Heiko Gerdau

Wedel

Zugleich beginnt beim SC Rist eine neue "Zeitrechnung". Es ist die Stunde Null eines neuen Konzepts, des größten Einschnitts in der Geschichte der ersten Herrenmannschaft. Der neue Trainer Arne Alig (33) veränderte umfassend Gesicht und Geist der Mannschaft. Sieben neue Spieler gehen morgen (18 Uhr) in Sechtem und am Sonnabend erstmals zu Hause am Steinberg in gelb-grün auf das Parkett.

"Ich brauche junge Talente, die es wissen wollen, die mein Team als Sprungbrett zu höherem nutzen wollen und sich entsprechend engagieren", unterstrich Alig. Da blieben "Altbewährte" auf der Strecke, zum Beispiel der Lette Dzintars Jaunzems, seit Jahren der Motor der Mannschaft. Weil er beruflich das von Alig geforderte Trainingspensum nicht leisten kann, stand er nicht mehr zur Debatte. Das gleiche galt für Wedeler Originale wie Jan Stange.

"Wir wollten nicht warten, bis wir in die Regionalliga abgestiegen sind, um einen Schnitt zu machen und die Mannschaft drastisch zu verjüngen", begründete der zweite Vorsitzende des SC Rist, Joachim Rose. Der große Zustrom von außerhalb birgt indes die Gefahr der Entfremdung zu den Fans. Ob das Wedeler Stammpublikum den personellen Kehraus verkraftet?

Andererseits ist seit Jahren der Ruf nach mehr Professionalität ebenso laut wie die Klagen der früheren Trainer über mangelnde Trainingsbeteiligung. Der Kader, den Alig um sich geschart hat, trainiert täglich. Auch Rist-Vorsitzender Siegmar Kuntze plädierte für Aligs Weg: "Arne hat ein professionelles Konzept, das trotz des geringen Etats langfristig funktionieren könnte. Ich denke, wir sollten der Sache eine Chance geben."

Besonders vor dem Hintergrund des fehlenden Nachschubs aus der eigenen Jugend kommt den Rist-Oberen ein Mann wie Alig gelegen. Denn eines muss man dem neuen Trainer schon jetzt bescheinigen: Mit großem persönlichen Einsatz motivierte er junge Spieler, an die Elbe zu kommen. Vielleicht liegt das daran, dass seine Laufbahn als Center beim MTV Gießen in der Ersten Bundesliga gerade erst zu Ende gegangen ist. Als Trainer kann er bisher nur vier Monate Vertretung bei der Regionalligamannschaft des MTV Gießen vorweisen.

Das Ziel ist klar: Der Klassenerhalt in einer Liga, die immer professioneller und von Einkäufen im Ausland bestimmt wird. Selbst der Etat des Aufsteigers TSV Lesum Bremen wird als mindestens doppelt so hoch wie die finanziellen Möglichkeiten der Wedeler (180 000 Mark) geschätzt. Spitzenmannschaften wie der TSV Quakenbrück und Bundesligaabsteiger BC Johanneum sollen viermal so viel ausgeben.

Kein Wunder also, dass die früheren Rist-Basketballer Sasa Zivanovic und Zeljko Kamenjasevic dem Ruf des Geldes nach Bremen zum Liganeuling TSV Lesum folgten. Vom Vorjahreskader blieben nur Mac-Davis Duah, Martin Duggen, Markus Holle, und Alexander Seggelke, der aber wegen seines Fußbruchs erst kommendes Jahr zum Einsatz kommen kann.

Wichtigster Neuzugang ist der 28-jährige Center Karsten Kemna, der vom Erstligaclub SSV Ulm kommt. Möglicherweise wird Center Claas Zöllner (24) eine ähnliche Rolle spielen. Er fehlte allerdings wegen eines Bandscheibenvorfalls die meister Zeit der Vorbereitung. Als Kopf und Lenker holte sich Alig Aufbauspieler Rolf Scholz aus Gießen.

KADER

Mac-Davis Duah (Flügel), Martin Duggen (Flügel/Aufbau), Markus Holle (Center), Christoph Hillgärtner (Flügel/bisher MTV Gießen), Thomas Höper (Center/BC Johanneum), Karsten Kemna (Center/SSV Ulm), Rolf Scholz (Aufbau/SSV Ulm), Alexander Seggelke (Flügel), Jan Vandrei (Flügel/BC Johanneum), Claas Zöllner (Center, US-College). Erweiterter Kader: Christian Seggelke (Flügel), Benjamin Friedl (Aufbau/VfL Stade).

GEGNER

TSV Quakenbrück, SER Rhöndorf, Paderborn Baskets, Schwelmer Baskets, OSC Magdeburg (im Vorjahr Wolmirstedt), BG Sartorius Göttingen, SG Sechtem, UBC Münster, TuS Lichterfelde, BSG Bremerhaven, BG Hagen.

Absteiger: BC Johanneum.

Aufsteiger: ETB Schwarz-Weiß Essen, TSV Lesum Bremen.