Von HEIKO GERDAU

Prisdorf - Hin- und hergerissen sind die Triathleten alle, wenn sie vom härtesten Ironman der Welt erzählen, vom Ironman auf Hawaii. Die Hölle im Paradies heißt der Parcours durch die Lavafelder von Hawaii, und diesmal waren die äußeren Bedingungen mit Orkanböen so höllisch wie seit Jahren nicht mehr.

"Das war ein ganz schönes Leiden da draußen", sagte Ralf Eggert (28) aus Prisdorf. Gleichzeitig leuchteten seine Augen, denn er hat es auf Anhieb geschafft und war als 23. der Profiklasse (24. insgesamt) nach 8:57:30 Stunden im Ziel in Kona angekommen; nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen (wir berichteten).

"Ich konnte den Zieleinlauf noch richtig genießen, habe die Arme hochgerissen, dann bin ich zusammengeklappt", berichtete Eggert, den erst eine Infusion wieder auf die Beine brachte. Abschreckend ist diese totale Erschöpfung für keinen der "eisernen Männer". Schon als Eggert im medizinischen Zelt versorgt wurde, reifte der Entschluss, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. "Es ist alles so faszinierend, die Stimmung vor allem."

Angefangen hatte der große Tag der Triathleten bereits um 4 Uhr in der Früh. Im Scheinwerferlicht wurden letzte Vorbereitungen getroffen, bevor sich Eggert gemeinsam mit 1500 Konkurrenten in den Pazifik stürzte. Wie ein riesiger Schwarm Fische brachten die Triathleten das Wasser zum Schäumen. Eggert schwamm ganz vorne mit, stieg als Sechster nach 50:32 Minuten aus dem Waser und fühlte sich großartig.

Trotz seiner hohen Startnummer (483) und der damit verbundenen schlechten Position seines Rades verließ er als Dritter die Wechselzone. "Ich habe das für mich optimiert, alles, was ich brauche, ist am Rad fest geklebt", so Eggert.

Einmal an der Spitze sein, das hatte sich der Prisdorfer unbedingt vorgenommen. Nach 30 Kilometern war es soweit, er überholte den Franzosen Yves Cordier und stand kilometerlang im Fokus der Fernsehkameras, die ihn in Helikoptern wie Bienen umschwirrten. Dann schluckte ihn die nachfolgende Gruppe der Favoriten, zu der auch der spätere Sieger Peter Reid (Kanada) sowie die Deutschen Norman Stadler (Pforzheim), Lothar Leder (Darmstadt) und Thomas Hellriegel (Bruchsal) gehörten.

Die Bedingungen wurden allmählich härter. Orkanartige Böen schoben so manchen Teilnehmer in den Graben, Winde bis zu 30 Grad warm, dazu schließlich noch Regen. Eggert: "Das war sehr verwirrend bei strahlend blauem Himmel." Das Wasser wurde vom nahen Vulkan herübergeweht.

Nach 135 Kilometern verlor Eggert den Kontakt zur Spitzengruppe, fuhr fortan seinen eigenen Rhythmus und erreichte nach 4:42:44 Stunden als Zehnter die letzte Wechselzone. Lothar Leder, den Eggert auf dem Rad noch passiert hatte, lief an Eggert vorbei, hatte den Tiefpunkt überwunden. Der von Eggert kam erst noch, beim Marathon, für den Eggert 3:21:02 Stunden benötigte. "Ich quälte mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation."

Alle 1,6 Kilometer gab es einen Stand mit Flüssigkeiten, Bananen und Müsliriegeln. Wie schon beim Ironman Europe in Roth musste Eggert immer wieder gehen, dachte aber zu keiner Zeit ans Aufgeben ("ich reise doch nicht um den halben Erdball, um hier auszusteigen").

Nach der Hälfte der Marathonstrecke zog eine große Gruppe an dem Prisdorfer vorbei, ließ ihn auf Rang 23 abfallen. Nach der Wende kam ihm sein Trainingspartner Nils Goerke aus Barmstedt entgegen, der früher für den TRI EMTV startete. Goerke erreichte nur 16 Minuten nach Eggert als 47. das Ziel. Er war in der Altersklasse 25 bis 29 angetreten und dort Vierter geworden.

Ebenfalls wieder mit von der Partie war Ironman-Stammgast Otto Tylkowski (VfL Pinneberg). Nach 12:09:57 Stunden riss er die Arme als 950. hoch (Zehnter in seiner Altersklasse).