Rachel Wahba

Harburg

Wie giftig ist unser Hafenschlick? Dieser Frage wird in einem der zahlreichen Labors der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) nachgegangen. Als einen der ersten Mitarbeiter zog es Joachim Kunze 1979 an die TUHH. Sein Spezialfach, die instrumentelle Analytik, hat der Chemie-Ingenieur an der Uni in Münster gelernt.

Seit Jahrhunderten ist die Verschlickung der Elbe ein Problem. Einleitungen der Industrie und die Reinigung der Unterwasserschiffe sind die Hauptursache für die Neubildung von Schlick. Ständig "wächst die Elbe zu", das Fahrwasser wird zu seicht für große Schiffe. Früher wurde der Schlick, der aus der Fahrrinne der Elbe rausgebaggert werden musste, einfach irgend wohin gekippt, es entstanden große Spülfelder. Dann wurde festgestellt, dass der Schlick unter anderem Schwermetalle enthält. Kunze: "Ein großes Problem sind die Schwermetalle und die giftigen zinnorganischen Verbindungen, die in der Unterwasserfarbe für Schiffe enthalten sind."

Kunze und seine Kollegen untersuchen unter anderem täglich verschiedene Schlickproben, um festzustellen, wie viel von welchen schädlichen Stoffen darin zu finden sind. Seit 1981 wird versucht, die Schlickmengen, die aus der Elbe gebaggert werden, so gering wie möglich zu halten. In Altenwerder arbeitet seit 1981 die Anlage Metha. Hier wird mechanisch der Sand vom Schlick getrennt. In der Anlage setzt sich der Sand ab, weil er schwerer als der reine Schlick ist. Seit diese Anlage arbeitet wird an der TUHH in Kunzes Labor regelmäßig der Sand untersucht, ob er tatsächlich sauber ist. Untersucht wird auch, ob wirklich alle Schwermetalle, die bis heute noch zum großen Teil aus Industriebetrieben stammen, und giftige Stoffe im reinen Schlick geblieben sind.

Joachim Kunze: "Die Anlage arbeitet gut. Der Sand ist sauber und kann problemlos an die Bauindustrie abgegeben werden." Der Schlick wird teilweise in Verbrennungsanlagen in Fernwärme umgewandelt. Kunze und seine Kollegen untersuchen auch, ob der Rauch, der bei diesem Verbrennungsvorgang in die Luft abgegeben wird, frei von Quecksilber ist. Das selbe Labor durchwandern auch Klärschlammproben aus der Anlage bei Köhlbrandhöft.

In komplizierten Computeranalysen werden die Proben in ihre einzelnen Bestandteile so zerlegt, dass die Laboranten die Ergebnisse vom Bildschirm ablesen können. In regelmäßigen Ringversuchen, an denen verschiedene Labors in Deutschland teilnehmen, wird die Genauigkeit der Ergebnisse geprüft. "Diese Ringversuche sind wichtig für unsere Arbeit, damit wir uns auf unsere eigenen Ergebnisse verlassen können", sagt Joachim Kunze.