Kofferkontrolle am Flughafen: Hamburger Firma entwickelt neue Geräte, die alle Arten von Sprengstoff noch sicherer erkennen.

"Wir können feststellen, wie sich Strahlen in einem Gegenstand verhalten."

Wie unterscheidet man einen mittelalten Gouda-Käse von einem Stück Plastiksprengstoff? Was in der alltäglichen Wahrnehmung kein Problem darstellt, ist im Bereich der Flugsicherung nicht so einfach. Dort wird das von Passagieren aufgegebene Gepäck hinter den Kulissen von großen Röntgengeräten durchleuchtet, um gefährliche Stoffe zu identifizieren. Doch auch hier war man bislang auf den menschlichen Augenschein angewiesen, der selbst bei geschultem Auge manchmal täuschen kann.

Die Firma Yxlon International mit Hauptsitz in Hamburg hat ein Verfahren entwickelt, das Sprengstoffe in allen Arten von Gepäck und vor allem in kleinsten Mengen findet. In München, Düsseldorf und Nürnberg sowie demnächst auch in Köln und Leipzig verrichten diese Anlagen bereits ihren Dienst. Etwa 60 Gepäckstücke pro Stunde schafft ein Gerät, nach Angaben des Herstellers so zuverlässig, dass der Flughafenbetrieb kaum durch Fehlalarme behindert wird.

"Der Unterschied zu den gewöhnlichen Verfahren besteht darin, dass wir mit gestreuter Röntgenstrahlung, so genannter Röntgenbeugung, arbeiten", erklärt der Physiker und Informatiker Dr. Helmut Strecker von Yxlon. Bei den sonst üblichen Verfahren wird gemessen, inwieweit sich die Strahlen abschwächen, wenn sie durch einen bestimmten Stoff dringen. "Wir können dagegen genauer feststellen, wie sich die Strahlen innerhalb des Gegenstandes verhalten", erklärt Strecker. Die Wechselwirkungen mit dem Material lassen Rückschlüsse darauf zu, um was es sich dabei genau handelt. Die Analyse übernimmt ein spezielles Computerprogramm, in dem Stoffe aller Art erfasst sind. Auf Grund einer in vielen Tests erstellten Datenbank können selbst bislang unbekannte Sprengstoffmischungen identifiziert werden.

"Der Rechner weiß, nach welchen Stoffen er suchen soll", versichert Yxlon-Chef Dr. Joseph M. Kosanetzky. Dafür sei allerdings auch eine höhere Strahlung nötig. Diese sei jedoch in ihrer Energie nur geringfügig höher als die beim Röntgenarzt verwendete, versichern die Yxlon-Techniker. Zudem kommen die Geräte nur beim Reisegepäck zum Einsatz. Wer sich dennoch Sorgen um Urlaubsfotos oder Laptop-Festplatten macht, sollte diese - wie bei den bisherigen Geräten auch - vorsichtshalber im Handgepäck mitnehmen.

STEFFEN HAUBNER

"Wir können feststellen, wie sich Strahlen in einem Gegenstand verhalten."