AHRENSBURGER ZEITUNG: Nach viereinhalb Jahren beim TuS Hoisdorf ist plötzlich Schluss für Sie. Künftig gehen Sie für den Verbandsliga-Tabellenführer SC Concordia auf Torejagd. Warum?

OLIVER ZAPEL: Zu den Gründen möchte ich mich nicht näher äußern. Nur soviel: Ganz freiwillig verlasse ich den TuS Hoisdorf nicht. Denn eigentlich wollte ich hier meine Karriere beenden.

AZ: Auch 1996 erfolgte Ihr Wechsel von Bergedorf 85 zum TuS Hoisdorf höchst überraschend.

ZAPEL: Ja, das stimmt schon. Damals war ich mit Holstein Kiel bereits handelseinig, ehe mich Sponsor Oliver Bruss ansprach und mich doch zu einem Wechsel nach Hoisdorf bewegte.

AZ: Haben Sie diesen Schritt jemals bereut?

ZAPEL: Niemals. Der Abschied aus Bergedorf war zwar mit Schmerzen verbunden, da ich eine große emotionale Bindung an den Club hatte. Und mein gespanntes Verhältnis zum damaligen Hoisdorfer Trainer Werner Jätschmann machte die Sache für mich anfangs nicht einfacher. Doch mit der Verpflichtung von Peter Nogly änderte sich alles zum Positiven. In den letzten Jahren hat sich Hoisdorf zu einem Paradies entwickelt, sowohl für junge Talente als auch für ältere gestandene Spieler.

AZ: Woran liegt das?

ZAPEL: Das Umfeld ist perfekt. Außerdem konnten Trainer und Spieler ohne großen Erfolgsdruck arbeiten. Das ist selbst im Amateurfußball heutzutage kaum noch zu finden. Wir haben natürlich auch eine tolle, charakterstarke Mannschaft gehabt.

AZ: Das hört sich alles sehr harmonisch an. Aber Sepp Herbergers Motto von den "elf Freunden" trifft auf den TuS Hoisdorf nicht uneingeschränkt zu, oder?

ZAPEL: Letztlich waren wir natürlich eine Zweckgemeinschaft wie jedes Fußballteam. Doch in dieser Gruppe hat sich ein ungewöhnlich starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Die Stimmung in der Kabine und auf dem Platz war immer gut. Deshalb bedaure ich es auch, dass ich bislang noch keine Möglichkeit hatte, mich anständig von der Mannschaft oder dem Trainer zu verabschieden.

AZ: Mit wem werden Sie künftig weiter in Verbindung bleiben?

ZAPEL: Intensiven privaten Kontakt hat man natürlich nur zu wenigen Spielern. Gunnar Griem etwa ist mir ein guter Freund geworden. Zu meinen Spezies zählen auch Holger Behnert, Tim Lafferenz und Benjamin Somuah. Vielleicht gelingt es mir ja, denen einen oder anderen zum SC Concordia zu vermitteln.

AZ: Ein sehr herzliches Verhältnis verbindet Sie auch mit Trainer Peter Nogly.

ZAPEL: Ihn werde ich ganz besonders vermissen. Er ist ohne Zweifel der beste Trainer, den ich in meiner Laufbahn hatte, und von dem ich viel gelernt habe. Zum Beispiel, sich immer loyal gegenüber Mitspielern oder dem Verein zu verhalten oder auch in schwierigen Situationen stets die Ruhe zu bewahren. Peter ist für mich eine absolute Respektsperson. Es gibt wohl nichts, was er in seiner Karriere als Spieler und Trainer noch nicht erlebt hat. Außerdem haben wir ähnliche Charaktereigenschaften: Wir sind ehrgeizig, fast perfektionistisch veranlagt und versuchen selbst im Training immer alles zu geben.

AZ: Es heißt, Sie wollen irgendwann einmal in seine Fußstapfen treten und die Trainerlaufbahn einschlagen.

ZAPEL: Das ist richtig. Mein Traum ist es, eines Tages als Trainer im Profibereich zu arbeiten. Zuvor will ich aber als Spieler noch einige Ziele erreichen. Ich habe bislang 197 Einsätze in der Oberliga. Mindestens drei sollten noch dazu kommen. Deshalb will ich mit dem SC Concordia unbedingt aufzusteigen. Wenn ich meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann, ist aber von heute auf morgen Schluss. Meine Karriere in einer unteren Spielklasse ausklingen zu lassen, käme für mich nicht in Frage.

AZ: Wie kommt es, dass Sie erst in Hoisdorf als Torschütze vom Dienst in Erscheinung getreten sind?

ZAPEL: In Bergedorf war ich viel zu sehr mit Abwehraufgaben beschäftigt, um mich auf meine Stärken in der Offensive konzentrieren zu können. Ich habe halt den Instinkt, der mich immer im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle sein lässt. Außerdem achte ich in letzter Zeit verstärkt auf meinen Körper. Seit vier Jahren gönne ich mir den Luxus, zweimal pro Woche einen Personal-Trainer fürs Kickboxen zu engagieren. Dabei werden - anders als beim Fußballtraining - alle Körperpartien beansprucht. Es gibt kaum etwas besseres, um Verletzungen vorzubeugen.

AZ: Es ist kein Geheimnis, dass auch das Golfspielen zu Ihren großen Leidenschaften zählt.

ZAPEL: Leider komme ich zu selten dazu. Auf dem Golfplatz kann man wunderbar abschalten, Geist und Körper regenerieren.

AZ: Dabei soll ja auch schon so manches Geschäft in die Wege geleitet worden sein. Concordias Präsident Peter Menssing gilt auch als passionierter Golfer. Wurde Ihr Wechsel auf dem Golfplatz eingefädelt?

ZAPEL: Nein, den Anstoß gab mein Freund Dirk "Mini" Köhlert, der beim SC Concordia spielt.

AZ: Was bleibt Ihnen von viereinhalb Jahren beim TuS Hoisdorf in Erinnerung?

ZAPEL: Vor allem Positives. Etwa das entscheidende Spiel im Mai 1998 gegen den TSV Pansdorf. Dank unseres grandiosen 4:3 erreichten wir als Vizemeister noch die Regionalliga-Aufstiegsspiele, die wir dann leider gegen BV Cloppenburg verloren. Persönliches Highlight war, dass ich zweimal in Folge Oberliga-Torschützenkönig wurde.

AZ: Und wie steht es mit Ihren Negativ-Erlebnissen?

ZAPEL: Besonders ärgert mich noch mein Platzverweis vor zwei Jahren gegen den VfR Neumünster. Ohne die - für meine Begriffe unberechtigte - rote Karte und die daraus resultierende Sperre wäre ich an jedem der 198 Spieltage, die es bislang in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein gab, eingesetzt worden. Das fehlende Spiel wurmt mich. Am schlimmsten ist für mich aber mein Abschied vom TuS Hoisdorf, den ich mir natürlich anders vorgestellt habe. Der Verein ist mir ans Herz gewachsen. Ich hatte zu allen ein gutes Verhältnis - von den Fans bis hin zum Platzwart.

Interview: THOMAS JAKLITSCH