ULRIKE SCHWALM

Bargteheide

Man könnte sie für eine Lehrerin halten. Mit dem großen Lederbeutel, in dem sich ihre Notizen und selbst verfertigte Prospekte über das "KGB-Netzwerk" befinden, steuert Kirsten Driller (45) an diesem Nachmittag das Kreisgymnasium Bargteheide (KGB) an. "Mindestens zwei- bis dreimal pro Woche bin ich in Sachen Schule unterwegs", sagt die gelernte Bankkauffrau, die Schulelternbeiratsvorsitzende und damit oberste Interessenvertreterin der 630 Schülerfamilien ist. "Unser derzeit größtes Projekt ist Schule im Netz", erklärt die Mutter von Elftklässlerin Katrin (17) und Christian (14), der die achte Klasse besucht. "Meine Kinder haben zu Hause einen PC", sagt die Bargteheiderin, die mit dem Bankkaufmann Uwe Driller (45) verheiratet ist. Aber längst nicht jede Familie hat diese Möglichkeit. "Unser Ziel ist Gleichberechtigung für alle Schüler", sagt Driller.

Doch es gab Defizite am KGB, als Driller im vergangenen Jahr begann: "1997 war zwar ein neuer Computerraum mit 15 PC-Arbeitsplätzen eingerichtet worden. Aber die Systeme waren technisch überholt und boten keine Möglichkeiten mehr für die Nutzung neuerer Anwenderprogramme." Was tun? Kirsten Driller und ihre Mitstreiter versuchten erst einmal, ein Elternnetzwerk "Neue Medien" aufzubauen. Gesucht wurden Eltern, die sich mit der Materie auskennen. "Zum Glück meldete sich mit Thomas Bartel ein Kenner", erinnert sich Driller. Der Informationsmanager einer Ahrensburger Firma bildete eine Projektgruppe mit Lehrern und Eltern.

Dazu kalkulierte man die Kosten: 90 000 Mark für 20 PC und Server. Eine solche Summe, das war den Eltern von vornherein klar, kann der Schulträger (der Kreis Stormarn) nicht einfach aufbringen. "Also setzten Herr Bartel und ich uns zusammen und entwickelten den Flyer mit dem Titel ,Das KGB-Netzwerk', den wir in einer Auflage von rund 100 Exemplaren druckten", schildert Driller. Darin präsentierten die Eltern unter dem Motto "Investition in die Zukunft" auch ihre Forderungen für das Jahr 2001. Neben dem PC-Raum gehörten auch der Aufbau von Lerndateien und Weiterbildungsmöglichkeiten dazu, außerdem mobile, funkgesteuerte Computer für die Unterrichtsräume und professionelle Lehrerschulungen für den Umgang mit den neuen Technologien.

Dann ging es an die Sponsorensuche. "Wir recherchierten, welche Bargteheider Firmen es gibt. Dann gaben wir den Prospekt in den Betrieben ab", so Driller. Die Resonanz enttäuschte die Eltern: Bis auf 500 Mark von der Sparkasse Stormarn und 5000 Mark aus einer Stiftung der Dresdner Bank kam nichts zusammen. Immerhin wurden viele Sachspenden eingesammelt. Und so gibt es jetzt einen Raum mit sechs Internet-PC für die Oberstufe sowie drei weitere in der Bücherei. Ein vierter soll eventuell hinzukommen. Driller: "Und weitere 15 PC wurden uns als Spende schon zugesagt."

Wie kann es jetzt weitergehen? Woher das Geld für den Server nehmen? Darüber spricht Kirsten Driller sowohl mit dem Schulleiter, Klaus Ilmberger, als auch mit dem Schulverein. "Und das Netzwerk wird auch Thema bei der Konferenz der Klassenelternvertreter sein, die es zweimal jährlich gibt. Dann wird es auch um den G8-Zug gehen. Hinter dieser militärischen Bezeichnung verbirgt sich eine auf acht Jahre verkürzte Gymnasiallinie, die probeweise an schleswig-holsteinischen Schulen eingeführt werden kann, wenn die Schulkonferenzen den Vorschlag gutheißen. "Die Idee finde ich hervorragend, weil sehr begabte Schüler auf diese Weise gefördert werden können", meint Driller.

Wohin steuert das KGB in Zukunft? Wird es die Multimediaschule? Oder eher das musische Gymnasium? Lebt die Identität der "Penne" von den internationalen Austauschprogrammen? Auch das müssen die Bargteheiderin und ihre Mitstreiter definieren: "Zweimal im Monat treffen wir uns mit Schülern und Lehrern, um ein Schulprogramm zu entwickeln, das bis zum Jahr 2002 beim Kultusministerium abgegeben wird. Grundlage ist eine Elternbefragung."

Für die Bargteheiderin, die sonst gern Tennis spielt oder in die Hamburger Staatsoper fährt, ist das Engagement am KGB so etwas wie ein Hobby geworden. Driller: "Da liest man sogar das Schulgesetz mit Interesse."