Von

NATALY BOMBECK,

ANDREAS BURGMAYER

und CORINNA BELOW

Goodbye, Adieu, macht's gut: Die Katzen verlassen das Operettenhaus am Spielbudenplatz. 15 Jahre lang zogen sie Millionen von Zuschauern in ihren Bann, schrieben deutsche Musical-Geschichte auf St. Pauli. In letzter Sekunde konnte ein unwürdiger Abschied im Streit abgewendet werden. Nachdem die Stella AG am Donnerstag einen Manteltarifvertrag mit der IG Medien unterzeichnete, beendete die "Cats"-Crew auf und hinter der Bühne den Streik und machte sich bereit für den letzten Akt. Mit viel Glamour wird es nun doch eine Abschiedsgala am Sonntag geben. Danach ziehen die Katzen nach Stuttgart um, wo sie ab dem 2. März wieder miauen werden. Im Operettenhaus am Spielbudenplatz wird ab dem 8. Juni das Tanzvergnügen "Fosse" gegeben, eine Reminiszenz an das Werk des Choreographen Bob Fosse.

Was das Musical für die Stadt Hamburg bedeutete, machen die Fakten deutlich: Am 18. April 1986 feierte das Ur-Musical "Cats" seine Premiere. Mehr als 6100 Vorstellungen mit über sechs Millionen Zuschauern sollten folgen. Für den Tourismus in der Stadt ein Boom-Faktor: Lagen die Übernachtungszahlen in der Stadt 1986 noch bei etwa drei Millionen pro Jahr, stieg diese Zahl nach der Premiere von "Cats" sprunghaft auf über vier Millionen in nur fünf Jahren. 2000 wurden 4,9 Millionen Übernachtungen gezählt. Mit zwei Millionen Musical-Besuchern rechnet die Tourismus-Zentrale jährlich: jeweils eine Million aus Hamburg und eine von auswärts. Allein 200 Millionen Mark geben diese Besucher für ihre Karten aus, weitere 175 Millionen für Fahrten, Restaurant-Besuche und Getränke. Jeder "Cats"-Besucher habe im Schnitt 400 Mark in Hamburg gelassen. "Ein immenser Sog- und Imagefaktor für unsere Stadt", sagt Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der Tourismus-Zentrale. Hoteliers und Gastronome würden den 15 Jahren "Cats" nachweinen.

"Für uns war ,Cats' ein toller Start für Wochenend-Arrangements", sagt Renate Schneider-Herrmann vom Steigenberger- Hotel Hamburg. Dort gab es auch die "Cats-Suite" für 2000 Mark das Wochenende inklusive Arrangement. Aus ihr soll in Zukunft eine Premieren-Suite werden, dekoriert nach der jeweils angesagten Musical-Produktion.

Die Auslastung des Operettenhauses mit 1247 Sitzplätzen sank über die Jahre allerdings stetig: 1996 lag sie noch bei 95 Prozent. 1998 wurden 84 Prozent der Plätze verkauft, 1999 waren es nur noch 70 Prozent.

Doch es gab viele treue Fans unter den "Cats"-Besuchern. Der treuste kommt aus Schenefeld und heißt Wolfgang Biskop. Er hat "Cats" 439 Mal gesehen, alle zwei Wochen einmal. Für den 50 Jahre alten Informatiker und Physiker von der Fachhochschule Wedel ein Hobby. Ein Stück aus seinem Leben bricht nun weg. Wolfgang Biskop sagt: "So eine intensive Beziehung zu einem Musical, das wird es in meinem Leben nie mehr geben."

"Die Katzen ziehen die Krallen ein und werden auf Samtpfoten nach Stuttgart ziehen. Es waren 15 erfolgreiche Jahre, in denen Hamburgs Ruf als Musical-Metropole begründet wurde. Dafür bedanke ich mich bei allen auf und hinter der Bühne." Ortwin Runde,

Erster Bürgermeister

"Uns auf St. Pauli trifft es hart, dass die Katzen Hamburg verlassen. Immerhin verlieren wir mit dem Musical 30 Prozent aller Touristen, die auf den Kiez kommen. ,Cats' war auch ein Stück persönliches Engagement der Mitarbeiter am Operettenhaus."

Kurt Schubert,

Interessengemeinschaft St. Pauli

",Cats' war der Wegbereiter des Musicals in Deutschland und schrieb in Hamburg seine Erfolgsgeschichte. Der anfangs belächelte Slogan ,Mit ,Cats' lassen sich Mäuse fangen' hat sich zu 100 Prozent bewahrheitet."

Dietrich von Albedyll,

Geschäftsführer der

Tourismus-Zentrale Hamburg

"Als Kollegen bedauern wir den Weggang dieses Stückes, das vor allem für den Spielbudenplatz Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Für die kulturelle Vielfalt hoffen wir, dass die nachfolgenden Produktionen genauso erfolgreich spielen werden."

Norbert Aust,

Geschäftsführer

Schmidt's Tivoli und Theater