BILLIGÖFEN Mit Niedrigpreisen verärgern Baumärkte den Fachhandel. Die Betriebe weigern sich, die Geräte einzubauen.

Matthias Rebaschus

Der Winter kommt. Wer einen Kamin hat, freut sich auf gemütliche Abende. Ungemütlich geht es auf dem Markt der Kaminöfen zu - er ist heiß umkämpft: Hamburger Fachbetriebe weigern sich kategorisch, Billigangebote einzubauen, die aus Baumärkten stammen. Diese Kamine werden Selbstabholern zu Preisen ab 399 Mark angeboten. Im Fachhandel kosten Kaminöfen locker das Zehnfache.

Rund 5000 Kamine und Kaminöfen werden nach Branchen-Schätzungen jährlich im Großraum der Hansestadt verkauft. Die Kampf-preisangebote der Baumärkte ärgern die Fachwelt.

"Wir sind frustriert", sagt Klaus Bischof, Obermeister der Kachelofen- und Luftheizungsbauer-Innung Hamburg. "Denn viele kommen mit dem Kaminofen völlig ratlos zu uns und wollen das Teil bei sich zu Hause anschließen lassen. Dabei können wir das gar nicht, denn wir müssten auch die Garantie für ein Produkt übernehmen, das wir nicht kennen." Diese Bastler werden bei Bischof abgewiesen. "Warum sollten wir unser Wissen abgeben?" Auch in den fünf Filialen von Broder Brodersen lehnen die Monteure es ab, Baumarktöfen aufzustellen. Thomas Ihk, Obermeister der Hamburger Schornsteinfeger-Innung: "Wer einen Kaminofen im Baumarkt kauft, sollte sich immer schriftlich die so genannte Baumusterzulassung der TÜV-Behörde geben lassen. Eine mündliche Bestätigung nützt wenig. Andernfalls ist der Aufbau nicht erlaubt." Vor Jahren habe es mit den ungeprüften Modellen, den bekannten Franklin-Öfen, aus Baumärkten etliche Unfälle gegeben. "Vor allem Kinder haben sich verbrannt."

Die Baumärkte wehren sich. Beispielsweise Firma Bauhaus am Nedderfeld. Hier würden nur TÜV-geprüfte Kaminöfen zu Preisen zwischen 695 und 2000 Mark angeboten. Verkäufer Horst Danowski: "Wir geben auch einen Prospekt mit, in dem sich Ofenbauer empfehlen, die einen Anschluss vornehmen können."

Was liegt im Trend bei den Kaminfreunden? Schlanke, hochgebaute und mit einer großen Klappe ausgestattette Kaminöfen. Traummaße: 43, 50, 110 Zentimeter. "Die alten bis zu 70 Zentimeter dicken sind nicht mehr im Trend", sagt Broder Brodersen. Beliebt seien Öfen, die zwischen 42 und 55 Zentimeter breit, 50 Zentimeter tief und gut einen Meter hoch sind. Brodersen: "Die Glastüren an den schlanken Öfen sind größer geworden. Die Menschen kaufen einen Kaminofen zum Anschauen; sie wollen das Feuer sehen." Diese im Raum frei stehenden Öfen gibt es im Fachhandel ab 1000 Mark, "in guter Qualität um 3000 Mark". Brodersen: "Diese Kaminöfen leisten bis zu neun Kilowatt, das reicht aus, um 80 Quadratmeter zu heizen. Viele Kunden nutzen sie, um ihre Heizkosten um ein Drittel bis zu 50 Prozent zu senken." Die Kaminöfen erfordern wie Kamine alle einen Schornstein. Den kann man auch nachträglich bauen lassen. Kostenpunkt für eine Röhren-konstruktion aus Edelstahl an einer Außenwand: ab 5000 Mark.

Wenn es um den guten alten Kamin in der Wand geht, dann mögen es die Hamburger schlicht und einfach. "Kacheln sind nicht mehr so gefragt", sagt Klaus Bischof. Im Trend lägen Kamine mit einem "Gewände" (einer Umrandung) aus Marmor.

So ein Kamin kann 10 000 Mark kosten. Besonders für Liebhaber offener Kamine bietet Dr. Rolf Heuts in seinem Geschäft an der Milchstraße antike Modelle aus Frankreich an. "Die sind mehrere Hundert Jahre alt und stammen aus Abbruchhäusern. Dabei sind Marmorarten, die es heute gar nicht mehr gibt." Der Preis für das Gewände liegt zwischen 4000 und 20 000 Mark.