söb Jersbek - Das "Putting Green" gleicht fast einem Schilderwald. 18 numerierte Metallstangen, in jedem Loch eine, ragen auf dem einem Teppich gleichenden Rasen in die Höhe. Den kleinen Fabian, er ist erst neun Jahre alt, könnte man zwischen Schildern und Mitspielern glatt übersehen. Aber der Nachwuchsgolfer weiß schon, wie er auf sich aufmerksam macht - mit guten Leistungen. Er übt er gerade mit ein paar Kameraden die kurzen Schläge. Konzentriert visiert er den Ball an, macht einen Probeschwung. Dann kommt die Zunge mit ins Spiel, kreist nervös um die Mundwinkel und schnellt plötzlich wieder zurück, als Fabian den Ball gefühlvoll in Richtung Loch befördert. "Plopp" macht es, als die Kugel hinein fällt. Fabian guckt zufrieden.

Der Neunjährige ist der jüngste Teilnehmer des Fördertrainings beim Golf-Club Jersbek, der für seine Jugendarbeit mit dem "Grünen Band" ausgezeichnet wurde. "Ich wollte das gerne mal ausprobieren, weil mein Vater immer gespielt hat", erinnert er sich an die Anfänge seiner Karriere vor drei Jahren. Fabian, der vorher Hockey spielte, hat sogar schon ein Turnier gewonnen. "Am liebsten mag ich beim Golf die langen Schläge", erzählt er. "Ich komme schon 100 Meter weit."

Nur ein paar Schritte vom Putting Green entfernt üben gerade ein paar Vereinskameraden die "Drive" genannten weiten Abschläge. "Driving Range" heißt der Übungsplatz, eine große Wiese, auf der die jugendlichen Golfer bis zu 200 Meter weit schlagen. Der 16 Jahre alte Tim Stahmer aus Bargteheide, zugleich Jugendsprecher des Clubs, schlägt im Minutentakt Bälle weg, dazwischen gibt Trainer Christian Beckmann Verbesserungstipps. Tim hat vor einigen Tagen den Platzrekord in Jersbek eingestellt. Den Par-71-Kurs mit 69 Schlägen zu spielen, hat vor ihm erst ein Golfer geschafft.

Tim zählt gemeinsam mit Jonas Brüling, Maximilian von Jenisch-Schwilk und dem 13 Jahre alten Jan Tornquist, der wegen seiner starken Leistungen in Anlehnung an den weltbesten Golfer nur noch "Tiger" genannt wird, zur vergangene Woche in der Teamwertung der Landesmeisterschaften erfolgreichen Mannschaft. "Das sind die Früchte unserer Arbeit", sagt Irene Driessen-Oehlschläger, Jugendwartin des GC Jersbek, stolz über die vier Jungs. Seit sie vor vier Jahren das Amt übernahm, gibt es in dem Verein endlich wieder hoffnungsvollen Nachwuchs. 68 Kinder und Jugendliche trainieren in neun Gruppen, 166 der 1060 Mitglieder sind jünger als 26 Jahre.

Für Golf-Clubs ist es aber ein wahrer Kraftakt, Nachwuchs zu werben, während im Erwachsenenbereich Wartelisten geführt werden. "In Deutschland hat der Golfsport noch immer ein negatives Image", sagt der Jersbeker Cheftrainer Michael Stewart, der aus Leeds stammt. "Hier gibt es genauso viele Talente wie anderswo, aber sie werden nicht entdeckt. In England können die Kinder Golf sogar als Schulsport wählen. Außerdem sind dort die Kosten sehr viel geringer."

Auch im Golf-Club Jersbek ist die Mitgliedschaft für junge Leute mittlerweile erschwinglich. 100 Mark im Jahr zahlen Kinder bis zwölf Jahre, 13- bis 25-Jährige werden mit 300 Mark jährlich zur Kasse gebeten. Doch das allein reicht nicht aus. Deshalb trat Irene Driessen-Oehlschläger vor vier Jahren an acht Schulen heran. Mit der Grundschule Bünningstedt, dem Eckhorst-Gymnasium, der Emil-Nolde-Schule und der Grund- und Hauptschule Bargteheide Land wurde eine Zusammenarbeit in Form von Arbeitsgemeinschaften beschlossen. "Abschlag Schule" heißt das vom Club freier Golfer unterstützte Projekt. Kinder und Jugendliche anderer umliegender Schulen kommen zum Schnuppertraining oder in Projektwochen zum Golfplatz. Viele von ihnen fangen Feuer und werden anschließend Mitglied.

So viel Einsatz von Driessen-Oehlschläger und ihrem sechsköpfigen Jugendausschuss blieb nicht verborgen. Die mit 10 000 Mark dotierte bundesweit anerkannte Auszeichnung "Grünes Band" der Dresdner Bank und des Deutschen Sportbunds war eine schöne und hilfreiche Bestätigung für die Jersbeker Verantwortlichen. Der Preis wird für vorbildliche Talentförderung in unterschiedlichen Sportarten jedes Jahr an bis zu 60 Vereine bundesweit verliehen. Der GC Jersbek ist der erste Stormarner Golf-Club, der das "Grüne Band" erhielt. Irene Driessen-Oehlschlägel will sich im Licht der Ehrung aber nicht sonnen, sondern sieht die Auszeichnung als zusätzliche Motivation an. "Sicher haben wir in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet", sagte sie. "Aber es gibt auch noch einiges zu verbessern. Das wird dank des großzügig dotierten Preises nun einfacher."