern in ihre Heimat zurück. Stephan Zimmermann, der fast alle Kontinente bereist hat, stellt dabei immer wieder fest: „In Schleswig-Holstein ist ein wenig die Zeit stehen geblieben. Es ist aber ein beruhigendes Gefühl, dass sich dort für die Menschen nicht viel verändert hat.“

Die geplante Taufe der Mein Schiff 5 in Travemünde wird auch von Politik und Wirtschaft mit Spannung erwartet. „Sie ist ein hervorragendes Signal für die Kreuzfahrtschifffahrt in Schleswig-Holstein“, freut sich Reinhard Meyer, Schleswig-Holsteins Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie. Die Jungfernfahrt führt das jüngste Flottenmitglied ins Baltikum. Wegen der Expansion sucht die Reederei immer wieder neue Mitarbeiter auf den Schiffen, darunter Kinder- und Jugendbetreuer, Schiffsärzte, Krankenpfleger, Barkeeper und Sänger.