rg/leo Hamburg - Der Anruf kurz vor halb zwölf überraschte ihn. "Jens möchte dich sprechen. Komm bitte um 13 Uhr ins Büro", teilte Holtkötters Prokuristin Daniela Kahnke Peter Schomers nach der morgendlichen Trainingseinheit am Telefon mit. Was Holtkötter dann zu sagen hatte, verwunderte den Coach der BCJ Tigers letztlich nicht. Schomers muss bei fortlaufenden Bezügen gehen, Pat Elzie vom TV Langen ersetzt ihn.

Schon gestern Abend stellte sich der 40-Jährige der Mannschaft vor. Heute sitzt der ehemalige BCJ-Spieler und -Manager beim Halbfinal-Rückspiel der Korac-Cup-Qualifikation gegen die DJK Würzburg (20 Uhr, Sporthalle Wandsbek) das erste Mal auf der Bank. Das Tabellenschlusslicht der Basketball-Bundesliga sah sich nach elf Niederlagen in den vergangenen zwölf Spielen zum letzten Reflex genötigt. "Wir hoffen auf den Magath-Effekt", sagte Fußball-Fan Holtkötter.

Bis in den späten Montagabend hatten BCJ-Präsident Matthis Baumhöfner, Sportdirektor Heiner Zarnack, Manager Kai Lorenz und Tigers-Chef Holtkötter über die Trennung beraten, die schließlich "einvernehmlich" erfolgt sei, wie Holtkötter betont: "Wir wollten dem Team für die restlichen 13 Spiele im Abstiegskampf einen ultimativen Kick verpassen. Schomers hat sich diesbezüglich einsichtig gezeigt." Man könne dem scheidenden Coach keinen konkreten Vorwurf machen, so der Tigers-Boss. Dennoch erhoffe man sich von dem "in dieser Situation üblichen Trainerwechsel" den nötigen Motivationsschub.

Elzie, der Troubleshooter in spe, hatte erst in der Nacht auf Dienstag die Freigabe seines alten Vereins erhalten, an den er ursprünglich bis zum Saisonende vertraglich gebunden war. Weil Langen aber drei Spieltage vor Schluss als Tabellensechster der Zweiten Liga Süd weder auf- noch absteigen kann, entsprach der Club Elzies lang gehegtem Wunsch. Bereits nach dem Rauswurf Tim Butlers im November 1999, damals kam Schomers, hatten sich die Tigers um die Rückkehr ihres früheren Profis (1995-97) und Publikumslieblings bemüht, zuletzt trotz der obligatorischen wie nötigen öffentlichen Treueschwüre für Schomers fast wöchentlich. "Pat ist uns als Spieler und Organisator bestens vertraut und hat in Paderborn und Langen unter schwierigen Bedingungen herausragende Arbeit geleistet", begründete Holtkötter die Wahl. Zudem verfüge Elzie aus seiner Tätigkeit als Spielerberater über gute Kontakte: "Wir sind deshalb künftig nicht mehr auf externe Agenten angewiesen." Elzie erhält einen Vertrag bis Ende Mai mit Option auf die nächste Saison.

Schomers nahm die Entscheidung mit einer Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung auf. Er hatte seit Monaten das mangelnde Vertrauen Holtkötters gespürt und beinahe täglich mit der vorzeitigen Trennung gerechnet. Das bedrückte ihn. "Ich habe andererseits seit anderthalb Jahren brutal viel Arbeit, Enthusiasmus und Idealismus in diesen Verein und in diese Mannschaft gesteckt. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, nichts mehr bewegen zu können, hätte ich den Job schon früher von selbst abgegeben. Ich dachte aber, wir seien nach dem Sieg gegen Hagen wieder auf dem richtigen Weg", sagte Schomers.

Zum Kristallisationspunkt seiner Tätigkeit bei den Tigers wurde der Rauswurf des Spielmachers Duane Woodward am 9. Dezember. Danach folgten elf Niederlagen in Folge, ehe der US-Amerikaner das Team gegen Hagen zum Erfolg zurückführte. Schomers: "Ich stehe zu beiden Entscheidungen, ihn erst zu feuern und ihn schließlich wieder zu heuern." Die zwischenzeitliche Suche nach einem Ersatzmann zermürbte aber Team, Trainer und Führung. "Ich hätte vielleicht früher um Hilfe bitten und nicht versuchen sollen, alles allein machen zu wollen", resümierte der Entlassene, darunter habe womöglich die Arbeit mit der Mannschaft gelitten. Sein Spielführer steht ihm trotzdem bei. "An Peter Schomers lag es nicht", sagt Marc Suhr, "er hat alles für uns getan, uns gut trainiert, wir aber haben versagt. Ich bin tief enttäuscht. Ich werde ihn vermissen."