Pinneberg - Die zwei großen weißen Buchstaben auf rotem Grund sind kaum zu übersehen: Ob beim Bau der vierten Elbtunnelröhre in Hamburg oder bei der Errichtung des Kanzleramtes in Berlin - das Bauschild mit dem auffälligen, aber schlichten Logo der Pinneberger Spezialtiefbau-Firma G+K taucht oft auf, wenn es gemäß dem Firmenmotto darum geht, "einer Sache auf den Grund zu gehen".

Selbstverständlich ist das keineswegs. Es sind noch keine zwölf Monate vergangen, da sah es so aus, als ob für die Spezialtiefbauer aus der Kreisstadt das letzte Stündlein geschlagen hätte und das große weiße G und das große weiße K auf rotem Grund für immer in der Baugrube verschwinden würden: Wegen Zahlungsunfähigkeit mussten der damalige Firmenchef Hans-Joachim Kloss, der das Unternehmen 1968 als "Grundwasser und Kanalbau GmbH & Co. KG" in Wedel gegründet hatte, und sein Kompagnon Jürgen Brüggmann beim Amtsgericht Pinneberg Insolvenzantrag stellen. Die Jobs der gut 60 Beschäftigten in der Kreisstadt, wo G+K seit 1983 an der Mühlenstraße auf einer gemieteten Fläche ansässig ist, schienen alles andere als sicher zu sein.

Ein knappes Jahr später arbeiten immer noch gut 60 Männer und Frauen bei G+K an der Mühlenstraße unweit des Weidenhofes, und der Chef (oder besser einer von ihnen) heißt immer noch Kloss und doch hat sich in den zurückliegenden Monaten eine Menge geändert: Nach dem Insolvenzantrag bekamen Kristian Kloss, Sohn des Firmengründers, und der Ellerauer Unternehmensberater Stefan Schwede vom Insolvenzverwalter den Zuschlag, um das vor dem Konkurs stehende Unternehmen fortzuführen - zumindest teilweise: Denn das Tochterunternehmen des Pinneberger Stammbetriebes, die G+K Grundbau Schwerin GmbH (80 Mitarbeiter), wurde im Rahmen des Insolvenzverfahrens ausgegliedert und an einen anderen Interessenten veräußert. Und das, meint Jung-Unternehmer Kloss, war wohl auch gut so. Denn vor allem das Ostgeschäft sei es gewesen, das dem Gesamtunternehmen im vergangenen Jahr beinahe den Todestoß versetzt habe.

Grund für den wirtschaftlichen Niedergang sei aber nicht nur die dramatisch eingebrochenen Baunachfrage im Osten gewesen, sondern auch die sich verschlechternde Zahlungsmoral vieler Kunden. Und so richtig gebrummt hatte es in der Baubranche auch im Westen der Republik nicht.

Der Neuanfang im vergangenen Spätsommer, so Kloss, gestaltete sich nicht einfach: "Viele Lieferanten waren anfangs skeptisch", erinnert sich der 29-Jährige, der bis zum Vordiplom Bauingenieurwesen in Hamburg studiert hat und bereits 1998 in Hamburg eine Projektmanagement- und Planungsgesellschaft gründete, die seit kurzem auf dem G+K-Nachbarareal an der Mühlenstraße ansässig ist. Der Rückzug aus dem verlustreichen Ostgeschäft und eine Straffung der internen Verwaltungsabläufe bei unveränderter Angebotspalette haben G+K in den vergangenen Monaten wieder auf Trab gebracht. Die interne Kommunikation wurde verbessert, neue EDV angeschafft, die kaufmännische Abteilung umstrukturiert und beispielsweise ein "scharfes Mahnwesen" (Kloss) eingeführt. Die Belegschaft wurde teilweise verjüngt, auch drei Ausbildungsplätze wurden geschaffen. Geplant ist, so Kloss, für die Mitarbeiter ein Honorarsystem einzuführen - bei guter und erfolgreicher Arbeit solls Prämien geben. Aber auch ganz banale Dinge wurden erst einmal angegangen. So wurde das rund 12 500 Quadratmeter große Firmengelände aufgeräumt und das anfallende Altmetall zu Geld gemacht.

Dritter im Führungs-Triumvirat bei G+K ist seit dem Neuanfang neben Schwede und Kloss junior Hans-Jürgen Wingert. Er gehört dem Pinneberger Betrieb bereits seit vielen Jahren an und ist nun fürs Technische in der Geschäftsführung zuständig. Auch Firmengründer Hans-Joachim Kloss ist in beratender Funktion für "sein" Unternehmen tätig: Er gehört dem neu gegründeten Beirat an, der den neuen Machern mit Rat und Tat zur Seite steht und in dem außerdem noch ein Rechtsanwalt und ein Bank-Vertreter sitzen. Ex-Geschäftsführer Jürgen Brüggmann arbeit weiterhin als Kalkulator im Betrieb.

Der Erfolg der bisherigen Bemühungen scheint der neuen Führungscrew Recht zu geben. Kloss junior: "Erstmals seit fünf Jahren wird G+K in diesem Jahr keine roten Zahlen schreiben." Nicht gut zu sprechen ist der Geschäftsführer in diesem Zusammenhang auf die Banken und das Land - denn Kredite und Bürgschaften hats für den Neuanfang nicht gegeben. "Dafür sind wir wohl eine Nummer zu klein", glaubt Kloss.

Am Standort Pinneberg wollen Kloss und Co. auf jeden Fall festhalten - und das, obwohl die Realisierung eines ganz großen Projektes, das für Hans-Joachim Kloss vor beinahe 20 Jahren der Hauptgrund war, um überhaupt in die Kreisstadt umzusiedeln, nach wie vor in weiter Ferne steht: der Bau der Westumgehung, die ganz in der Nähe des G+K-Areals verlaufen soll.

FRANK SCHULZE