Auf die Frage, wen er am liebsten interviewen würde, antwortet Prof. Dr. Dieter Roß: "Wolfgang Amadeus Mozart." Seine erste Frage an ihn? "Wie haben Sie es fertig gebracht, das Abgründige so unauflösbar mit dem Spielerischen zu verbinden?"

Nachdenklich, uneitel, gesprächsbereit: So kennen und schätzen ihn Studenten und Dozenten. Roß lehrt am Institut für Journalistik der Uni Hamburg, seit 1982 der Studiengang begründet wurde. Mit diesem Semester scheidet der dienstälteste Journalistik-Dozent, der am 1. März 65 Jahre wird, aus, auch wenn er einzelne Veranstaltungen und Prüfungen "seiner" Studenten weiter übernimmt.

Sein letztes Semester steht für einen Neuanfang: Journalistik ist zum Hauptfach aufgewertet worden. Trotzdem hält Roß den Studiengang nicht "für den Königsweg in den Journalismus", aber für eine Möglichkeit, sich mit allgemeinen und wissenschaftlichen Kenntnissen in dem Beruf zu behaupten. Den Weg von der Hochschule in die Medienpraxis ist er selbst gegangen. Nach dem Studium der Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie in Hamburg und Göttingen arbeitete er bei der "Tagesschau" und bei Zeitungen und im Hörfunk. Nach der Promotion in Geschichte ("Hitler und Dollfuß: Eine Untersuchung zur nationalsozialistischen Außenpolitik 1933 bis 1934") war er im Hans-Bredow-Institut für Rundfunk und Fernsehen tätig und von 1966 bis 1982 Lehrbeauftragter für Kommunikation und Massenmedien in den Fachbereichen Geschichtswissenschaft, Philosophie und Sprachwissenschaft in Hamburg, bis er zum ersten Professor am neuen Teilstudiengang Journalistik ernannt wurde.

Die Studenten bittet er regelmäßig um Nachsicht, weil er auf dem linken Ohr schlecht höre, "dabei gilt er als der mit den offenen Ohren", beschreibt sein Mitarbeiter Christian Teriete (23), Student im fünften Semester, die Bereitschaft von Roß, sich jederzeit der Sorgen und Nöte der Studenten anzunehmen. "Wir werden ihn vermissen", sagt Prof. Dr. Irene Neverla, die Direktorin des Journalistik-Instituts. Die akademische Abschiedsfeier ist am 5. April, 18 Uhr, im Gästehaus der Universität (Rothenbaumchaussee 34). cri