KARRIERE Vera Munro hat es vom Model zu einer international bekannten Galeristin gebracht. Es war ein Weg der Tränen und der Kämpfe.

Caroline Deuss

Ihr Leben - das gehört der Kunst. Sie nippt an ihrem Tee und wirkt sehr zart in dem großen schwarzen Sofa. Vera Munro spricht über die Anfänge ihrer Karriere. Sie wird nachdenklich. "Nein, es war nicht nur leicht." Und es muss doch der einzige und richtige Weg für sie gewesen sein, denn dabei lässt ein Lächeln ihr feines, blasses Gesicht leuchten. Munros Galerie an der Heilwigstraße ist heute international bekannt für zeitgenössische Kunst. Sammler aus der ganzen Welt, Künstler und Museen wie die Stuttgarter Staatsgalerie, das New Yorker Museum of Modern Art oder das Centre Pompidou gehören zu ihren Kunden. 1977 eröffnete Vera Munro ihre erste Galerie. Davor hatte die Tochter aus einer Fa-brikantenfamilie als Model und Fernsehmoderatorin gearbeitet und eine kaufmännische Ausbildung gemacht: "Mein Vater wollte mir die Flausen mit der Kunst aus dem Kopf treiben. Aber das ging nicht. Schon als kleines Mädchen habe ich Kunst geliebt."

So lernte sie durch ihre Schönheit erst die Welt kennen, um sich dann ihrer Leidenschaft zu widmen: "Ich wollte mit dem Modeln aufhören, bevor meine erste Falte da ist."

Als sie sich mit ihrer damals noch kleinen Galerie in Winterhude auf junge Avantgarde-Künstler konzentrierte, hatte Vera Munro einen schweren Stand: "Man galt als spinnös." Noch heute erinnert sie sich an den Skandal, als sie 1979 in ihren Räumen erstmals Joseph Beuys ausstellte: "Die Hamburger reagierten entsetzt. Dabei waren es Zeichnungen, die eher moderat für Beuys waren." Unverstanden fühlte sie sich: "Man hielt ihn für einen Scharlatan. Die Menschen fühlten sich provoziert." Sie habe das nicht kalt gelassen: "Ich wollte doch die Stärke dieser Kunst vermitteln."

Einsame und tränenreiche Kämpfe seien es gewesen: "Ich habe über die Arbeit für meine Galerie viele Jugendfreunde verloren. Ich wusste, welche Kunst ich wollte und konnte das Unverständnis nicht akzeptieren." Heute ist Beuys weltberühmt - ein Aquarell von ihm in ihrem Esszimmer erinnert Munro an diese Anfänge.

Unterstützt wurde sie vor allem von ihrem Mann: Komponist Nick Munro, der Millionen-Hits für Vicky Leandros, Milva, Paul Anka oder Roger Whittaker geschrieben hat. Mit ihm und einer Katze lebt die Galeristin in der weißen Jugendstil-Villa in Harvestehude. Kunst und Musik im Einklang. Nick Munro hat sein Studio im Haus - sein Flügel im Wohnzimmer glänzt im Licht, das durch die großen Fenster fällt.

Die hohen weißen Decken, der schlichte dunkle Holzboden - Vera Munro wusste sofort: "Die richtigen Räume für unsere Bilder." Über dem Sofa hängt ein Werk von Imi Knoebel, einem Künstler aus Düsseldorf, mit dem sie viele Jahre befreundet ist: "Er hängt heute auch in allen berühmten Museen der Welt." Gegenüber ein Werk von Sigmar Polke, ein Bild von Cy Twombly und eines von Günther Förg: "Sie alle sind Freunde - und die wichtigsten Menschen in meinem Leben."

So muss sich ihr Zuhause auch ihrer Leidenschaft - der Kunst - unterordnen. "Ich kann nur in einer sehr reduzierten Umgebung leben. Ich habe so viel Fantasie - da ist kein Platz für überladene Dekoration. Das würde mich nervös machen."

"Einfachheit, klar formuliert" - die habe sie in ihrem Haus voller Bilder - ohne Vorhänge, Teppiche - umsetzen wollen. Es ist ihr gelungen. "Hamburg war sicher der schwierigste Platz für meine Arbeit. Aber ich liebe diese Stadt und ihre Schönheit", sagt sie und lächelt wieder. "Und durch die Deichtorhallen und die Galerie der Gegenwart wurde hier viel verändert." Eine Art Versöhnung.