sm/leo Hamburg - Mit der Betreuung der Bundesliga-Profis des FC St. Pauli geht für Carsten Lütten ein Traum in Erfüllung. Selbst zwölf Jahre als professioneller Hockeyspieler (Klipper und Club an der Alster) aktiv, hat der Mediziner auch heute noch eine besonders enge Verbindung zum Leistungssport: "Das Hobby mit dem Beruf zu verbinden, so platt das klingen mag, ist ein Glücksfall. In der Praxis sowie in der Klinik habe ich zu großen Teilen mit Leistungssportlern zu tun. Jetzt für St. Pauli arbeiten zu können, setzt dem Ganzen die Krone auf", sagt der 44-Jährige, der heute Geburtstag hat. Zudem habe er bereits Erfahrungen während der Betreuung der HSV-Volleyballer und der orthopädischen Behandlung der Athleten des Olympiastützpunktes Hamburg sammeln können.

Der Vater zweier Kinder (verheiratet mit Sabine Neidhard - von der renommierten Hamburger Rechtsanwaltskanzlei "Prinz, Neidhard und Engel") , der in Hamburg studierte, in Lübeck in der Chirurgie arbeitete und danach in Südkalifornien (USA) sein Wissen erweiterte, trat bereits bei den Spielern Moudachiou Amadou, Adamu Yakubu und dem Torhüter Tihomir Bulat in Kontakt mit dem FC St. Pauli, jeweils als verantwortlicher Mediziner für die sportärztlichen Untersuchungen.

Zusammen mit Johannes Holz, der seit dem ersten April dieses Jahres offizieller Partner ist, führt Lütten in der Hansastraße 1 eine Gemeinschaftspraxis. "Wir kennen uns schon aus der gemeinsamen Zeit beim Olympiastützpunkt", erzählt Holz, "wo ich als Betreuer der Schwimmer für die Leistungsdiagnostik mit Herrn Lütten als behandelnden Arzt zusammenarbeitete, später dann auch bei ihm in der Klinik Manhagen meinen Arzt im Praktikum absolvierte."

Der gebürtige Bayer, der in Schleswig-Holstein aufwuchs und in Hamburg studierte, zeichnet sich ebenfalls durch eine besonders enge Verbindung zum Leistungssport aus. "Ich war selbst jahrelang auf Landesebene Schwimmer, betreute andere Schwimmer bis hin zu Europameisterschaften als Trainer", so Holz. Im Gegensatz zu seinem Kompagnon hat er jedoch schon Erfahrungen in der Betreuung von Fußballmannschaften sammeln können: ""Ich durfte im Aufstiegsjahr 1999 die Mannschaft des SSV Ulm betreuen, habe dort erleben dürfen, wie ehrgeizig diese jungen Menschen sind", sagt der 36-Jährige. "Als ich aber zum FC St. Pauli ins Stadion kam, die Stimmung miterlebte, muss ich ehrlich zugeben, hat mich das fast umgehauen. Die Stimmung am Millerntor ist einfach um Klassen besser als die in Ulm. Jetzt hier am Spielfeldrand sitzen zu dürfen ist ein echter Glücksfall für mich."

Wann der erste Kontakt zwischen den beiden Ärzten und dem FC St. Pauli zustande kam, wollen sie nicht verraten. Auch über die Vertragslänge wurde Stillschweigen vereinbart. "Das spielt auch keine Rolle. Wichtig ist, dass wir uns für diesen Neuanfang entschieden haben. Jetzt noch über Zeitpunkte und Gründe zu philosophieren, wäre nicht richtig", sagt St.-Pauli-Coach Dietmar Demuth. Es sei für alle - insbesondere ihn - belastend genug, "einem Mitarbeiter wie Peter Benckendorff nach 24 Jahren das Arbeitsverhältnis aufzukündigen".

Doch dieser hat bereits etwas Neues gefunden. Nur drei Tage nach der Trennung vom FC St. Pauli nahm Benckendorff ein Angebot des Bundes Deutscher Berufsboxer an, für den er künftig als Ringarzt tätig ist. Kontakt zum Verband unterhielt der Mediziner schon länger. "Er hat unsere Sportler, darunter die Klitschko-Brüder sowie Dariusz Michalczewski, sehr erfolgreich betreut", begründete Peter Hanraths, Geschäftsführer der Hamburger Universum-Boxpromotion, die Wahl: "Wir sind überzeugt, dass Benckendorff fachlich wie menschlich gut zu uns passt." Auch der Mediziner selbst zeigt sich zufrieden: "Das Verhältnis besteht schon länger, jetzt ist es nur offiziell. Da habe ich ein Umfeld, dem ich schon lange vertraue. Und bei Kämpfen in Las Vegas dabei zu sein, ist ja auch etwas Feines."